Schweizer Automobilmarkt behauptet sich im ersten Halbjahr 2011
Alternativ angetriebene Fahrzeuge wurden stark nachgefragt
Freienbach/Bern (ots)
Nach 20 Monaten ununterbrochenen Wachstums mussten die Marktanalysten von EurotaxGlass's im Juni 2011 erstmals wieder einen Rückgang der inländischen PW-Neuzulassungen notieren - im Vorjahresvergleich beträgt das Minus 11,5%. Der Rückgang ist allerdings nur leicht grösser als die im gleichen Monat feiertagsbedingt ausgefallenen Arbeitstage von rund 10%. Für das erste Halbjahr 2011 ergibt sich gleichwohl ein Plus von 6,7% (158'474 PW; +9'969 PW). Auch die Nachfrage nach Gebrauchtwagen ging im Juni um 6% zurück, was das Halbjahresergebnis von +6,5% (403'354 PW; +24'611 PW) ebenfalls nicht zu trüben vermochte. Für das zweite Halbjahr rechnet EurotaxGlass's mit einer verhalten positiven Marktstimmung bei wechselkursbedingt leicht rückläufigen Umsätzen.
Die Detailanalyse der Halbjahreszahlen für den Schweizer Automobilmarkt fördert interessante Zahlen zutage: So war beispielsweise jeder 8. Neuwagen von VW (19'653 PW; +22,1%), aber nur jeder 17. von Renault (9'380 PW; +11,3%) oder von Audi (9'306 PW; +11,5%). Unabhängig von der Marke entschied sich von Januar bis Juni 2011 zudem jeder 4. Neuwagenkäufer für ein vierradgetriebenes Modell (44'121 PW; +13,6%) und jeder 3. Kunde für ein dieselbetriebenes Fahrzeug (50'692 PW; +18,7%), während alternativ angetriebene Personenwagen (3'571 PW; +29,0%) immerhin jeden 44. Käufer zu überzeugen vermochten. Mit 21,4% Marktanteil dominierte zudem die Kleinwagenklasse die Nachfrage, gefolgt vom heterogenen Segment der SUVs/Geländewagen (18,7%) und der Unteren Mittelklasse (17,2%). Auf den weiteren Rängen folgen die Vans (15,5%), die Fahrzeuge der Mittelklasse (13,0%) und mit einigem Abstand die Microklasse (5,6%) sowie - saisonbedingt - die Cabrios/Roadsters (3,1%). Mit gewohnt geringem Markt- aber hohem Umsatzanteil finden sich am Ende der Rangliste schliesslich die Segmente der Oberen Mittelklasse (3,0%), der Coupés und Sportwagen (2,1%) sowie der Luxusklasse (0,5%).
Ungünstiges Wechselkursgefälle zum Euro und Dollar
Trotz der aktuell erfreulichen Verkaufszahlen versucht die Automobilbranche, das ungünstige Wechselkursgefälle zum Euro und Dollar mit Rabatten, Sonderprämien oder zusätzlichen Ausstattungspaketen zu kompensieren, um potenzielle Kunden nicht an Direktimporteure zu verlieren. «Der Konsument schaut immer noch zuerst auf den Neupreis und übersieht dabei, dass er beim Wiederverkauf seines Fahrzeuges in 3 Jahren ebenfalls einen guten Preis erzielen möchte», gibt Dr. Peter Ballé, Geschäftsführer von EurotaxGlass's Schweiz, zu bedenken. «Die Importeure reagieren mit Aktionen, um Kunden zu halten. Sie schützen diese damit auch vor der ernüchternden Erkenntnis, dass ein parallel importiertes Fahrzeug - insbesondere bei Abweichungen der Ausstattung oder der Service-/Garantieleistungen - auf dem Gebrauchtwagenmarkt bis zu 15% weniger wert ist, als ein Schweizer Modell, wie eine gemeinsame Analyse unserer Experten und führender Occasionshändler ergeben hat.»
Occasionshandel: Klein, oben ohne und geländegängig ist im Trend
Anders als bei Neuwagen weisen Occasionen der Microklasse im ersten Halbjahr 2011 das grösste Wachstum auf (20'983 PW, +11,8%). Stark nachgefragt wurden auch Kleinwagen (75'435 PW, +6,2%), Cabrios/Roadsters (18'881 PW, +10,6%), Vans (42'061 PW, +10,3%) und SUVs/Geländewagen (34'097 PW, +8,2%). Prozentual auf der Sonnenseite - wenngleich mit viel bescheideneren Stückzahlen - standen im gleichen Zeitraum auch Fahrzeuge der Luxusklasse (3'223 PW, +7,7%). Gesättigt scheinen dagegen die Segmente der Unteren Mittelklasse (81'304 PW, +2,2%), der Coupés (14'107 PW, +1,0%), der Oberen Mittelklasse (21'950 PW, +0,6%) und der Mittelklasse (67'770 PW, -0,2%). Nach Marken sortiert ergibt sich folgendes Bild:
Top-10-Marken im Neu- und Gebrauchtwagenmarkt (Jan - Jun 2011) (Rangierung 1. Halbjahr 2010 in Klammern)
Rang Neuwagen 2011 Marktanteil Gebrauchtwagen 2011 Marktanteil 1 Volkswagen (1) 12,4% Volkswagen (1) 13,0% 2 Renault (3) 5,9% Opel (2) 8,7% 3 Audi (4) 5,9% Audi (3) 6,6% 4 Ford (2) 5,6% BMW (5) 6,2% 5 Opel (5) 5,3% Renault (4) 6,1% 6 Skoda (10) 5,3% Mercedes-Benz (7) 5,3% 7 BMW (6) 5,1% Peugeot (6) 5,3% 8 Peugeot (7) 4,6% Ford (8) 4,7% 9 Citroën (9) 4,3% Fiat (9) 4,5% 10 Mercedes (12) 4,2% Toyota (10) 4,3%
Durchschnittlich 97 Standtage
Die Zunahme der Handänderungen um 6,5% führte im ersten Halbjahr zu einem Rückgang der durchschnittlichen Standzeit einer PW-Occasion von 98 auf 97 Tage, wobei segmentspezifisch grosse Unterschiede bestehen. Am schnellsten «vom Hof» sind derzeit SUVs/Geländewagen (84 Tage; -7,7%), Kleinwagen (90 Tage; +2,3%) sowie Fahrzeuge der Unteren Mittelklasse (95 Tage; +1,1%) und Vans (96 Tage; -3,0%). Mehr als 100 Tage und damit deutlich mehr Geduld benötigen Fahrzeuge der Luxusklasse (125 Tage; -0,8%), Cabriolets/Roadsters (121 Tage; +0,8%), Coupés (117 Tage; -1,7%) sowie Fahrzeuge der Oberen Mittelklasse (104 Tage; -4,6%).
