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Mehr Eigenverantwortung entscheidender Faktor für die Verbesserung guter Schulsysteme

Düsseldorf/New York (ots)

Weltweite McKinsey-Studie: Reformen
wirken schneller als erwartet - Bessere Prozesse in Schulen wichtiger
als Debatte über Strukturen und Ressourcen
Jedes Schulsystem kann sich deutlich verbessern, egal wie gut oder
schlecht die Ausgangslage ist - und dies im Schnitt schon binnen 
sechs Jahren. Entscheidend sind mehr Eigenverantwortung der Schulen, 
die Qualität der Aus- und Weiterbildung der Lehrer sowie die Art und 
Weise, wie Lerninhalte vermittelt werden. Dies sind die zentralen 
Ergebnisse des neuen Global Education Report "How the world's most 
improved school systems keep getting better" von McKinsey & Company. 
Die Unternehmensberatung hat dafür weltweit 20 Schulsysteme 
untersucht, deren Schüler sich - ausgehend von unterschiedlichen 
Niveaus - in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert haben, 
darunter Sachsen. McKinsey analysierte dazu weltweit rund 575 
Reformmaßnahmen und Methoden, die in den untersuchten Schulsystemen 
erfolgreich zum Einsatz kamen, und führte mehr als 200 Interviews mit
Lehrern, Wissenschaftlern und Politikern.
Mehr Eigenverantwortung für Schulen und Lehrer
Schulsysteme, die so wie in Sachsen bereits von einem guten Niveau
aus starten, legen bei Verbesserungen ihren Schwerpunkt vor allem auf
die Dezentralisierung und Eigenverantwortung der Schulen und der 
Lehrerschaft und die Qualität ihrer Lehrkräfte. "Bereits in der 
Ausbildung werden an Lehramtsanwärter durch mehr vorschulische Praxis
und Trainings höhere Anforderungen gestellt", erläutert 
Bildungsexperte Nelson Killius, Partner bei McKinsey in München, die 
Studienergebnisse. Positiv wirke sich auch eine strikte Auswahl beim 
Zugang zum Lehrerberuf aus. Durch fachliche Weiterbildung auch in 
Eigenverantwortung, gezieltes Coaching der Lehrer, gegenseitiges 
Feedback und durch Karrierepfade mit entsprechend gestuftem Gehalt 
für die Spezialisierung von Lehrkräften werde der Erfolg eines 
Schulsystems gesichert. Einen positiven Einfluss habe es auch, so 
Nelson Killius, wenn Schulen selbst mehr pädagogische Befugnisse 
hätten, um beispielsweise auf die Schülerschaft zugeschnittene 
Spezialprogramme anzubieten.
Die Verantwortlichen sehr guter Schulsysteme legen Wert auf 
gegenseitiges Coaching der Lehrer und auf innovative Lehr- und 
Lernmodelle. "Die Qualität der Schulen steigt, wenn die Unterstützung
der Lehrer untereinander zum Weiterbildungsprinzip erhoben und 
Verantwortung auch für Kollegen übernommen wird", berichtet Claus 
Benkert, McKinsey-Direktor in München. Beispielsweise hätten sich 
beobachtete Schulstunden, nach denen ein Lehrer direkt von einem 
Kollegen Feedback erhalte, in den untersuchten Schulsystemen als sehr
erfolgreich erwiesen.
Im weltweiten Vergleich weist Deutschland auf Basis von 
Bildungsstudien wie PISA oder TIMSS seit Jahren einen Platz im 
Mittelfeld auf, allerdings mit leichter Tendenz nach unten. Die 
stetig gestiegenen Ausgaben für Bildung in Deutschland spiegeln sich 
dabei nicht in den Leistungen der Schüler wider. Mehr noch: Z.B. in 
Hongkong und Japan mit ähnlichen Bildungsausgaben pro Kopf wie 
Deutschland schneiden Schüler vergleichsweise besser ab.
Verbesserungen innerhalb von sechs Jahren möglich
"Alle 20 von McKinsey untersuchten Schulsysteme konnten die 
Leistungen ihrer Schüler innerhalb eines Zeitraums von sechs Jahren 
erheblich verbessern", betont Nelson Killius. Schulsysteme in Chile, 
Indien oder Südafrika mit einem schlechten Ausgangsniveau hätten bis 
2006 die Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeit ihrer Schüler erheblich 
gesteigert. In Ländern wie Lettland, Polen, Slowenien und England 
habe sich im gleichen Zeitraum das Niveau in den Bereichen Mathematik
und Leseverständnis von "mittelmäßig" zu "gut" erhöht. Und Sachsen 
sei es gelungen, sich von "gut" zu "großartig" zu verbessern. Nelson 
Killius: "Dass innerhalb von sechs Jahren solche Erfolge möglich 
sind, sollte Schulsystemen in aller Welt Ansporn zu weiteren Reformen
sein."
Weniger Strukturdebatten führen
70% der erfolgreichen Reformmaßnahmen zielen laut der 
McKinsey-Studie auf die Verbesserung von Lehrinhalten, die 
Organisation der Lehre und die Art und Weise ab, wie in einem System 
Lehrinhalte vermittelt werden, also auf die Prozesse in den Schulen. 
Viel seltener trugen Maßnahmen zum Erfolg bei, die im Schwerpunkt 
Strukturen veränderten, beispielsweise die Anzahl von Schulen und 
Schuljahren oder die Ressourcen. "Angesichts dieser Ergebnisse sollte
sich die öffentliche Diskussion mehr auf die Veränderung der Prozesse
konzentrieren und weniger auf Strukturdebatten", folgert 
McKinsey-Partner Killius.
Hintergrund:
Für die Studie wurden 20 Schulsysteme untersucht. Europa: England,
Polen, Slowenien, Lettland, Litauen, Armenien, Sachsen (Deutschland).
Nordamerika: Ontario (Kanada); Boston, Aspire, Long Beach (alle USA).
Südamerika: Minas Gerai (Brasilien), Chile. Afrika und Mittlerer 
Osten: Ghana, Western Cape (Südafrika), Jordanien. Asien: Singapur, 
Hongkong, Korea, Madhya Pradesh (Indien). Alle diese Schulsysteme 
erfüllten die Voraussetzung, nach nationalen und internationalen 
Bewertungsstandards wie z.B. PISA und TIMSS jeweils deutliche, 
nachhaltige und umfassende Verbesserungen erreicht zu haben.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Kirsten Best,
McKinsey & Company, Tel.: 0211 136-4688, 
E-Mail:  kirsten_best@mckinsey.com

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