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MEM-Industrie: Die Frankenstärke hinterlässt deutliche Spuren

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Zürich (ots)

Die Unternehmen der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) haben nach dem 15. Januar 2015 rasch gehandelt und zahlreiche Massnahmen eingeleitet, um die negativen Auswirkungen der Frankenstärke abzudämpfen. Dennoch sind die Folgen der massiven Überbewertung des Frankens beträchtlich. Die Auftragseingänge und die Umsätze in der MEM-Industrie sind im ersten Halbjahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Über die Hälfte der Unternehmen kämpft mit teilweise signifikanten Margeneinbrüchen. Mehr als ein Drittel der Firmen erwartet für 2015 einen operativen Verlust. Bei den Gegenmassnahmen der Unternehmen stehen Produkt- und Prozessoptimierung im Vordergrund. Allerdings planen 18 Prozent der Betriebe zumindest Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern, falls der Wechselkurs bei 1.05 CHF/Euro verbleibt. Mit einem Katalog konkreter Massnahmen fordert Swissmem die Politik auf, umgehend die Attraktivität des Werkplatzes Schweiz zu stützen.

Swissmem hat ihre Mitgliedfirmen in diesem Jahr zwei Mal über die Folgen der massiven Überbewertung des Frankens befragt. Die Ergebnisse der Juni-Umfrage, die mit Unterstützung von Deloitte in der Schweiz und BAKBASEL durchgeführt wurde, bestätigen jene der Februar-Umfrage weitgehend. Über 400 Unternehmen haben daran teilgenommen, was ein klares und repräsentatives Lagebild ermöglich.

Der Aufwertungsschock vom 15. Januar 2015 hat die Unternehmen der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) zu sofortigen Massnahmen gezwungen. Mehr als zwei Drittel (69%) der Firmen haben im ersten Halbjahr 2015 die Preise gesenkt, um drohende Auftragsverluste in Grenzen zu halten. Auffallend sind die fast lückenlosen Investitionen ins natürliche Hedging, d.h. in die Verschiebung von Kostenblöcken in den Euro. Entsprechende Massnahmen haben 77 Prozent der Unternehmen umgesetzt. Daneben liegt der Fokus in den meisten Betrieben bei Produkt- und Prozessoptimierungen. Dazu gehören generelle Effizienzsteigerungen und ein rigoroses Produktkostenmanagement (70% der Betriebe). Zudem investieren fast zwei Drittel der Firmen (63%) verstärkt in die Innovation.

Trotz den zügig ergriffenen Massnahmen sind die negativen Auswirkungen der Frankenstärke in der MEM-Unternehmen beträchtlich: Fast zwei Drittel der Firmen (64%) erwarten für 2015 einen Umsatzrückgang zwischen fünf und 20 Prozent. Viel schwerer wiegen die teilweise massiven Margenverluste. 52 Prozent der MEM-Firmen gehen von einem Margenrückgang zwischen vier und 15 Prozentpunkten aus. Angesichts dieser Einbussen erstaunt es nicht, dass 35 Prozent der befragten Firmen für 2015 mit einem operativen Verlust rechnen.

Erstes Halbjahr 2015: Einbrüche beim Auftragseingang und den Umsätzen

Die Geschäftsergebnisse der MEM-Unternehmen im ersten Halbjahr 2015 bestätigen die in der Befragung geäusserten Befürchtungen. Die Auftragseingänge reduzierten sich im Vergleich zur Vorjahresperiode um -14,7 Prozent. Sowohl das erste (-17,1%) wie auch das zweite Quartal (-12,3%) trugen zu diesem hohen Rückgang bei. Der Index der Bestellungseingänge ist damit auf den zweittiefsten Stand der letzten 10 Jahre abgesunken. Die Umsätze der MEM-Industrie verringerten sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 bis Ende Juni 2015 um -7,1 Prozent (Q1: -8,1%/Q2: -6,2%). Von sinkenden Aufträgen und Umsätzen sind Grossfirmen und KMU in ähnlichem Ausmass betroffen. Der rückläufige Bestellungseingang wirkt sich zunehmend auf die Kapazitätsauslastung der Betriebe aus. Diese ist im Verlauf des Jahres fast kontinuierlich gesunken und lag im Juli 2015 bei 87,1 Prozent und somit nur noch knapp über dem langjährigen Durchschnitt von 86,3 Prozent.

