Karriere eines Langweilers, Kommentar zum Privatkonsum von Reinhard Kuls
Frankfurt (ots)
Es gab mal eine Zeit, da war der Privatkonsum der mit Abstand langweiligste Aspekt der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung für Deutschland. Sein Anteil an der kompletten Nachfrage blieb stur konstant, ganz egal wohin die Konjunktur steuerte, und die Veränderungsraten straften sich selbst Lügen: Ein ums andere Mal blieben sie so gut wie unverändert.
Diese Zeiten sind vorbei. Inzwischen ist der Privatverbrauch zu einer der entscheidenden Wachstumsgrößen avanciert. Auslöser war das, was manche das deutsche Beschäftigungswunder des zurückliegenden Jahrzehnts nennen, das aber alles andere als ein Wunder war. Es war hart erarbeitet.
Dieser Beschäftigungserfolg dient auch weiterhin als Garant für einen florierenden Privatverbrauch und ist damit eine solide Basis für ordentliche Wachstumsraten der größten Volkswirtschaft der Eurozone. Dies zumal in Zeiten, da der Eurokurs deutlich abgetaucht ist. Allerdings gilt auch hier eine der früheren Binsenweisheiten der Konjunkturanalyse nur noch bedingt. Denn der Außenwert der (deutschen) Währung hat viel an Einfluss auf die Entwicklung der nach wie vor eine zentrale Rolle spielenden deutschen Exportwirtschaft eingebüßt: Zum einen gehen viele Ausfuhren in die Partnerländer der Eurozone, unterliegen also keinem Wechselkurseinfluss mehr; zum anderen sind die Außenhandelsströme weltweit, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der grenzüberschreitend stark verflochtenen Produktionsabläufe, weniger von den Wechselkursen als den konkreten Nachfrageschwankungen beeinflusst. Dies merkte jüngst die Bundesbank wieder in ihrem Monatsbericht an.
Wenn also trotz anhaltend solider Exportquoten der Außenhandel rechnerisch nichts zum Gesamtwachstum der deutschen Volkswirtschaft beiträgt, liegt das am stärker steigenden Import - und der wird wiederum angeregt von der brummenden Konsumlust der deutschen Privathaushalte. Die jüngste Umfrage der GfK-Marktforscher lässt erwarten, dass die Kauflust auch weiterhin in einen Kaufrausch mündet. Der freilich der deutschen Sicherheitsmentalität angemessen eher kontrolliert sein dürfte, dafür jedoch nachhaltiger.
Die Voraussetzungen dafür, dass diese Art des volkswirtschaftlichen Wunders weitergeht, sind gegeben. Neben der anhaltend guten Beschäftigungslage sorgen spürbare Lohnerhöhungen und niedrige Inflation für pralle Haushaltskassen der Privaten, die zudem weniger davon für Zinsen oder, wegen der niedrigen Ölpreise, für Benzin aufwenden müssen.
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