Wer hat's erfunden? ...Die von Sedus!
Waldshut (ots)
Vor 90 Jahren entwickelten die Ergonomie-Pioniere aus Waldshut mit dem "Federdreh" den Urvater des modernen Bürostuhls und ließen ihn weltweit patentieren. 45 Jahre später läuteten sie mit der Similarmechanik ein neues Zeitalter des dynamischen Sitzens ein.
Wenn wir ein neues Auto kaufen, erwarten wir wie selbstverständlich modernste Technik. ABS, ESP, Airbag und Navi sind gelernte Begriffe für Sicherheitsausstattungen, die uns morgens heil ins Büro und abends wieder nach Hause bringen. In der Zeit dazwischen bewegt uns der Bürostuhl acht Stunden lang sicher durch den Arbeitstag, doch nur wenigen ist bewusst, dass auch dieses vertraute "Gefährt" voller innovativer Technik steckt.
Ein Blick zurück ins das Jahr 1871: Der Jungunternehmer Albert Stoll zieht von Bad Cannstatt nach Waldshut, nicht ahnend, dass er, wie später auch sein Sohn und sein Enkel, Geschichte schreiben wird. Er möchte Kaffeehaus- und Schaukelstühle aus unter Wasserdampf gebogenem Holz fertigen und entscheidet sich für Waldshut als neuen Firmensitz aus mehreren guten Gründen: Der wichtigste Rohstoff Buchenholz wächst vor der Haustür, in der kaum industrialisierten Gegend finden sich ausreichend Arbeitskräfte und es gibt einen Anschluss an das Eisenbahnnetz. Schon ein Jahr später wird ein zweiter Betrieb in Klingnau (CH) aufgebaut.
In den 1890er Jahren konzentriert sich Albert Stoll auf die Entwicklung von Büroarbeitsstühlen und entwickelt einen Bugholz-Vierfuß, der über eine gedrechselte Säule mit Gewindeeinsatz eine Höhen- und Drehverstellung ermöglicht. Albert Stoll hätte man zur damaligen Zeit noch liebevoll "Tüftler und Bastler" genannt, heute arbeiten im Sedus Entwicklungszentrum Designer, Konstrukteure und Ingenieure, die die Unternehmenstradition unter der Marke Sedus weiterführen.
Seinem Sohn Albert Stoll II. wird sein Erfindergeist in die Wiege gelegt. 1882 in Waldshut geboren, macht er das Abitur, studiert in Karlsruhe Maschinenbau und geht 1910 zu Studienzwecken in die USA. Hier kauft er Spezialmaschinen ein, die die Produktion teilweise automatisieren und seine Sitzmöbelkreationen technisch verfeinern. Albert Stoll II. ist davon überzeugt: "... dass der Stuhl als Arbeitsgerät immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die in den letzten Jahren angestellten Versuche (Marktforschung) haben den Nachweis erbracht, dass das Sitzgerät nicht nur zur Erhaltung der Gesundheit des Arbeiters von größter Bedeutung ist, sondern dass auch dessen Leistung durch Benützung eines entsprechenden Stuhles in überraschender Weise gesteigert werden kann." Albert Stoll beschäftigt sich schon intuitiv, aber nachweislich mit dem Thema Büroergonomie, obwohl es diesen Begriff zu dieser Zeit noch gar nicht gibt.
In den nächsten Jahren arbeitet er mit Hochdruck an der Optimierung des Arbeitsstuhls und wird zum Vorreiter der modernen Bürostuhl-Technik. Auf der Leipziger Messe 1926 bringt er seine Neuentwicklung erstmals an die Öffentlichkeit. Der weltweit patentierte "Federdreh", der erste Arbeitsstuhl mit drehbarer Säulenfederung und beweglicher Rückenlehne, gilt heute als Urvater des modernen Bürostuhls. Der Federdreh, kurz nach der Markteinführung auch mit Schwenkrollen erhältlich, wird zum Hauptumsatzträger des Unternehmens.
Doch damit ist die Erfolgsgeschichte nicht zu Ende. Von seinen vier Söhnen steigen drei in das Familienunternehmen ein. Albert Stoll III. übernimmt den Schweizer Betrieb (heute Giroflex in Koblenz), Christof und Martin Stoll leiten gemeinsam den Waldshuter Betrieb, bis sie ihn im Jahr 1958 aufteilen.
Christof Stoll, nun Alleininhaber der gleichnamigen KG, führt unter der neu eingetragenen Marke Sedus den Betrieb am Gründerstandort Waldshut fort. Als visionärer Firmenlenker kultiviert er den Erfindergeist der Familie und treibt das Unternehmen wirtschaftlich voran. Aufgrund stetigen Wachstums wird ab 1969 die Produktion schrittweise in die Nachbargemeinde Dogern verlegt, auch um der im Jahr 1970 neu errichteten Entwicklungs- und Versuchsabteilung Platz zu schaffen. In den Folgejahren werden von ihm acht europäische Tochtergesellschaften gegründet.
