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Das Unsichtbare entdecken: Skulpturen der Walliser Künstlerin Sarah Montani beleben die Fondation Gianadda

Das Unsichtbare entdecken: Skulpturen der Walliser Künstlerin Sarah Montani beleben die Fondation Gianadda
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Medienmitteilung. Martigny, 10. August 2023. Das globale Kunstspiel der Walliser Künstlerin zieht durch die Hallen der Fondation Gianadda. In einer Welt, in der Künstlerinnen oft im Schatten stehen, hat Montani eine mutige Aktion des Protests initiiert. Die Fondation Gianadda wird nun von ihren unsichtbaren Frauen-Skulpturen geschmückt. Durch die faszinierende Technologie der erweiterten Realität können die Besuchende die Skulpturen erleben und in eine neue Kunstwelt eintauchen. Es ist ein aussergewöhnlicher Akt, um auf die Unterrepräsentation der Frauen in der Kunstwelt aufmerksam zu machen.

In der Fondation Gianadda in Martigny hallt ein weibliches Echo. Betritt man dieses Haus, wird man von einem Ensemble engagierter Frauen empfangen. Fast alle Mitarbeiterinnen sind Frauen. Sie wachen über das künstlerische Erbe. Doch in dieser von Frauen dominierten Landschaft, in der sie als Wächterinnen der Kunst agieren, scheint eine Diskrepanz im Herzen der Fondation zu klaffen. Wo sind die Frauen nicht nur als Beschützerinnen, sondern als Schöpferinnen? Als Künstlerinnen? Eine Untersuchung von Swissinfo 2020 offenbarte eine Unterrepräsentation von Künstlerinnen in ihren Räumen. Die Fondation fand sich am Ende der Rangliste wieder - ein bitterer Beigeschmack in einer sonst so weiblich geprägten Einrichtung. Wie hat sich das Bild der Fondation seitdem verändert? Gibt es Hoffnung am Horizont oder bleibt der Status quo unangetastet? Ein vertiefendes Gespräch mit Martha Degiacomi, langjährige Mitarbeiterin und Kennerin der Fondation, gibt Aufschluss und Perspektive für die Zukunft.

Zwischen Schöpferinnen und Beschützerinnen

Wenn man durch die heiligen Hallen der Fondation Gianadda schlendert, wird man von einem femininen Hauch umgeben. Das weibliche Element ist omnipräsent - von der freundlichen Dame am Empfang bis zur akribischen Verwaltung im Hintergrund. Unter diesen herausragenden Frauen strahlt besonders eine: Martha Degiacomi. Seit 1986 dient sie der Fondation mit ihrer Expertise, schreibt fundierte, mit Leidenschaft recherchierte Kunsttexte für die hauseigenen Kataloge und hat schon wertvolle Kunstwerke rund um den Globus begleitet.

Martha Degiacomi: Zeugin der Kunst und ihrer Geschlechterdynamik

Martha Degiacomi, mit einem akademischen Hintergrund in Kunstgeschichte von der Universität Genf und langjähriger Expertise, erzählt von einer Zeit, als der Kunstunterricht von den großen Meistern – den Männern – dominiert wurde. Sie erinnert sich, dass sich etwa gleich viele Studentinnen wie Studenten mit Kunstgeschichte auseinandersetzten. Das in den Kunstbüchern in den meisten Fällen nur Kunstwerke von männlichen Kunstschaffenden beschrieben waren, war damals normal und sei nicht weiter hinterfragt worden. Doch heute schlägt ein Buch Wellen: „The Story of Art Without Men“ von Katy Hessel. Ein Tribut an vergessene, unterschätzte Künstlerinnen. Hessel offenbart, dass viele Erwachsene kaum Namen von Künstlerinnen kennen.

In einer sorgfältigen Recherche, bei der uns Degiacomi mit ihrer profunden Kenntnis zur Seite stand, offenbarten sich folgende Zahlen aus den hauseigenen Katalogen der Fondation Gianadda: Von 167 präsentierten Ausstellungen sind lediglich 8 den Werken von Frauen gewidmet. Darunter befinden sich renommierte Namen wie Gontchavrova und Frida Kahlo, Isabelle Tabin-Darbellay, Camille Claudel, Marie Laurencin, Suzanne Valadon, Berthe Morisot, Suzanne Auber, Francine Simonin und Emilienne Farny. Im Skulpturen-Park, der über 50 beeindruckende Werke zählt, haben 6 Statuen den Ursprung in den Händen von Künstlerinnen: Niki de Saint Phalle, Alicia Penalba (gleich mit zwei Werken), Barbara Hepworth, Elisheva Engel und Germaine Richier. Doch trotz dieser beispielhaften Talente findet die Fondation sich, gemessen an diesen Zahlen, vermutlich weiterhin in den hinteren Rängen wieder. Ein Blick in die nahe Zukunft zeigt zudem, dass in den nächsten fünf geplanten Ausstellungen keine Frau im Fokus steht. Ein Aspekt, der zur Reflexion anregt.

Frauenfiguren ohne Kopf: Symbolik und Realität in der Fondation Gianadda.

