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Reform auf intelligente Art/ Ein Leitartikel von Alexander Kohnen

Berlin (ots)

Wenn sie das schafft, kann sie auch Kanzlerin. Ursula von der Leyen, die unbedingt Verteidigungsministerin werden wollte, hat ein ehrgeiziges Ziel: Sie möchte die Bundeswehr zu einem modernen, attraktiven Arbeitgeber machen. Da denkt die ehemalige Familienministerin natürlich auch sofort daran, dass die Armee familienfreundlicher werden muss. Sie sieht nicht ein, dass Soldaten alle zwei, drei Jahre an einen neuen Standort versetzt werden. Die Kinderbetreuung soll besser werden. Zudem soll es Teilzeit-Modelle geben.

Das alles ist richtig. Und wichtig. Durch die Abschaffung der Wehrpflicht hat Deutschland noch mehr Probleme, gute Soldaten zu finden. Und bei der Bundeswehrreform, die die Truppe besser und effizienter machen soll, ist Familienfreundlichkeit bisher nicht mitgedacht worden. Das tut von der Leyen jetzt - und zwar auf eine intelligente Art: Sie hat ihre Vorschläge nicht mit finanziellen Forderungen verknüpft. Anders als ihre Kabinettskolleginnen Andrea Nahles und Manuela Schwesig (beide SPD). Nahles wollte Geld für die Rente, Schwesig wollte Geld für die familienfreundliche 32-Stunden-Woche. Beide wurden sofort darauf hingewiesen, dass es dieses Geld nicht gibt. Nahles und Schwesig haben einen Fehlstart hingelegt. Ursula von der Leyen hat ihren Nachfolgerinnen im Arbeits- und Familienministerium gezeigt, wie Politik gemacht wird.

Zudem zeigt sie, dass sie an ihre Soldaten denkt. Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte bis zu seinem Rücktritt als Verteidigungsminister auch deshalb so viele Fans in den Reihen seiner Soldaten, weil er sich wie einer von ihnen gab und mit Kampfstiefeln und Militärkleidung in Afghanistan auftauchte. Er nannte das, was in Afghanistan passiert, Krieg - was vor ihm keiner getan hatte. Guttenberg war der Klartext-Politiker, der Tabu-Brecher. Ursula von der Leyen bricht auch ein Tabu. Aber sie macht das anders: Bundeswehr - das ist für sie nicht ein Haufen harter Männer, die niemals weinen. Sie denkt an die Gefühle der Truppe. Sie will, dass es ihren Leuten gut geht, dass sie ein gutes Familienleben haben. Wer zu Hause glücklich ist, ist auch motivierter bei der Arbeit.

Ursula von der Leyens Ziele passen zum Zeitgeist. Noch wichtiger aber ist: Die CDU-Politikerin will nicht nur ihren Job ordentlich machen, sie will etwas bewegen. Sie hat begriffen, dass ein Verteidigungsminister mehr tun muss, als über Afghanistan nachzudenken oder sich mit dem Kauf von Drohnen zu beschäftigen. Wenn die Deutschen eines Tages genug vom abwartenden, moderierenden Stil von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) haben, wäre Ursula von der Leyen eine gute Kandidatin für das Kanzleramt.

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