Exporte: Wachstum nach Asien und USA - Rückgang in die EU

Die Exporte der MEM-Industrie reduzierten sich gemäss den Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung im ersten Halbjahr 2015 im Vergleich zur Vorjahresperiode insgesamt um -2,2 Prozent und erreichten einen Warenwert von 31,6 Milliarden Franken. Die wichtigsten Absatzregionen entwickelten sich sehr unterschiedlich. Die Ausfuhren nach Asien (+5,3%) und in die USA (+11,4%) zogen teilweise kräftig an. Diese erfreuliche Entwicklung konnte aber den Exportrückgang in die EU (-5,2%), dem mit Abstand wichtigsten Markt, nicht kompensieren. Betrachtet man die einzelnen Produktbereiche, so sanken die Ausfuhren des Maschinenbaus um -5,4 Prozent, die Exporte des Bereiches Elektrotechnik/Elektronik um -5,0 Prozent und jene der Metalle um -4,2 Prozent. Einzig die Ausfuhren von Präzisionsinstrumenten stiegen leicht an (0,6%).

Anspruchsvoller Anpassungsprozess - Aber kein Untergang

Die Erwartungen der Unternehmer der MEM-Industrie für die kommenden 12 Monate sind entsprechend gedämpft. Gemäss der jüngsten Befragung der Unternehmer im Juli 2015 rechnen nur 28.1 Prozent mit mehr Aufträgen aus dem Ausland. Der genau gleiche Anteil erwartet sinkende Aufträge. Immerhin hat sich gegenüber der Erhebung im April 2015 die Quote der Optimisten leicht erhöht und jene der Pessimisten etwas verkleinert. Die leichte Abschwächung des Frankens in den letzten Wochen ist zwar erfreulich und hilft den Unternehmen. Allerdings ist der Franken nach wie vor überbewertet. Um die Situation in der MEM-Industrie nachhaltig zu verbessern, bräuchte es eine deutliche und vor allem dauerhafte Abschwächung des Frankens.

Swissmem geht davon, dass die Frankenstärke in der MEM-Industrie deutliche Spuren hinterlassen wird. Aufgrund der Branchenzahlen rechnet Swissmem damit, dass im zweiten Halbjahr die Kurzarbeit und Restrukturierungsmassnahmen in der MEM-Branche zunehmen werden. Bei einem Wechselkursniveau von 1.05 CHF/Euro erachten es 18 Prozent der MEM-Unternehmen als zwingend, zumindest Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern. Werden diese Verlagerungsentscheide tatsächlich so gefällt, würden sie für den Werkplatz Schweiz substanzielle Verluste an Arbeitsplätzen nach sich ziehen.

Trotzdem wird die Industrie in der Schweiz nicht untergehen. Die Unternehmen handeln und die Mehrheit wird Lösungen finden - auch wenn sich diese nicht immer in der Schweiz realisieren lassen. Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu stärken, hat Swissmem zusammen mit drei anderen Verbänden die Initiative «Industrie 2025» ins Leben gerufen. Sie soll den Firmen den Zugang zu den Digitalisierungs- und Vernetzungsansätzen von «Industrie 4.0» erleichtern. Diese bergen grosse Potenziale für Produktivitäts- sowie Effizienzsteigerungen und ermöglichen neue Geschäftsmodelle. Und nicht zuletzt setzt sich Swissmem mit einer langfristig angelegten Kampagne vehement für den Erhalt der bilateralen Verträge ein. Dieses Vertragswerk stützt die Attraktivität und die Wettbewerbsfähigkeit des Werkplatzes Schweiz entscheidend und ist deshalb für die MEM-Industrie unverzichtbar.

Es ist höchste Zeit, dass auch die Politik ihren Beitrag zur Stützung des Werkplatzes Schweiz leistet. Primär muss Schluss damit sein, den Unternehmen immer neue Regulierungen und Kosten aufzubürden. Beispiele dafür finden sich vor allem in der Energiepolitik, der Vorlage zur grünen Wirtschaft und der Umsetzung der Swissness-Regeln. Swissmem hat einen Katalog mit konkreten Massnahmen zu den brennendsten politischen Anliegen erarbeitet (Details unter: www.swissmem.ch/frankenstaerke) und erwartet, dass die politischen Akteure diese Forderungen zügig umsetzen.

Weitere Auskünfte erteilt:



Ivo Zimmermann, Leiter Kommunikation
Tel.: +41 44 384 48 50 / Mobile: +41 79 580 04 84
E-Mail: i.zimmermann@swissmem.ch

Philippe Cordonier, Responsable Suisse romande
Tel.: +41 21 613 35 85
Mobile: +41 79 644 46 77
E-Mail: p.cordonier@swissmem.ch

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