Überbrückung der Geschlechterkluft in der Mathematik
Evanston, Illinois (ots/PRNewswire)
- Eine Wissenschaftlerin der Kellogg School of Management stellt fest, dass soziale Gleichberechtigung zu besseren Mathematikfähigkeiten bei Frauen führt
Die Geschlechterkluft in der Mathematik, die angeblich zwischen Mädchen und Jungen existieren soll, wird schon seit langem angezweifelt. Im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichte neue Forschungsergebnisse erhellen den Sachverhalt und zeigen, dass Mädchen in Gesellschaften mit höherer Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern in Mathematik besser sind, und in manchen Fällen ihre männlichen Mitschüler sogar übertreffen.
Das Forschungsprojekt unter der teilweisen Leitung von Professor Paola Sapienza von der Kellogg School of Management hat untersucht, ob soziale und kulturelle Faktoren einen Einfluss auf den Erfolg von Frauen in Mathematik und den Naturwissenschaften haben könnten. Sapienza und ihre Kollegen Luigi Guiso (Instituto Universitario Europeo), Ferdinando Monte und Luigi Zingales (University of Chicago) haben empirisch untersucht, ob in der Mathematik eine globale Geschlechterkluft existiert, um die relative Bedeutung von Biologie und Kultur für die Entwicklung grundlegender geistiger Attribute, die für Mathematik und Naturwissenschaft von Bedeutung sind, besser zu verstehen.
"Die sogenannte Kluft zwischen den Geschlechtern bei mathematischen Fähigkeiten scheint zumindest teilweise mit Umweltfaktoren in Zusammenhang zu stehen", sagte Sapienza. "In Ländern, in denen Männer und Frauen gleichwertigen Zugang zu Ressourcen und Möglichkeiten haben, existiert diese Kluft nicht."
Sapienza und ihre Kollegen haben auf der Suche nach einer Überbrückung der Geschlechterkluft in der Mathematik Daten von über 276.000 Kindern in 40 Ländern analysiert. Die grosse Zahl der Untersuchungsobjekte und die breite Palette unterschiedlicher Sozialsysteme, die in das Forschungsprojekt einbezogen wurden, sind der Schlüssel für die Validität der Studie. Jedes Kind legte den Test für das Programme for International Student Assessment (PISA) der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung von 2003 ab, einem international standardisierten Einstufungstest für Fähigkeiten in Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften und Problemlösung.
Anhand der PISA Analyse haben Sapienza und ihre Kollegen festgestellt, dass Jungen global gesehen in der Regel in Mathematik besser sind als Mädchen (Mädchen erzielten im Durchschnitt 10,5 Punkte weniger als Jungen), wobei dies jedoch nicht immer zutreffend ist. In einigen wenigen Ländern wie Island, Schweden und Norwegen erzielten die Mädchen dieselben oder sogar noch bessere Ergebnisse als die Jungen.
Sapienza und ihre Kollegen untersuchten soziale Gegebenheiten, die diese Abweichungen zwischen den Ländern erklären könnten. Das Team verwendete vier Hilfsmittel, um zu messen, wie stark Frauen im Vergleich zu Männern in die Gesellschaft eingegliedert sind. Diese Hilfsmittel waren der 2006 Gender Gap Index (GGI), der vom World Economic Forum (WEF) entwickelt wurde; der World Values Survey; der Prozentsatz der Frauen über 15, die in jedem Land einer Erwerbstätigkeit nachgehen können; und dem WEF Political Empowerment Index, der die Repräsentation von Frauen in den jeweiligen Regierungen misst.
Sapienzas Team stellte fest, dass die Geschlechterkluft in der Mathematik in Gesellschaften mit grösserer geschlechterspezifischer Gleichberechtigung verschwindet. Zum Beispiel gibt es so gut wie keine Geschlechterkluft in Schweden (GGI = 0,81), während die Mädchen in der Türkei (GCI = 0,59) in Mathematik 23 Punkte weniger als die Jungen erzielten. Die durchschnittlichen Testergebnisse von Mädchen werden mit zunehmender Gleichberechtigung nicht nur besser, sondern die Anzahl der Mädchen, die das höchste Leistungsniveau erreichen, nimmt ebenfalls zu.
Das Forschungsprojekt stellte ausserdem eine bedeutende Geschlechterkluft bei den Lesefähigkeiten fest. Mädchen haben in allen Ländern bessere Lesefähigkeiten als Jungen. In Gesellschaften mit grösserer Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern haben Mädchen bei den Lesefähigkeiten sogar einen noch grösseren Vorsprung über die Jungen. Im Durchschnitt erzielen Mädchen beim Lesen 32,7 Punkte mehr als Jungen (6,6 Prozent höher als der allgemeine Durchschnitt für Jungen). In der Türkei bedeutet dies 25,1 Punkte mehr, und in Island erzielen Mädchen 61,0 Punkte mehr als Jungen.
Sapienza sagte: "Unsere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass in Gesellschaften mit höherer Gleichberechtigung die Mädchen den Jungen, alles in allem betrachtet, überlegen sind."
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nicole.mladic@mslpr.com, für die Kellogg School of Management.
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