Caritas Schweiz / Caritas Suisse
Forum der Caritas in Bern: Sozialer Zusammenhalt nicht nur Frage der Generationensolidarität
Luzern (ots)
Die Zahl der älteren Menschen in unserer Gesellschaft nimmt im Verhältnis zu den jüngeren zu. Die Generationensolidarität steht vor einer Belastungsprobe, das System der sozialen Sicherung vor neuen Herausforderungen. Am Forum der Caritas Schweiz vom 23. Januar in Bern warnten Fachleute die rund 230 Anwesenden vor dem politischen Missbrauch dieser emotional aufgeladenen Thematik. Die Sozialwerke müssten so umgebaut werden, dass der soziale Zusammenhalt gewahrt bleibe.
45 Prozent der Ausgaben des sozialen Systems werden heute in der Schweiz für das Alter ausgegeben, und der Anteil wird in Zukunft steigen, sagte Pierre Gilliand, Professor an der Universität Lausanne, am Forum der Caritas in Bern. Dennoch erachtet er es als wenig hilfreich, wenn dem Klassenkampf ein Kampf der Generationen folgen würde. Der sicher notwendige Umbau der Sozialwerke müsse die Verteilungsgerechtigkeit in der ganzen Bevölkerung berücksichtigen und den sozialen Zusammenhalt insgesamt sicherstellen.
Herausforderung für die Arbeitswelt
Der Soziologe François Höpflinger wies darauf hin, dass sich die demografische Alterung in den nächsten Jahrzehnten vor allem aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge, die selbst wenig Kinder zu Welt brachten, beschleunigen wird. Dies bringe zuerst eine Herausforderung für den Arbeitsmarkt, da die Zahl der über 45-jährigen jene der unter 45-jährigen übertreffen werde. In einer zweiten Phase steige dann die Zahl der Rentenbezüger und in einer dritten Phase der pflegebedürftigen Betagten, bevor die demografische Alterung wieder sinken werde.
Silvia Grossenbacher von der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung unterstrich, dass die heutige ältere Generation überwiegend zufrieden sei mit ihrem Leben. Gesundheit, materielle Sicherheit, zuverlässige soziale Netze und eine gewisse biografische Kontinuität fördere diese Zufriedenheit entscheidend. "Die gesellschaftliche Entwicklung - und dazu gehöre bei weitem nicht nur die demografische Herausforderung - stellt die Zufriedenheitsfaktoren in Frage", unterstrich Grossenbacher.
Kein Missbrauch der Debatte
In der abschliessenden Diskussionsrunde unterstrich Nationalrätin Pascale Bruderer, dass ein gut funktionierender Generationenvertrag längst nicht nur finanzielle Aspekte einbeziehen dürfe. Nachhaltigkeit in sozialer und ökologischer Hinsicht sei erforderlich. Thomas Held vom Avenir Suisse forderte mehr Selbstverantwortung der älteren Generation. Kurt Seifert von der Pro Senectute wies darauf hin, dass die demografische Alterung ein Angstthema sei und deshalb der politische Missbrauch des Themas nahe liege. Dass die Demografiedebatte nicht dazu ausgenutzt werden dürfe, politische Richtungskämpfe auszutragen und immer auch auf den Kontext sozialer Probleme zu beziehen sei, in dem sich beispielsweise Arbeitnehmer in prekären Situationen und junge Familien befinden, war ein Grundtenor der Tagung.
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