Vor dem Haupteingang der Fondation zieht eine Statue den Blick auf sich – eine nackte Frauenstatue, doch ohne Kopf. Symbolisch? Vielleicht. Ein mahnendes Zeichen, dass Frauen oft vergessen oder marginalisiert werden? Definitiv.

Hulda Zwingli* äussert ihre tiefe Besorgnis und Verwirrung über diese Darstellung. «Wo gibt es hier Kunst von Frauen? Wie soll Hulda das ihren Töchtern erklären? Hulda ist ratlos.», sagt sie in einem Interview. «Es gibt seit Jahrhunderten Quoten in der Kunst. Sie schwanken aktuell für Männer zwischen 95% in Sammlungen und fallen manchmal bis 50%. Das nennt man Privilegien.».

In der Tat präsentiert die Statue, von einem männlichen Künstler geschaffen, eine Frau in ihrer physischen Form, jedoch anonym und ohne identifizierbare Merkmale. Sie ist eine Allegorie. Anstatt das Leben und Wirken einer historisch bedeutsamen Frau oder einer herausragenden Künstlerin zu würdigen, wird sie lediglich in ihrer körperlichen Nacktheit dargestellt. Soll die Abwesenheit des Kopfes sogar als metaphorische Darstellung interpretiert werden, die suggeriert, dass Frauen möglicherweise nicht für ihre Intellektualität oder ihren Beitrag zur Gesellschaft gewürdigt werden?

Die Walliser Künstlerin Sarah Montani stellt nun aus Protest ihre unsichtbaren Skulpturen im Garten der Fondation Gianadda aus. «Es gibt unglaublich talentierte Künstlerinnen in unserer Geschichte. Ich hoffe, dass die Werke dieser Frauen bald dokumentiert, ausgestellt und sichtbar gemacht werden», äusserte sich Montani. Als Bildhauerin kreiert Montani Skulpturen in erweiterter Realität, hier in Zusammenarbeit mit Andrea Stahl.

Zwischen Pinselstrichen und Zeilen: Martha Degiacomis fesselnde Kunstbetrachtungen

Doch zurück zu Martha Degiacomi. Marthas Texte, u.a. ihre Betrachtungen zur Sammlung von Christoph Blocher, sind ein Spiegel ihrer Expertise und Passion. Sie malt mit Worten, setzt Kunstwerke in Kontext, zeigt Zusammenhänge auf und fesselt den Leser mit ihrer akribischen Detailtreue. In Martha Degiacomis sorgfältigen Untersuchungen taucht man in die Welt der Kunsthistorikerin ein, in der jedes Detail und jeder Pinselstrich eine Geschichte erzählt. Die Texte sind nicht nur eine Abhandlung über Kunst; sie sind eine Einladung, tiefer zu graben, zwischen den Zeilen zu lesen und mit dem richtigen kunsthistorischen Hintergrundwerkzeug gewappnet zu sein. Zum Beispiel erfordert ihre Betrachtung von Félix Vallottons Kunstwerken ein fundiertes Verständnis für den Künstler und seine Zeit. Jeder ihrer Texte ist das Ergebnis sorgfältiger Forschung und Analyse. Sie sind ein Ausdruck von Marthas tiefer Leidenschaft für die Kunst und ihrem unermüdlichen Streben nach Genauigkeit und Verständnis. Es ist eine Qualität, die nicht nur bis zum letzten Satz, sondern tatsächlich bis zum letzten Komma spürbar ist. Ein literarisches Kunstwerk an sich. Wie schön wäre es, wenn Literatinnen wie Martha Degiacomi über Frauen schreiben könnten.

Wieviele Namen von Künstlerinnen fallen uns spontan ein? Hessel befragte 2000 Erwachsene und veröffentlichte das Ergebnis am Weltfrauentag 2022: Nur 30% der befragten konnten drei Künstlerinnen nennen. Es gibt noch einiges zu tun, bis Gerechtigkeit herrscht – und uns spontan drei Namen Alter Meisterinnen einfallen.

Die Frage, die uns Katy Hessel stellt, hallt nach: Wie viele Künstlerinnennamen kennen wir wirklich? Die Antwort ist nicht befriedigend. Doch dank Menschen wie Hessel hoffen wir auf eine Zukunft, in der Namen wie Angelika Kauffman, Sofonisba Anguissola und Artemisia Gentileschi genauso geläufig sind wie ihre männlichen Pendants.

Informationen inklusiv einer Liste von 10 noch unbekannten Künstlerinnen

*‘Hulda Zwingli’ ist ein Kollektiv engagierter Frauen, die seit einigen Jahren tief in der Kulturszene verwurzelt sind und die das Thema der Frauen in der Kunst in den Vordergrund rücken. Mit ihrem gleichnamigen Instagram-Profil verbreiten sie mutig und unermüdlich Nachrichten, Fotos und Kommentare, um auf die Marginalisierung von Frauen in der Kunst aufmerksam zu machen, während sie ihre Identität geschickt im Schatten halten.

Akira Naoki & Sarah Montani, lic.iur., Artist & Futurist, Founder Weblaw

Weblaw AG & Editions W.
Schwarztorstrasse 22 | 3007 Bern | Switzerland
M +41 76 343 57 77  sarah.montani@weblaw.ch

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