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Die beste Notlösung

Berlin (ots)

Natürlich kann ein 70 Jahre alter Manager, der in Berlin nicht nur positive Erinnerungen hinterlassen hat, nicht die ideale Besetzung für den Chefposten der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg sein. Ein Aufbruch in eine rosarote Zukunft sieht sicher anders aus als der ewige Hartmut Mehdorn, der als Chef der Deutschen Bahn unter anderem die Berliner S-Bahn derartig unter Gewinndruck setzte, dass sie zu viele Werkstätten schloss und die Wartung vernachlässigte. Mit den Folgen schlagen sich Hunderttausende Berliner immer noch täglich herum. Doch die Aussichten für die Berliner Flughäfen sind nun mal nicht rosig. Das unendliche Bauprojekt des BER ist zur Lachnummer für die gesamte Republik geworden. Tegel wurde jahrelang auf Verschleiß gefahren und kratzt Tag für Tag an der Kapazitätsgrenze. Die Flughafengesellschaft weiß nicht, wie sie aus eigener Kraft die immensen Kredite bedienen und die Mehrkosten für den Bau schultern soll, ohne wieder bei den Parlamenten um Steuergelder zu betteln. Die Gesellschafter Bund, Berlin und Brandenburg lassen keine Gelegenheit aus, in öffentlichem Streit übereinander herzufallen und durch Indiskretionen heikle Interna auszuplaudern. All das sind Perspektiven, die die wenigen geeigneten Kandidaten für den Chefposten der Flughafengesellschaft eher von einer Bewerbung abgehalten haben dürften. Hartmut Mehdorn schreckt das nicht. Der Mann mag schwierige Fälle. Die Bahn war so einer, als er dort 1999 Chef wurde. Air Berlin sowieso, wo er im Pensionsalter anheuerte. In diese Reihe passt der BER. Für Mehdorn ist es die letzte Gelegenheit in seiner Karriere, von allen geschätzt zu werden. Wenn er den BER zum Fliegen bringt, ist ihm der Dank seiner Stadt Berlin und ganz Deutschlands gewiss. Bei der Bahn war das halbe Land gegen ihn, als er auf Anweisung der Politik den Staatskonzern auf Börsenkurs trimmte und nebenbei ein Projekt wie Stuttgart 21 auf den Weg brachte. Matthias Platzeck, dem neuen Aufsichtsratschef des Flughafens, ist mit Mehdorns Zusage ein unerwarteter Coup gelungen, der nach der Absage des als Quasi-Geschäftsführers vorgesehenen Beraters Wilhelm Bender auch dringend nötig war. Der Flughafen braucht einen Manager, der schnell die Arbeit aufnehmen kann. Wenn er wie Mehdorn auch noch das Projekt BER und alle Beteiligten gut kennt, umso besser. Es hätte Platzeck und dem Flughafen wenig geholfen, jetzt einen Fachmann von irgendwo abzuwerben. Der Ernst der Lage auf der Baustelle und in Tegel duldet kein monatelanges Führungsvakuum, bis die Kündigungsfrist eines Managers ausläuft. Mehdorn kann morgen anfangen. In der Wirtschaft und in Luftfahrtkreisen gehen alle davon aus, dass ein Maschinenbau-Ingenieur, der seine Karriere als Flugzeugbauer begann, die Aufgabe bewältigen kann. Einen solchen Vertrauensvorschuss hat der BER schon lange nicht mehr erfahren. Das ist angesichts der Flughafen-Krise eine ganze Menge.

Von Joachim Fahrun

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