Tous Actualités
Suivre
Abonner BERLINER MORGENPOST

BERLINER MORGENPOST

Nur in kleinen Schritten; Christine Richter über den Flughafen BER und die Schwierigkeiten mit dem Projekt

Berlin (ots)

Ein Jahr ist es her, da sagten Klaus Wowereit und Matthias Platzeck (beide SPD) die für den 3. Juni geplante Eröffnung der neuen Hauptstadtflughafens BER völlig überraschend ab. Wegen der nicht funktionierenden Brandschutzanlage und - wie wir in den Monaten danach scheibchenweise erfuhren - der vielen anderen großen und kleinen Probleme beim Bau. In diesen vergangenen zwölf Monaten wurden noch mehr Eröffnungstermine genannt und wieder verworfen, Wowereit trat schließlich im Januar als Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft zurück, Platzeck übernahm. Doch noch immer sind wir weit von einer Inbetriebnahme des Airports entfernt. Das Problem ist: Berlin und Brandenburg, die neben dem Bund die Anteilseigner des Flughafens sind, ziehen nicht an einem Strang. Platzeck holte Hartmut Mehdorn als neuen Flughafenchef, der als erste Amtshandlung die Offenhaltung von Tegel vorschlug. Ein Vorschlag, der seither heftig diskutiert wird und bei vielen Berlinern auf Sympathie stieß, nicht aber beim Berliner Senat. Denn rechtlich ist das kaum zu realisieren. Ökonomisch macht es schon gar keinen Sinn, neben dem BER auch Tegel zu betreiben. Und den Hunderttausenden Anwohnern im Norden Berlins hat die Regierung schon vor vielen Jahren versprochen, dass sie eines Tages nicht mehr unter Fluglärm leiden werden. Platzeck mag das egal sein, Wowereit nicht. Insofern darf sich keiner wundern, mit welch klaren Worten Wowereit Mehdorn in die Schranken wies. Die Bilanz des vergangenen Jahres fällt dünn aus. Es ist bislang weder gelungen, die Probleme mit der Brandschutzanlage zu lösen, noch den Bau zu vollenden. Seit Mittwoch gibt es immerhin einen Finanzvorstand: Heike Fölster, die Mehdorn gut kennt und unbedingt an seiner Seite haben wollte. Doch auch beim Personal zeigt sich, dass Berlin und Brandenburg sich nicht einig sind. So sollte Klaus Schrotthofer, ehemaliger Sprecher von Bundespräsident Johannes Rau, neuer Kommunikationschef werden. Mit einem Jahresgehalt von 200.000 Euro brutto plus Bonus. Die Berliner Vertreter im Aufsichtsrat erfuhren von der Personalie aus der Zeitung. Und weil Schrotthofer nicht den bisherigen Flughafensprecher und dessen Stellvertreter ersetzen, sondern "on top" eingestellt werden sollte, stoppte Berlin die Verpflichtung. Wie peinlich für Platzeck, der sein Okay gegeben hatte. Und so geht die Flughafengesellschaft mit ungelösten Problemen ins nächste Jahr. Berlin widersprach Mehdorn nicht nur bei Tegel und der Personalie Schrotthofer, sondern auch hinsichtlich des von ihm geplanten "Soft-Openings" des BER. Und ein Thema wurde am Mittwoch ganz ausgespart: die immer weiter steigenden Kosten. Das Problem blieb auch aus Rücksicht auf die neue Finanzchefin, die sich erst noch einarbeiten muss, außen vor. Aber eins steht schon fest: Die Gesamtkosten werden mehr als fünf Milliarden Euro betragen, fast doppelt so viel wie ursprünglich geplant. Viel zu tun also für die jetzt vollständige BER-Führung. Es wäre hilfreich für Mehdorn & Co, wenn sich auch die Anteilseigner Berlin, Brandenburg und der Bund über das weitere Vorgehen einig wären. Doch das bleibt nur eine vage Hoffnung.

Kontakt:

BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Plus de actualités: BERLINER MORGENPOST
Plus de actualités: BERLINER MORGENPOST
  • 03.05.2013 – 18:56

    Bayrische Selbstbedienung - Leitartikel von Jochim Stoltenberg

    Berlin (ots) - Wahlkampfzeiten sind Monate, in denen es die Politiker noch ein bisschen weniger ernst mit der Wahrheit nehmen als ohnehin. Da wird die Goldwaage für das Wägen der Worte noch tiefer in die Ecke gestellt, da werden vor allem auch Emotionen geschürt. Doch es bedarf auch immer einer besonderen Peinlichkeit, um Aufregung anzuheizen und die Kreise der Empörungswellen möglichst weit zu ziehen. Im anlaufenden ...

  • 02.05.2013 – 18:34

    Zwei Welten, zwei Stile - Leitartikel von Hajo Schumacher

    Berlin (ots) - Ist es nun Zufall, dass erstmals in der Historie der Champions League zwei deutsche Klubs im Finale stehen? Eher nicht. Fast zwangsläufig hat sich dieses Endspiel entwickelt. Gleich mehrere Trends, zwischen Fußballverstand und Hass, führten diese beiden Bundesligisten zum großen Showdown nach London. Da war das konsequente Entwickeln der Talente nach der Schwächephase des deutschen Fußballs rund um ...