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MEM-Industrie: Deutliche Verbesserung der Geschäftslage

Zürich (ots)

Die Lage für das Gros der Unternehmen der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) hat sich im ersten Halbjahr 2021 deutlich verbessert. So stiegen die Auftragseingänge gegenüber dem Vorjahressemester um +24,4 Prozent, die Umsätze um +9,3 Prozent und die Exporte um +15,6 Prozent. Der sehr gute Bestellungseingang deutet darauf hin, dass die Umsätze in der MEM-Industrie im zweiten Halbjahr das Vorkrisenniveau übertreffen werden. Die wichtigsten Indikatoren weisen zudem auf eine weiterhin positive Entwicklung hin. Risiken bergen vor allem das unsichere Verhältnis zur EU sowie der weiterhin bestehende Handelskonflikt zwischen China und den USA. Innenpolitisch braucht es nach der Ablehnung des CO2-Gesetzes vor Ende Jahr eine Übergangsgesetzgebung zur Weiterführung des Zielvereinbarungssystems. Parallel dazu muss das Parlament rasch eine neue, schlanke CO2-Vorlage erarbeiten. Darin ist auf reine Lenkungsabgaben zu setzen, damit es zu keinen Zusatzbelastungen für Bevölkerung und Unternehmen kommt. Ausserdem ist auf neue Subventionstöpfe ist zu verzichten. In engem Zusammenhang mit der Klimapolitik steht die Herausforderung, jederzeit eine unterbruchsfreie Stromversorgung sicherzustellen. Um ab dem Jahr 2030 eine Winterstromlücke zu verhindern, braucht es ein politisches Bekenntnis für die bestehenden Kernkraftwerke, damit die Betreiber ihre Werke - solange sicher - mindestens 60 Jahre am Netz halten. Im Weiteren braucht es den Zubau von gesicherten Stromerzeugungskapazitäten im Winter. Dabei müssen alle klimaneutralen Technologien als mögliche Varianten in Betracht gezogen werden.

Im ersten Halbjahr 2021 nahmen die Auftragseingänge in der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) gegenüber der Vorjahresperiode um 24,4 Prozent zu. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Umsätzen. Diese stiegen gegenüber dem ersten Halbjahr 2020 um 9,3 Prozent, womit sie nur noch knapp unter dem Vorkrisenniveau liegen. KMU und Grossfirmen profitierten in gleichem Masse von diesem kräftigen Aufschwung. Ins Auge stechen im Vergleich zur Vorjahresperiode vor allem die Zuwächse im zweiten Quartal 2021 (Aufträge: +50,6% / Umsätze: +20,2%). Dahinter verbirgt sich allerdings auch ein ausgeprägter Basiseffekt, da das zweite Quartal 2020 wegen dem fast weltweiten Lockdown sehr schwach ausgefallen war.

Der Aufschwung wirkt sich auch auf die Kapazitätsauslastung in den Betrieben aus. Diese betrug im zweiten Quartal 2021 85,6 Prozent. Gemäss der jüngsten KOF-Umfrage erreichte sie im Juli 87,2 Prozent, womit sie über dem langjährigen Mittelwert von 86,1 Prozent lag. Bei der Beschäftigung liegen noch keine Halbjahreszahlen vor. Im ersten Quartal 2021 arbeiteten 313'500 Personen in der MEM-Branche. Swissmem geht davon aus, dass sich die Anzahl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung in den nächsten Monaten erhöhen wird.

Deutliches Exportwachstum in alle wichtigen Märkte

Die Güterausfuhren der MEM-Industrie erreichten im ersten Halbjahr 2021 einen Wert von 33,4 Milliarden Franken. Dieser Wert liegt um +15,6 Prozent höher als in der Vorjahresperiode. Die MEM-Branche hat dabei in alle Hauptmärkte mehr exportiert (EU +21% / USA +12,1% / Asien +8,4%). Sämtliche Warengruppen profitierten vom Aufschwung. Die Exporte bei den Metallen stiegen um +25,2 Prozent, bei den Präzisionsinstrumenten um +13,8 Prozent, in der Elektrotechnik / Elektronik um +12,0 Prozent und im Maschinenbau um +10,5 Prozent.

Weiterhin positive Aussichten

Nach den massiven, pandemiebedingten Einbrüchen im vergangenen Jahr, hat sich die Lage für das Gros der MEM-Firmen deutlich verbessert. Fast 90 Prozent der Unternehmen beurteilt die aktuelle Geschäftslage als befriedigend bis gut. "Die hohen Auftragseingänge deuten darauf hin, dass im zweiten Halbjahr die Umsätze in der MEM-Industrie das Vorkrisenniveau deutlich übertreffen werden", sagt Swissmem Direktor Stefan Brupbacher. "Nach dem schwierigen 2019 und dem sehr schlechten letzten Jahr ist dieser Aufschwung bitter nötig, um vergangene Verluste auszugleichen sowie Mittel für die Innovation und die Digitalisierung zu erarbeiten".

Die wichtigsten Indikatoren weisen zudem auf eine weiterhin positive Entwicklung hin. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) in der Industrie erreichte im Sommer 2021 mit Ausnahme von China in allen Hauptmärkten einen sehr hohen Wert. Auch die Ergebnisse der jüngsten Swissmem-Umfrage unter den Mitgliedfirmen lassen Optimismus zu. Für die kommenden zwölf Monate erwarten 53 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer höhere Auftragseingänge aus dem Ausland. Lediglich elf Prozent der Firmenchefs gehen von sinkenden Aufträgen aus. Dennoch weist Stefan Brupbacher auf gewisse Risiken hin: "Bei allem Optimismus dürfen wir nicht vergessen, dass sich das Verhältnis zur EU nach dem Scheitern des Rahmenabkommens spürbar verschlechtert hat. Sorge bereitet uns auch der weiter verschärfte Handelskonflikt zwischen China und den USA sowie das zunehmende China-Bashing in der Schweiz."

