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Caritas Schweiz / Caritas Suisse

Zum Jahreswechsel: Rück- und Ausblick der Caritas aus sozialer Sicht: Immer mehr Menschen von Armut bedroht

Luzern (ots)

Über 850'000 Menschen in der Schweiz leben in einer
prekären Lebenssituation und sind von Armut betroffen. Im Jahr 2003
ist das Land sozial weiter auseinander gedriftet. Dies ist kurz vor
dem Jahrswechsel das Fazit der Caritas Schweiz. Das Hilfswerk
hinterfragt seit Jahren mit einem Report kritisch, wie die Schweiz
mit ihren sozialen Herausforderungen umgeht.
Für zwei Drittel der Schweizerischen Bevölkerung ist das
verfügbare Einkommen in den letzten zehn Jahren gesunken. Nur gerade
die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung verfügen über deutlich mehr
Geld als zu Beginn der 90er Jahre. "Verarmungstendenzen bis weit in
die Mittelschicht werden sichtbar. Trotzdem werden politische
Vorschläge lanciert, die zu weiteren Umverteilungen von ‚unten nach
oben' führen würden", schreibt Caritas-Ökonom Carlo Knöpfel in seinem
"Bericht über die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Schweiz
2002/2003", der soeben im Sozialalmanach 2004 publiziert wurde.
Sozialer Friede gefährdet
Der soziale Friede in unserem Land ist gefährdet. Darauf deuten
laut Knöpfel die in diesem Jahr wieder über die 4-Prozent-Marke
angestiegene Arbeitslosenzahl hin. Die Verschärfung des
Arbeitslosenversicherungsgesetzes hat zudem zur Folge, dass viele als
arbeitslos anerkannte Menschen schneller ausgesteuert werden und  auf
Sozialhilfe angewiesen sind. Die Zahl der working poor stagniert auf
hohem Niveau: Eine halbe Million Menschen, fast die Hälfte davon
Kinder, leben in einem Haushalt, der trotz vollem Erwerbseinkommen
das Existenzminimum nicht erreicht. Die Wirtschaft hat sich vom
Modell des Ernährerlohns verabschiedet.
Jahr 2004: Sparen verschärft Armut
Im Jahr 2004 stehen verschiedene sozialpolitische Machtproben
bevor. So wurde etwa das Referendum gegen die längst fällige
Mutterschaftsversicherung ergriffen. Bei der Invalidenversicherung
und bei der AHV droht Sozialabbau. Dringend notwendig wäre dagegen
ein Nationales Aktionsprogramm gegen die Armut, dass die Kosten nicht
einfach auf die Sozialhilfe überwälzt. Ergänzungsleistungen für
einkommensschwache Familien wären ein effizienter Weg, dem
Armutsrisiko von Familien mit Kindern zu begegnen. Eine solche
schrittweise Ausrichtung des Sozialversicherungssystems auf neue
Armutsrisiken ist aber im rauer gewordenen sozialen Klima fraglich.
Carlo Knöpfel warnt davor, dass die Schweiz zu einer "blockierten
Gesellschaft" verkommen könnte, die nicht mehr in der Lage ist,
geeignete Massnahmen für den sozialen Zusammenhalt zu finden. "Wenn
der Bund weiter an der Sparschraube dreht, erhöhen sich die sozialen
Kosten, und die Armut wird sich verschärfen", zeigt sich Knöpfel
überzeugt.

Kontakt:

Carlo Knöpfel
Leiter des Bereichs Grundlagen der Caritas Schweiz
Mobile +41/79/651'42'52

Rezensionsexemplare des Sozialalmanachs 2004 sind beim
Bereich Kommunikation
Caritas Schweiz
Tel. +41/41/419'22'71
E-Mail: info@caritas.ch
erhältlich.

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