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Jeder zweite Mensch in Syrien ist durch Blindgänger gefährdet
Studie über die Verseuchung mit explosiven Kriegsresten

München (ots)

Sperrfrist: 11.05.2022 00:00
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Nach elf Jahren Krieg und intensivem Einsatz von Explosivwaffen sind in Syrien bis zu 300.000 Sprengkörper nicht detoniert. Jeder zweite Mensch in dem Land ist durch Blindgänger gefährdet. Das sind über 10 Millionen Menschen. So lauten die Ergebnisse einer Studie, die die gemeinnützige Hilfsorganisation Handicap International (HI) in Zusammenarbeit mit "Syria Mine Action Area of Responsibility" erstellt hat. HI unterstreicht, dass eine Räumung der explosiven Kriegsreste die zwingende Voraussetzung für den Wiederaufbau des Landes ist. Geber müssen die Minenräumung erheblich unterstützen. Außerdem muss die Zivilbevölkerung über die Risiken aufgeklärt werden, so die Organisation. Handicap International ruft darüber hinaus zu sofortiger und konkreter Hilfe für die meist schwer verletzten Überlebenden von Unfällen mit Blindgängern auf. Täglich passieren im Durchschnitt 76 Unfälle mit Sprengstoffresten - das ist alle 20 Minuten ein Unfall.

In Kooperation mit einem Zusammenschluss von 60 Organisationen, die auf humanitäre Minenräumung spezialisiert sind, wurde der Bericht "Explosive Kampfmittel in Syrien: Auswirkungen und Handlungsbedarf" erstellt. Er verdeutlicht das Ausmaß der Belastung durch explosive Kriegsreste, ihre verheerenden Auswirkungen auf die Menschen und auf die lebenswichtige Infrastruktur, die Notwendigkeit humanitärer Hilfe sowie die unentbehrliche Arbeit der humanitären Minenräumdienste.

Weitere Ergebnisse der Studie:

  • Syrien ist das Land, das weltweit die meisten Opfer von Unfällen mit explosiven Kriegsresten zu beklagen hat. Die meisten Unfälle sind im Nordwesten Syriens zu verzeichnen.
  • Ganz Syrien ist durch nicht explodierte Kriegsreste belastet. Es wird Jahrzehnte dauern, bis das Ausmaß der Kontamination ermittelt und das Land sicher sein wird. Dies gilt auch für landwirtschaftliche Flächen, was die lokale Wirtschaft bremst und die Versorgung der Menschen einschränkt. Die große Gefahr in städtischen Gebieten hindert auch humanitäre Organisationen daran, dringend benötigte Maßnahmen wie die Sanierung von Häusern, Schulen und Gesundheitszentren durchzuführen.
  • Die Vereinten Nationen (United Nations Mine Action Service (UNMAS)) verzeichneten zwischen 2013 und 2020 insgesamt 12.345 Opfer von Unfällen mit Kriegsresten, bei denen 4.389 Menschen getötet und 7.956 verletzt wurden.
  • 2022 gab es im Nordwesten und Nordosten Syriens weiterhin umfangreiche Bombardierungen und Granatenbeschuss. Hinzu kommen Raketen- und Drohnenangriffe auch im übrigen Land, der Einsatz von improvisierten Sprengsätzen auf Fahrzeuge sowie von kleinen und leichten Waffen.
  • Die Kontamination ist unglaublich vielfältig und massiv, da in Syrien die gesamte Bandbreite an explosiven Waffen eingesetzt wurde: selbstgebaute Sprengsätze, Landminen, Fliegerbomben, Mörser usw.

Weitere Informationen und Quellen:

Zusammenfassung der Studie in deutscher Sprache

Komplette Studie in englischer Sprache

Hochaufgelöstes und rechtefreies Bildmaterial finden Sie in unserem Pressedownload.

Methodik

Der Bericht "Explosive ordnance in Syria: impact and required action" stützt sich auf verfügbare Daten aus einer Reihe von Quellen, darunter Berichte über Opfer, Erhebungen über die Auswirkungen auf die Bevölkerung, von den Vereinten Nationen koordinierte multisektorale Bedarfsermittlungen, Erhebungen von Nichtregierungsorganisationen sowie Erkenntnisse von Mitarbeitern humanitärer Organisationen vor Ort und Betroffenen. Dazu gehört die Zusammenarbeit mit über 20 internationalen humanitären Organisationen in Syrien, von denen sich 9 auf humanitäre Minenräumung konzentrieren, zwischen August 2021 und März 2022.

Pressekontakt:

Huberta von Roedern
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Mail: h.vonroedern@hi.org
Tel.: +49 89/54 76 06 34
Mobil: +49 151 73 02 32 06
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