Die Früchte dieser Maßnahmen lassen nicht lange auf sich warten. 1973 entwickelt die neue Generation Waldshuter Ergonomie-Pioniere die nächsten bahnbrechenden Drehstuhltechniken, die heute als weltweiter Standard gelten. Die "Similarmechanik" (auch Synchronmechanik) koppelt die Neigung der Rückenlehne mit der Sitzfläche. Beim Zurücklehnen öffnet sich der Winkel synchron zur Bewegung von Oberkörper und Oberschenkel, so dass die Gelenke bewegt, der Körper gestreckt und auch die Durchblutung erleichtert werden. Die "Permanent-Contact-Rückenlehne" stützt den Rücken auch bei wechselnden Sitzpositionen, wodurch besondere Belastungen der Wirbelsäule vermieden werden.
Ende der 90er Jahre entwickelt Sedus als traditioneller Stuhlhersteller einen ersten Schreibtisch, der sich elektromotorisch in Höhe und Neigung verstellen lässt und gesunde Wechselarbeit im Sitzen und im Stehen ermöglicht. Mit dem symbolträchtigen Produktnamen "Vision" erfüllt sich Christof Stoll einen Herzenswunsch, denn er "fand auf dem ganzen Möbelmarkt keinen ergonomisch zufriedenstellenden Arbeitstisch".
Aber auch in anderer Hinsicht war Christof Stoll ein Visionär: Schon in den 50er Jahren beteiligt er die Mitarbeiter am Betriebsergebnis und setzt sich aktiv für den Umweltschutz ein. Seine Frau Emma versorgt die Belegschaft in der Betriebskantine mit gesunder Vollwertkost. Beide übertragen im Jahr 1985 ihr Vermögen, das auch die Mehrheitsbeteiligung an der seit 1995 als Sedus Stoll AG firmierende Familiengesellschaft umfasst, auf die gemeinnützige Stoll VITA Stiftung, die sich unter anderem für die Förderung des ökologischen Land- und Gartenbaus und für die Verbreitung gesunder Ernährungsweisen einsetzt. Die Stiftung ist in den Waldshuter Gebäuden aus der Gründerzeit untergebracht, ebenso wie das "Stoll Stuhl Museum", in dem die wichtigsten Modelle aus der inzwischen über 145jährigen Firmengeschichte ausgestellt sind.
Ein Blick in die heutige Bürowelt: Im Jahr 2000 präsentiert Sedus als Weltneuheit das Modell "open up", den ersten Drehstuhl mit einem Öffnungswinkel von über 40 Grad, was dynamische Büroarbeit auch in fast liegender Position ermöglicht. Im Jahr 2012 entwickelt Sedus mit der "Similar-Swing-Mechanik" ein neues kinematisches Sitzkonzept und meldet damit sechs Patente an. Dem Erfindergeist sind keine Grenzen gesetzt.
Zur Fachmesse Orgatec im Herbst 2016 demonstriert Sedus eindrucksvoll, wie moderne, bedarfsgerechte Einrichtungskonzepte und vorbildlich gestaltete Büros aussehen können. Auf der einen Seite sind das ergonomische Arbeitsplätze, die einen gesunden Wechsel von Steh- und Sitzarbeit ermöglichen, auf der anderen Seite sind das intelligente Raumkonzepte, die bewegungs- und kommunikationsfördernd wirken.
Auch dieses Mal präsentieren die Waldshuter wieder eine Weltpremiere: Dank einer neu entwickelten App können die Mitarbeiter über ihr Smartphone schnell den nächst gelegenen freien Arbeitsplatz oder ihre Kollegen im Bürogebäude finden. Also eine Art Navi für Bürogebäude... Diese innovative Technologie liefert Facility Managern auch wertvolle Daten über Bürobelegungen, die sie zu einer effizienteren Flächennutzung und -gestaltung einsetzen können.
Auch die Kollegen der Marke Klöber am Bodensee wurden vom Erfindergeist angesteckt. Mit dem "Connex2" präsentieren sie zur Orgatec ein neue Generation von Bürostühlen, die über eine Sitzheizung und Sitzlüftung verfügen. Ein Komfort, den man auch beim Autofahren schätzen gelernt hat, womit wir wieder beim Thema "Heilig's Blechle" wären... Mit dem Klimastuhl wurde dieser Komfort für den professionellen Büroalltag optimiert.
Ein Blick in die Zukunft: Büromöbel werden sich vom Gebrauchsgegenstand zu "mitdenkenden Kollegen" weiterentwickeln. Schon heute stellen sich Schreibtische per Knopfdruck auf die Wunschhöhe ein, Bürostühle regeln den Anlehndruck der Rückenlehne über Gewicht und Größe der Nutzer. Sensoren erfassen Sitzzeiten und -gewohnheiten und optimieren dadurch unser Sitzverhalten; andere wiederum können schon das Raumlicht und das -klima steuern.
Niemand weiß, was die Zukunft bringt, aber auch die nächsten Sedus Innovationen werden, weil "Sedus Future Proof", eine sichere Investition für die Besitzer sein. Und vielleicht werden die Möbel sogar mit uns sprechen, so wie die nette und stets hellwache Beifahrerin, die uns jeden Morgen aufs Neue den Weg zum Büro erklärt.
Videolink zum Beitrag SWR Landesschau Mobil in Waldshut: Sedus - hier sitzt man gut: http://ots.de/ncAF0
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