Tous Actualités
Suivre
Abonner BERLINER MORGENPOST

BERLINER MORGENPOST

Jetzt helfen nur harte Sanktionen/ Ein Leitartikel von Jochim Stoltenberg

Berlin (ots)

Es ist kaum noch erträglich, was uns die Bilder aus der Ukraine, jetzt vornehmlich aus dem Osten des Landes, zeigen. Martialisch aufgerüstete Kämpfer mit Tarnmasken, wie in einem schlechten Actionfilm, okkupieren Städte und Regierungsgebäude, um einen unabhängigen Staat erst ins Chaos zu stürzen und dann zu schlachten. Nun haben sie auch noch Mitglieder einer internationalen Beobachtergruppe gefangen genommen und in einer Art vorgeführt, wie wir es bisher nur von terroristischen Banden kannten. Untergrabung eines souveränen Staates und prorussische Machtverschiebung, von Wladimir Putin gebilligt, zumindest stillschweigend geduldet - das alles zwar nicht mitten in Europa, aber am Rande unseres Kontinents, der sich nach dem Ende des Kalten Krieges auf dem sicheren Weg zum ewigen Frieden wähnte. Der Nationalismus schien überwunden, jetzt erleben wir dessen Wiederbelebung.

Die ebenso selbstherrlichen wie skrupellosen nationalistischen Separatisten haben nicht allein in der ostukrainischen Stadt Slawjansk den Bürgerkrieg - denn nichts anderes führen sie im Schilde - mit der Gefangennahme der vier Deutschen, dem Dänen, Polen, Schweden und Tschechen sowie vier oder fünf ukrainischen Soldaten weiter internationalisiert. Der Westen bleibt aufgerufen, energisch für die Freilassung zu kämpfen. Die Mission, keine ganz offizielle der OSZE, mag angesichts der ukrainischen Gesamtlage nicht gerade der Weisheit letzter Schluss gewesen sein. Aber innenpolitisch skandalös ist, dass sich in Deutschland schon wieder Versteher gefunden haben, die diesmal nicht wie gewohnt Verständnis für Putin, sondern für die Kidnapper bekunden. So geäußert vom Linken Politiker Alexander Neu, Mitglied im Verteidigungsausschuss. Es muss einem Angst und Bange werden, sollte die Linkspartei tatsächlich irgendwann einmal in Deutschland mitregieren.

Die Meldungen aus der Ukraine machen auch deshalb so wütend, weil der Westen ziemlich rat- und hilflos dasteht. Nicht weil er nicht will, sondern weil er nicht kann. Die Spielräume des Westens zur Abwehr und Gegenwehr sind bei ehrlicher Betrachtung sehr begrenzt. Keiner will - zu Recht - militärisch in den Konflikt eingreifen. Auf dieser Klaviatur spielt der Ex-Geheimdienstler Putin noch ziemlich risikolos. Das können allein härtere Wirtschaftssanktionen ändern. Dazu scheint sich der Westen endlich durchzuringen.

Der Leitartikel im Internet: www.morgenpost.de/127371145

Kontakt:

BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Plus de actualités: BERLINER MORGENPOST
Plus de actualités: BERLINER MORGENPOST
  • 26.04.2014 – 20:47

    Machtprobe vor dem Parteitag/ ein Leitartikel von Andreas Abel

    Berlin (ots) - Am Freitagabend kam Raed Saleh, der Fraktionschef der SPD im Berliner Abgeordnetenhaus, zur Eröffnung des Wahlkreisbüros von Fréderic Verrycken. Der 36-jährige Vorsitzende des Hauptausschusses ist eine wichtige Stütze Salehs. Und so lobte der Fraktionschef Verrycken als sachorientiert, uneitel und mit dem richtigen sozialdemokratischen Kompass ausgestattet. "So wünsche ich mir meine Berliner SPD", auf ...

  • 25.04.2014 – 20:25

    Wahlplakate zum Weglaufen/ Ein Leitartikel von Jochim Stoltenberg

    Berlin (ots) - Nun hängen und stehen sie wieder überall an den passendsten und unpassendsten Stellen. Und sie sind noch langweiliger und eintöniger als vor einem halben Jahr. Gemeint sind die Plakate zur Europawahl in vier Wochen. Slogans wie "Gerechtigkeit in Europa", "Wachstum sichern" oder "Liebe kennt keine Grenzen" sind an Banalität und Einfallslosigkeit kaum noch zu überbieten. Statt zum Gang ins Stimmlokal zu ...

  • 23.04.2014 – 19:45

    Viele Probleme an Berliner Horten / Leitartikel von Susanne Leinemann

    Berlin (ots) - Eltern, die ein Kind im Hort haben, kennen ein Gefühl besonders gut - sich zu ärgern. So schön es ist, dass das Kind bis nachmittags durchgehend betreut wird, der Preis ist hoch. Die Erzieher sind viel zu oft überfordert und müssen auf mehr Kinder aufpassen, als sie können. Die Horträume sehen meist mitgenommen aus. Und das Mittagessen? Darüber ...