Ernst & Young-Vertrauensindex
Trotz Krise: Unternehmen haben grosses Vertrauen in die Schweizer Wirtschaft
Zürich (ots)
Unternehmen erwarten nur langsame Besserung der Wirtschaftslage / Schweizer Franken und Schweizer Wirtschaftsordnung geniessen grösstes Vertrauen / Sorge vor wieder steigenden Energiepreisen, hoher Inflation und Staatsverschuldung
Trotz der aktuellen Wirtschaftskrise haben die Schweizer Unternehmen nach wie vor relativ grosses Vertrauen in die wichtigen Pfeiler des Schweizer Wirtschaftssystems. Vor allem der Schweizer Franken und die Schweizer Wirtschaftsordnung werden hoch geschätzt. Überraschend stark ausgeprägt ist - trotz der anhaltenden Diskussion und Unsicherheit auf den Finanzmärkten - das Vertrauen in die Finanzbranche. Gleichzeitig erwarten die Unternehmen in der Schweiz eine langsame, aber stetige Verbesserung der Wirtschaftslage innerhalb der kommenden zwei Jahre. Aktuell wird die Lage von Unternehmen aus den Bereichen Bau & Energie am positivsten bewertet. Einen kontinuierlichen Aufwärtstrend sehen die Dienstleistungs- und Industrieunternehmen. Das sind Ergebnisse der ersten Ausgabe des "Ernst & Young Vertrauensindex", einer Umfrage des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens Ernst & Young unter 300 Unternehmen in der Schweiz. Der Vertrauensindex wird künftig dreimonatlich durchgeführt, um die Entwicklung des Vertrauens in der Schweizer Wirtschaft zu untersuchen.
Schweizer Franken und Schweizer Wirtschaftsordnung besonders hoch geschätzt
Am meisten Vertrauen haben die Befragten in die Stabilität des Schweizer Franken: 95 Prozent stellen der Schweizer Währung ein gutes Zeugnis aus, nur 5 Prozent haben geringes oder kein Vertrauen. Auch der Euro wird von 89 Prozent der Umfrageteilnehmer als verlässlich eingestuft. Damit geniessen der Schweizer Franken und der Euro eine deutlich höhere Wertschätzung als der US-Dollar: Dieser wird nur von 52 Prozent als vertrauenswürdig angesehen - 48 Prozent äussern sich negativ.
Sehr positiv steht auch die Schweizer Wirtschaftsordnung da: Rund 90 Prozent der befragten Unternehmer haben auch in schwierigen Zeiten Vertrauen in das Wirtschaftssystem der Schweiz.
Trotz Wirtschaftskrise ist das Vertrauen in die Finanzbranche, also den Wirtschaftszweig, der am stärksten von der Krise betroffen ist, sehr hoch. 55 Prozent der Umfrageteilnehmer haben mittleres, eher grosses oder grosses Vertrauen in den Bankensektor - dem stehen 45 Prozent gegenüber, die kein oder nur geringes Vertrauen haben. Noch positiver sieht es bei den Versicherungen aus: Rund 72 Prozent der Befragten sprechen der Versicherungsbranche ihr Vertrauen aus. "Der Beinahe-Zusammenbruch des weltweiten Finanzsystems im Herbst 2008 hat das Vertrauen in die Finanzbranche erheblich erschüttert. Wie die Umfrageresultate jedoch zeigen, scheint sich die Finanzbranche inzwischen von diesem Vertrauensverlust teilweise erholt zu haben", stellt Bruno Chiomento, Chief Executive Officer von Ernst & Young Schweiz, fest. "Wenn die Branche in Zukunft dafür sorgt, bei ihren Geschäften eine vernünftige und nachhaltige Steuerung der Risiken einzuführen, hat sie gute Chancen, verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen".
Regierungen können dank erfolgreichem Krisenmanagement punktenRegierungen rund um den Globus mussten in den vergangenen Monaten immer wieder massiv eingreifen - zunächst, um den Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern, dann immer stärker um wichtige Wirtschaftsbereiche zu stützen und den Ausfall so genannter systemrelevanter Unternehmen zu verhindern. Dieses erhebliche Engagement des Staats hat möglicherweise zu einem Vertrauensschub geführt: 67 Prozent stellen dem Staat derzeit ein befriedigendes oder gutes Zeugnis aus. "Zieht man in Betracht, dass Unternehmer dem Staat und insbesondere staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft traditionell eher kritisch gegenüberstehen, ist dies ein überraschend hoher Wert", kommentiert Bruno Chiomento.
"Die Staaten haben bei der Eindämmung der Krise und als 'Feuerwehr' eine elementar wichtige Rolle gespielt." Allerdings müsse klar sein, dass die derzeitige Rolle des Staates nur vorübergehender Natur sein dürfe: "Mittelfristig müssen wir wieder erreichen, dass der Staat sich weitestgehend aus dem Wirtschaftsleben zurückzieht", stellt Bruno Chiomento klar.
