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Media Service: SonntagsBlick-Gespräch mit Sergio Ermotti
Der neue UBS-Chef äussert sich im ersten Interview zu seiner Berufung und zu den langfristigen Perspektiven der Bank

Zürich (ots)

Der SonntagsBlick publiziert am 16. Oktober exklusiv das erste Interview mit dem interministischen UBS-CEO Sergio Ermotti (50).

Für ihn sei die Ernennung "sehr plötzlich gekommen", sagt Ermotti. "Plan A war, dass Grübel mindestens einige Monate weitermacht. Der Verwaltungsrat hat noch in Singapur versucht, ihn zu überzeugen. Aber es liess sich nichts machen. Also kam Plan B zum Zug. Ein Teil von Plan B war ich."

Er habe zwei Bedingungen gestellt: "Erstens wollte ich auch als CEO ad interim die Kompetenzen für alle Entscheidungen eines CEO. Zweitens: Wir halten daran fest, am 17. November unseren Investorentag durchzuführen und dort unsere neue Strategie vorzustellen." Die Bank habe sich in Singapur in einer Notsituation befunden. "Da habe ich gesagt: Ja, ich mache es. Ich wollte die Verantwortung übernehmen. Die Lohnfrage war da nicht das Wichtigste."

Fünf Prioritäten habe er nach seinem Antritt kommuniziert, so Ermotti weiter: "Erstens muss die Bank im Tagesgeschäft unter meiner Führung weiter funktionieren. Zweitens: Die interne Untersuchung zu diesem Unfall in London muss zum Abschluss gebracht werden. Wir müssen rasch anpacken, was verbessert werden muss. Drittens: Unsere Organisation und die wichtigen Geschäftsprozesse in der Bank werden überprüft im Hinblick auf ihre Effizienz und ihre Effektivität. Wir müssen auch gegenüber jenen Geschäften selbstkritisch sein, die gut laufen. Viertens: Die Finalisierung unserer strategischen Pläne, die wir am Investorentag am 17. November erklären werden. Die fünfte Priorität ist die Kommunikation mit Kunden, Investoren, Regulatoren und vor allem mit unseren Mitarbeitern."

Die Schweizer Mitarbeiter hätten auf den Unfall in London besonders stark reagiert. "Viele sind müde. Sie kämpfen seit fast drei Jahren und haben gehofft, dass es endlich ruhiger wird. Aber es ist nicht ruhiger geworden."

Am Investmentbanking hält Ermotti fest: "40 Prozent aller bei der UBS angelegten Vermögen gehören Kunden, die 50 Millionen Franken oder mehr besitzen. Diese Kunden nehmen Produkte und Dienstleistungen der Investmentbank in Anspruch, zum Beispiel Aktienanalysen oder Beratung bei Firmenübernahmen." Die riesigen Subprime-Verluste oder auch ein Unfall wie der in London könnten aber sowohl das UBS-Kerngeschäft, die Vermögensverwaltung, gefährden - "als auch die Schweiz als Land." Deshalb dürfe so etwas "wirklich nie mehr passieren". Was in den letzten vier Jahren passiert sei, sei "nicht akzeptabel", so Ermotti. "Wir müssen uns überlegen, was wir daraus lernen können. Aber wir müssen doch auch nach vorne schauen!" Die UBS habe alles, was es braucht, um es wieder an die Spitze zu schaffen.

Auf die bevorstehenden Wahlen angesprochen sagt Ermotti, dass er keine Partei wähle. Er wähle Personen, nicht Parteien. "Was ich definitiv nicht mag und nicht wähle, sind Politiker, die nur ihre Ideologie vertreten."

Auch zu seinen Panama-Mandaten, die gleich nach seiner Ernennung für Schlagzeilen gesorgt hatten, äussert sich Ermotti im "SonntagsBlick"-Interview ausführlich. "Steuerlich war alles sauber deklariert. Aber auch mir war klar, dass Panama keine akzeptable Adresse mehr war. Zudem war die Struktur zu kompliziert. Mit einer reinen Schweizer Struktur fallen sogar weniger Steuern an." Im Nachhinein müsser er eingestehen, dass er schon frührer früher von den Mandaten hätte zurücktreten müssen. "Aber ehrlich gesagt, ich hatte die Zeit gar nicht. Das ging alles so schnell. Ich kam am Samstag als CEO zurück. Und bereits am Dienstag wurde diese Panama-Verbindung in den Medien kritisiert. Was mich gestört hat, ist dass meine Integrität in Frage gestellt wurde. Man hat das Vorurteil bedient: Ermotti, Tessin, Panama, Schwarzgeld."

Ermotti kritisiert auch "eine gewisse Doppelmoral": "Die Schweiz ist reich geworden durch Schwarzgeld. Wenn wir überall einen Schwarzen Peter verteilen würden, wo unversteuertes Geld drin ist, wäre die ganze Bahnhofstrasse voll von Schwarzen Petern. In Zukunft wird sich das ändern."

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