Alternativ angetriebene Fahrzeuge stark nachgefragt
Ungeachtet der kleinen Nachfragedelle bei Neu- und Gebrauchtwagen waren alternativ angetriebene Personenwagen auch im Juni stark gefragt (+3,9%). Für das erste Halbjahr beträgt das Plus im Vorjahresvergleich gar 29%! Wie eine Analyse der Verkaufszahlen durch EurotaxGlass's zeigt, wurden in der ersten Jahreshälfte gar mehr als zweieinhalb Mal so viele Elektrofahrzeuge verkauft, als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (2011: 254 PW; 2010: 99 PW). Die Nase weit vorne hat dabei der Mitsubishi i-MiEV, der mit 111 verkauften Einheiten aktuell einen Marktanteil von 43,7% erreicht.
Neuzugelassene Elektrofahrzeuge (Jan - Jun 2011)
Hersteller Modell Verkaufte PW Marktanteil Mitsubishi i-MiEV 111 43,7% Peugeot iOn 36 14,1% Citroën C-Zero 25 9,8% Tesla Roadster 25 9,8% Think TH!NK City 24 9,5% Smart Fortwo Electric Drive 17 6,7% Fiat 500 / Panda 6 2,4% Renault Twingo 6 2,4% Nissan Leaf 3 1,2% Andere 1 0,4% Gesamt 254 100,0%
Nicht ganz so klar ist die Marktführerschaft im Segment der hybrid angetriebenen Fahrzeuge. Hier dominiert - wie bereits ein Jahr zuvor - das Trio Toyota, Honda und Lexus mit zusammen mehr als 95% (!) Marktanteil. Ebenso beeindruckend ist die Wachstumsrate: Von Januar bis Juni 2011 wurden 29% respektive 600 Fahrzeuge mehr verkauft, als noch vor Jahresfrist (2011: 2'677 PW; 2010: 2'077 PW).
Neuzugelassene Hybridfahrzeuge (Jan - Jun 2011)
Hersteller Verkaufte PW Marktanteil Toyota 1333 49,8% Honda 811 30,3% Lexus 456 17,0% Porsche 42 1,6% Volkswagen 21 0,8% Andere 14 0,5% Gesamt 2677 100,0%
Urs Wernli, Zentralpräsident AGVS, Autogewerbeverband der Schweiz, sieht die steigende Nachfrage nach alternativ motorisierten Fahrzeugen positiv: «Die Verkaufszahlen sind ein Hinweis für das ökologische Bewusstsein unserer Kundschaft und für das offensichtlich zunehmend konkurrenzfähigere Angebot alternativer Antriebskonzepte. Diese Entwicklung eröffnet interessante Marktchancen für Garagisten».
Über Eurotax
EurotaxGlass's ist führender Anbieter von entscheidungsrelevanten Informationen, Analysen, Daten, Lösungen und Business Intelligence Dienstleistungen für die schweizerische und europäische Automobilwirtschaft. Das Unternehmen mit Sitz in Freienbach SZ ist mit 650 Mitarbeitern in 30 Ländern tätig. Mehr über uns und unsere Marktleistungen erfahren Sie auch im Internet unter http://b2b.eurotaxglass.ch (Geschäftskundenbereich) sowie unter www.eurotaxglass.ch (Webpräsenz der Division Schweiz).
Über den AGVS
1927 gegründet, versteht sich der AGVS als dynamischer und zukunftsorientierter Branchen- und Berufsverband der Schweizer Garagisten. Rund 4'000 kleine, mittlere und grössere Unternehmen, Markenvertretungen sowie unabhängige Betriebe sind Mitglied beim AGVS. Die insgesamt 31'000 Mitarbeitenden in den AGVS-Betrieben - davon um 10'000 in der Aus- und Weiterbildung stehende Nachwuchskräfte - verkaufen, warten und reparieren den grössten Teil des Schweizer Fuhrparks mit rund 5 Millionen Fahrzeugen.
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