Kommentar zu Marokko
Energie
Osnabrück (ots)
Kurs halten
Vielleicht ist es kein Zufall, dass die Desertec- Initiative ihren neuen Zeitplan kurz vor der aktuellen Marokko-Visite des deutschen Entwicklungsministers Dirk Niebel kundgetan hat. In vier Wochen wird dort gewählt. Desertecs Absichtserklärung und Niebels Hilfszusagen könnten dabei jenen Kräften helfen, die Marokko in der Nähe Europas sehen wollen. Sie könnten zudem König Mohammed VI. ermutigen, den Weg zu Reformen weiterzugehen, den er seit dem arabischen Frühling beschreitet.
Tatsächlich stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich das Land bei dem ehrgeizigen Wüstenstrom-Vorhaben als zuverlässiger Partner erweist. Aber auch ein noch so aufgeschlossenes Marokko wird allein nicht reichen. Die europäische Staatsschuldenkrise und die Verunsicherung der Banken hätten zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können. Damit Desertec Wirklichkeit wird, müssen die Europäer zu Hause Investitionssicherheit schaffen. Soll die Energiewende gelingen, müssen sie, weit über das Wüstenstromprojekt hinaus, sehr viel Geld einsetzen. Dazu bedarf es einer gesunden Finanzindustrie, die die nötige Liquidität bereitstellt. Europa täte gut daran, seine gegenwärtigen Probleme rasch zu lösen, um sich den eigentlichen Herausforderungen stellen zu können. Denn verglichen mit dem, was bei einem Scheitern der Energiewende droht, ist die Schuldenkrise harmlos.
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