Durchwachsene Geschäftslage - aber Unternehmen erwarten langsamen Aufschwung
Ihre aktuelle Situation sehen die Schweizer Unternehmen mit gemischten Gefühlen: 19 Prozent bezeichnen die eigene Geschäftslage als negativ, 42 Prozent äussern sich hingegen eher zufrieden. Am zufriedensten beurteilen Unternehmen aus den BereichenBau & Energie ihre Lage: 50 Prozent äussern sich positiv über ihre aktuelle Situation. Allerdings erwartet die Bauwirtschaft kurz- und mittelfristig eine Verschlechterung ihrer Lage. Einen kontinuierlichen Aufwärtstrend sehen hingegen die Dienstleistungs- und Industrieunternehmen.
Von einer gravierenden Verschlechterung ihrer Situation gehen die befragten Schweizer Unternehmen insgesamt aber nicht aus - den 19 Prozent, die sich kurzfristig (in den kommenden drei Monaten) auf schlechtere Geschäfte einstellen, stehen 37 Prozent gegenüber, die eine Verbesserung ihrer Geschäftslage erwarten. Mittel- und langfristig sehen die Manager sogar einen klaren Aufwärtstrend: Der Anteil der Optimisten steigt auf 12-Monats-Sicht auf61 Prozent. Für die kommenden 2 Jahre sind sogar 78 Prozent der Manager optimistisch. Besonders zuversichtlich zeigen sich die Dienstleistungsunternehmen: 84 Prozent der befragten Unternehmen prognostizieren für die kommende zwei Jahre eine positive Geschäftsentwicklung.
"Aus Sicht vieler Unternehmen hat sich die Lage in jüngster Zeit merklich stabilisiert - allerdings auf niedrigem Niveau", stellt Bruno Chiomento fest. Zum Aufatmen sei es allerdings noch zu früh: "Der sich abzeichnende Aufschwung steht noch auf wackligen Beinen".Kurzfristig erwarten die Unternehmen im Durchschnitt sogar noch eine weitere Verschlechterung der Wirtschaftslage in der Schweiz: 33 Prozent gehen von einer negativen Entwicklung in den kommenden drei Monaten aus, nur 16 Prozent sehen eine positive Entwicklung. Bereits auf Sechs-Monats-Sicht überwiegen allerdings schon die Optimisten.Einer echten Erholung der Schweizer Wirtschaft stehen derzeit noch mehrere Faktoren im Wege, so Bruno Chiomento: "Der zu befürchtende Anstieg der Arbeitslosigkeit könnte den privaten Konsum sinken lassen." Hinzu kämen die zurückhaltende Kreditvergabe der Banken und die nach wie vor bestehenden Unsicherheiten in der Finanzbranche. "Die Banken sind noch nicht über den Berg - die Lage hat sich zwar stabilisiert, unliebsame Überraschungen kann aber niemand ausschliessen."
Trotzdem ist Bruno Chiomento zuversichtlich, dass sich die positive Prognose der Unternehmen letztlich bewahrheiten wird: "Die Weltwirtschaft hat ihre grösste Bewährungsprobe seit Jahrzehnten bislang bestanden: Der Zusammenbruch des Finanzsystems konnte verhindert werden. Nun stehen die Aufräumarbeiten an, die sich lang hinziehen und noch zu schmerzhaften Anpassungsprozessen führen werden.
Steigende Energiepreise bereiten grosse Sorgen
Derzeit beobachten die befragten Manager vor allem die steigenden Energiepreise mit grosser Sorge: 69 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen diese Entwicklung auf mittlere Sicht grosse Sorge bereitet. "Die Erinnerungen an die sehr hohen Energiepreise im vergangenen Jahr sind noch frisch und das beeinflusst die Stimmung der Befragten", erklärt Bruno Chiomento.
Zweites Sorgenkind der Unternehmen ist die Inflation. 57 Prozent fürchten die negativen Folgen einer zunehmenden Geldentwertung. "Weltweit haben sich die Staaten mit ihren Konjunkturprogrammen gegen die Wirtschaftskrise hoch verschuldet und immer mehr Geld in den Markt gepumpt", stellt Bruno Chiomento fest. "Natürlich ist die Sorge einer möglichen Inflation nicht völlig unberechtigt. Es wird darauf ankommen, wann und wie stark die Zentralbanken gegensteuern können."Weiterhin beobachten die Unternehmer ebenfalls die Staatsverschuldung mit Sorge: 55 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen diese Entwicklung auf mittlere Sicht grosse Sorge bereitet: "Es wird eine Herkulesaufgabe, diesen enormen Schuldenberg wieder abzutragen", bestätigt Bruno Chiomento. Dennoch wird kein Weg an einer kurzfristigen Konsolidierung der öffentlichen Haushalte vorbei führen.
Kurzporträt von Ernst & Young
Ernst & Young ist ein weltweit führendes Unternehmen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuern, Transaktionen und Beratung. Unsere 135'000 Mitarbeitenden auf der ganzen Welt verbinden unsere gemeinsamen Werte sowie ein konsequentes Bekenntnis zur Qualität. In der Schweiz ist Ernst & Young ein führendes Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen und bietet Dienstleistungen in den Bereichen Steuern und Recht sowie Transaktionen und Rechnungslegung an. Unsere 1'900 Mitarbeitenden in der Schweiz haben im Geschäftsjahr 2007/08 einen Umsatz von CHF 563 Mio. erwirtschaftet. Wir differenzieren uns, indem wir unseren Mitarbeitenden, Kunden und Anspruchsgruppen helfen, ihr Potenzial auszuschöpfen. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website www.ey.com/ch .
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