Publikumsrat SRG Deutschschweiz
Einfach Schweiz (FOTO)
Zürich (ots)
Wie funktioniert unser politisches System und wie das Zusammenleben in unserer Multi-Kulti-Schweiz? Der Publikumsrat SRG.D beobachtete die dritte Staffel des Podcast-Formats «Einfach Politik» und die SRF3-Spezialwoche «Simmer Schwiiz» - zwei Produktionen, in denen sich alles um diese Themen dreht.
Im März 2018 startete Schweizer Radio und Fernsehen mit der ersten achtteiligen Staffel von «Einfach Politik», seit März 2019 läuft die dritte Staffel. Ziel dieses neu konzipierten Podcast-Formats ist es, abstrakte Politthemen verständlicher zu machen und anhand von spannenden Geschichten zu zeigen, was diese mit dem Lebensalltag der Schweizer Bevölkerung zu tun haben. #srfeinfachpolitik geht 14-täglich online, dauert 15 bis maximal 20 Minuten, und fokussiert auf 35- bis 45-Jährige, die SRF 4 News oder die Infosendungen von SRF1 selten oder nie hören.
Die Idee, Schweizer Politik über Geschichten und Dialoge unterhaltsam und doch fundiert zu erklären, gefällt dem Publikumsrat. Er freut sich, dass SRF der Mediennutzung der jüngeren Generation Rechnung trägt und mit diesem innovativen und emotionalen Format versucht, ein neues Segment von Hörerinnen und Hörern zu gewinnen. Das Gremium schätzt die Themenvielfalt, die oft Unbekanntes und Überraschendes enthält, aber auch die attraktive formale Umsetzung.
Nicht einig war sich das Gremium bei der Länge der Beiträge - manchen würden zehn Minuten genügen, andere hörten gerne 20 Minuten lang zu. Unterschiedlich bewertet wurde auch die Komplexität der Themen. Einige plädierten dafür, «Einfach Politk» niederschwelliger anzusetzen, andere vermissten eine inhaltliche Vertiefung, beispielsweise im Internet. Ein Teil des Rates bekundete teilweise Mühe mit der Doppelmoderation, deren Gesprächston manchmal als zu locker, zu subjektiv oder zu konstruiert wahrgenommen wird.
Der Publikumsrat rät, die Themen künftig noch stärker auf den Punkt zu bringen, den Einstieg besser zu strukturieren, Tempo und Dichte etwas zurückzunehmen und nicht zu viele Stimmen oder O-Töne in eine Folge zu packen. Dringendes Optimierungspotenzial sieht das Gremium bei der Vermarktung und Vernetzung innerhalb der Programme von SRF, vor allem aber bei der Präsenz auf Social Media und den Aktivitäten im Netz.
«Simmer Schwiiz» auf SRF 3
In der Schweiz besitzt aktuell fast ein Viertel der Bevölkerung einen ausländischen Pass, 25 Prozent sind Doppelbürger bzw. Doppelbürgerinnen oder haben ausländische Wurzeln. Diese Zahlen motivierten die Verantwortlichen von SRF 3, ihre Hörerinnen und Hörer in einer Spezialwoche mit dem Titel «Simmer Schwiiz» berichten zu lassen, wie das Zusammenleben in dieser Multi-Kulti-Schweiz im Jahr 2019 funktioniert. Unter dem Motto «2 Länder, 1 Freundschaft - 2 Länder, 1 Selfie» konnten Interessierte zwischen dem 6. und 10. Mai in einer Online-Galerie und auf Social Media ihre Gesichter zeigen und ihre Geschichten in Kürzestform erzählen. Vertieft wurden diese Anekdoten und Schilderungen in täglichen Live-Gesprächen mit dem Moderationsteam Mona Vetsch und Tom Gisler.
Der Publikumsrat kommt zum Schluss, dass es mit «Simmer Schwiiz» gelungen ist, ein zentrales gesellschaftliches Thema auf positive Art aufzunehmen und die Hörerinnen und Hörer aktiv einzubinden. Dies ganz im Sinne des in Artikel 14 der SRG-Konzession festgehaltenen Auftrags, in den SRF-Angeboten Menschen mit Migrationshintergrund zu Wort kommen zu lassen und so «das Verständnis beim übrigen Publikum für die Lebenswirklichkeit dieser Menschen» zu fördern».
Die Ratsmitglieder finden sowohl die Idee des Geschichtenerzählens als auch die Kombination von Web- und Radioinhalten gut und ermuntern die Verantwortlichen, weiterhin derartige Projekte zu realisieren. Viel Lob gibts auch für die Videoausschnitte und die Selfie-Galerie, insbesondere aber für die SRF3-Aushängeschilder Mona Vetsch und Tom Gisler für ihre feinfühligen und respektvollen Interviews.
Für Diskussionsstoff sorgte der Titel der Spezialwoche, den einige als träf und zielgruppengerecht, andere als klischeehaft und diskriminierend empfinden. Manche Ratsmitglieder vermissten in «Simmer Schwiiz» Personen, die erst vor kurzem in die Schweiz gezogen sind, oder solche, die schon lange hier leben und trotzdem nicht gut integriert sind.
Verbesserungsmöglichkeiten sieht der Publikumsrat bei der Nutzung der Apps von Play SRF und SRF 3 und bei den technischen Tools - so dass man künftig z.B. nicht mehr jedes Selfie einzeln anklicken und nach neun Bildern auf «Mehr laden» drücken müsste. Handlungsbedarf ortet das Gremium auch bei der Verlinkung mit den Social-Media-Kanälen und den Interaktionen auf Social Media, die derzeit als unbefriedigend beurteilt werden.
Kontakt:
Susanne Hasler, Präsidentin Publikumsrat SRG.D