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Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM)

Gutachten über Finanzinvestoren im Medienbereich vorgelegt

Stuttgart/Berlin (ots)

Medienunternehmen, die von
Finanzinvestoren gehalten werden, wählen nicht grundsätzlich andere 
strategische Optionen als solche, an denen strategische Investoren 
beteiligt sind. Allerdings drehen diese an eher kurzfristigen 
Wertsteigerungen orientierten Geldgeber die Schraube der 
Ökonomisierung weiter. Der inhaltegetriebene "Verleger-Ethos", der 
ursprünglich dem Rundfunk zugrunde lag, wird so zunehmend abgelöst. 
Das bedeutet, dass die Regulierung fortentwickelt werden sollte, um 
rundfunkrechtliche Ziele unabhängig von Kapitalbeteiligungstypen 
möglichst sicher zu erreichen. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens 
im Auftrag der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), 
das das Hamburger Hans-Bredow-Institut in Kooperation mit dem 
Institut für Publizistik und Medienforschung der Universität Zürich 
und dem Center for Entrepreneurial and Financial Studies der 
Technischen Universität München erarbeitet hat. "Nach diffusen 
Diskussionen in der Vergangenheit über den Einfluss von 
Finanzinvestoren in den Medien trägt dieses Gutachten zur 
Versachlichung der Debatte bei. Wer das duale Rundfunksystem behalten
will, muss dem publizistischen und gesellschaftlichen Auftrag des 
privaten Rundfunks einen klaren gesetzlichen Rahmen geben. Investoren
in Rundfunkunternehmen müssen wissen, welche publizistischen 
Leistungserwartungen von ihnen rechtlich verbindlich eingefordert 
werden ", so DLM-Vorsitzender Thomas Langheinrich bei der Vorstellung
der Studie in Berlin.
Gegenstand der Untersuchung war der Einfluss von 
Private-Equity-Investoren, die kein überwiegend strategisches 
Interesse am Unternehmen haben, das sie erwerben. Im Rahmen dreier 
deutscher Fallstudien wurde die Übernahme von Premiere durch Permira,
die Übernahme von Kabel Deutschland durch Providence und die 
Übernahme von ProSiebenSat.1 durch die Saban-Gruppe und durch 
KKR/Permira analysiert. Dabei stellten die Autoren der Studie in 
allen Fällen eine deutliche Steigerung des operativen Cashflows fest.
Dies basiert nicht primär auf kurzfristigen Kostensenkungsmaßnahmen; 
ebenso wenig war ein Zurückfahren von Investitionen auszumachen, im 
Fall von Kabel Deutschland kam es sogar zu einer deutlichen 
Ausweitung. Gleichzeitig erhöhte sich die Personalaufwandsquote bei 
den untersuchten Unternehmen. Im Vergleich zur RTL-Gruppe gibt es bei
ProSiebenSat.1 in den Bereichen Programminvestitionen, 
Programmaufwand und Programminhalte kaum nennenswerte Unterschiede. 
Bestätigt werden die genannten Befunde durch internationale 
Fallstudien.
Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass aktive 
Finanzinvestoren alle geeigneten Mittel nutzen, um das Management zu 
einer Geschäftspolitik zu bewegen, die auf Optimierung und 
Gewinnmaximierung ausgerichtet ist. Einfluss auf operative 
Entscheidungen oder Inhalte wurde dabei in den untersuchten Fällen 
von den Private-Equity-Investoren nicht genommen. "Allerdings besteht
die Gefahr, dass die Wertmaximierungsstrategie und der Schuldendienst
bei hoher Fremdfinanzierungsquote zu Sparzwängen auch im 
Programmbereich führen könnten", mahnt der Direktor des 
Hans-Bredow-Instituts, Dr. Wolfgang Schulz. Die Regelungen zur 
Verhinderung vorherrschender Meinungsmacht werden dem Gutachten 
zufolge auch solchen Beteiligungskonstruktionen gerecht, wie sie von 
Finanzinvestoren gewählt werden; an wenigen Stellen werden allerdings
Klarstellungen im Gesetzestext vorgeschlagen.
Vor dem Hintergrund des Spannungsverhältnisses zwischen 
qualitativen Leistungserwartungen und ökonomischen Anforderungen 
schlagen die Autoren des Gutachtens zur Sicherung der 
Rundfunkpublizistik "Leistungskataloge" vor, die für den privaten 
Rundfunk entweder gesetzlich festgeschrieben oder als 
Selbstverpflichtung auferlegt werden könnten. Gegebenenfalls könnte 
der Ausbau publizistischer Qualität als "Public-Value" auch mit 
besonderen Privilegien "belohnt" werden. "Es besteht Handlungsbedarf,
zumal der Gesetzgeber in Zukunft Rundfunk nur noch über seine 
technische Übertragung und nicht mehr über qualitative Kriterien 
definieren will. Ein solcher Leistungskatalog würde sicherstellen, 
dass der private Rundfunk auch in Zukunft seine im Grundgesetz 
verankerte publizistische Funktion beibehält", so Thomas 
Langheinrich.
Das Gutachten enthält neben deutschen und internationalen 
Fallstudien Kapitel über rundfunkrechtliche Vorgaben und strategische
Analysen von Medienunternehmen und erscheint im Vistas-Verlag. Eine 
Zusammenfassung steht unter: www.alm.de im Menu 
Medienforschung/Publikationen zum Download zur Verfügung.

Pressekontakt:

Kontakt bei Medien-Rückfragen:
Axel Dürr
Pressesprecher
c/o Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)
0711 / 89 25 32-74
E-Mail: a.duerr@lfk.de