Wie weiter in der Klimapolitik?

Die Schweiz braucht nach der Ablehnung des CO2-Gesetzes rasch eine am politisch Machbaren ausgerichtete Klimapolitik. Das Zielvereinbarungssystem hat den Tatbeweis erbracht, dass die CO2-Emissionen der Industrieunternehmen substanziell gesenkt werden können, ohne deren internationale Wettbewerbsfähigkeit zu beeinträchtigen. Alleine die Swissmem-Mitgliedfirmen haben u.a. dank diesem System ihre CO2-Emissionen seit 1990 um 56 Prozent senken können. Gemäss dem noch geltenden CO2-Gesetz ist das Zielvereinbarungssystem bis Ende 2021 befristet. Für Martin Hirzel, Präsident Swissmem, ist deshalb klar: "Das Parlament muss im Herbst eine Übergangsgesetzgebung beschliessen, welche das Zielvereinbarungssystem fortsetzt. Andernfalls drohen den Firmen ab nächstem Jahr stark erhöhte Produktionskosten. Das wäre ein massiver Vertrauensbruch gegenüber Firmen, die zur Senkung ihrer CO2-Emissionen umfangreiche Investitionen getätigt haben."

Parallel dazu setzt sich Swissmem für eine schlanke, effektive und realistische Neuauflage des CO2-Gesetzes ein. Dabei steht die Ausweitung des Zielvereinbarungssystems auf alle Unternehmen im Zentrum. Politisch war dieser Punkt im gescheiterten CO2-Gesetz unbestritten. Somit kann er unverändert in die neue Vorlage überführt werden. Um Zusatzbelastungen für die Bevölkerung und die Unternehmen zu vermeiden, soll das neue Gesetz, im Unterschied zur gescheiterten Vorlage, auf reine Lenkungsabgaben statt auf Steuern setzen. Swissmem stellt dabei folgende Forderungen:

  • Ab 2022 beträgt die CO2-Abgabe 120 CHF/Tonne. Die Schweiz hat damit eine der weltweit höchsten CO2-Abgaben. Dieses Maximum soll nicht weiter erhöht werden.
  • Es braucht eine Gleichbehandlung von Brenn- und Treibstoffen. Deshalb soll die CO2-Abgabe auf Treibstoffe ausgeweitet werden. Das hätte eine Benzin- bzw. Dieselpreiserhöhung zur Folge, wobei bereits bestehende Belastungen des Verkehrs zu berücksichtigen sind (z.B. LSVA). Damit dies vor dem Volk eine Chance hat, muss die Abgabe zu 100 Prozent an die Bevölkerung und die Wirtschaft zurückerstattet werden. Die Umsetzung der Gleichbehandlung soll zudem zeitlich etappiert eingeführt werden, damit sich die Bürgerinnen und Bürger bei ihren Investitionen früh danach ausrichten können.
  • Forschung und Innovation sind entscheidend, um die Dekarbonisierung zu schaffen. Da das Volk keine neuen Subventionstöpfe will, ist auf einen Klimafonds zu verzichten. Hingegen müssen die bestehenden und bewährten staatlichen Instrumente finanziell höher dotiert werden. Auch die Mittel für Innosuisse müssen aufgestockt werden.

Stromversorgung sichern

In engem Zusammenhang mit der Klimapolitik steht die Herausforderung, eine jederzeit unterbruchsfreie Stromversorgung sicherzustellen. Diese ist sowohl für die Gesellschaft wie auch für die Industrie existenziell. Die Elektrizitätskommission (ElCom) warnt, dass der Schweiz ab 2030 eine substanzielle Winterstromlücke droht, wenn die bestehenden Kernkraftwerke nach 50 Jahren Laufzeit vom Netz gehen. Die ElCom fordert deshalb bis 2030 den Zubau von 5 TWh gesicherte Stromerzeugungskapazitäten im Winter. Weil es sich bei den Erneuerbaren Energien nicht um gesicherte Stromerzeugungskapazitäten handelt, wird deren forcierter Ausbau das Problem nicht lösen. Das Bundesamt für Energie (BFE) hat dieses Problem erkannt und ist daran, ihre Energieplanungen anzupassen. So sollen neu die bestehenden Kernkraftwerke mindestens 60 Jahre laufen können. Damit ist zwar das Winterstromproblem nicht dauerhaft gelöst, aber die Schweiz gewinnt zehn Jahre, um alternativen Technologien den Durchbruch zu ebnen. Mit der Planung alleine ist es nicht getan. Es braucht ein politisches Bekenntnis für die bestehenden Kernkraftwerke, damit die Betreiber ihre Werke mindestens so lange am Netz halten.

In diesem Zusammenhang erachtet es Swissmem als falsch, Erneuerbare Energien und Kernkraft gegeneinander auszuspielen. Bund und ETH sollen auch die neuesten Entwicklungen in der Kerntechnologie beobachten bzw. in diesen Gebieten weiter Lehre und Forschung betreiben. Dies gilt neben Aspekten der Sicherheit auch bei den "Small Modular Reactors". Denn für eine vollständige Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft benötigt es alle klimaneutralen Technologien.

Pressekontakt:

Ivo Zimmermann, Leiter Kommunikation
Tel. +41 44 384 48 50 / Mobile +41 79 580 04 84
E-Mail i.zimmermann@swissmem.ch

Philippe Cordonier, Responsable Suisse romande
Tel. +41 21 613 35 85 / Mobile +41 79 644 46 77
E-Mail p.cordonier@swissmem.ch

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