Arnulf Rainer - Bibelübermalungen
4. August bis 28. Oktober 2001
München (ots)
Arnulf Rainer, der international bekannteste österreichische Künstler der Nachkriegszeit, setzte mit seinen Übermalungen einen völlig neuen Akzent in der europäischen Kunst. In den Jahren 1995 bis 1998 entstanden seine aussergewöhnlichen Bibelillustrationen, für die sich der Künstler mit Vorlagen von der frühen Buchmalerei bis zur Kunst des 19. Jahrhunderts auseinandersetzte. Die Ausstellung zeigt alle 160 Originalblätter des Zyklus aus der Sammlung Frieder Burda sowie sechs von Rainers berühmten "Kreuze" aus unterschiedlichen Werkphasen.
Zu den von Rainer ausgewählten Motiven gehören Werke von Giotto und Sandro Botticelli, von Giovanni Bellini und William Blake, Bilder aus der Tradition romanischer Deckenmalerei und gotischer Kirchenfenster, aber auch Miniaturen aus Bibel-Handschriften wie der Prachtausgabe des König Wenzel, Holzschnitte aus Inkunabeln des 15. Jahrhunderts sowie die 1868 erschienenen Bibelillustrationen Gustave Dorés. Auf diese Bildvorlagen reagiert Rainer mit einer faszinierenden Palette von Übermalungstechniken, die von zartesten Überzeichnungen bis hin zu dichten, fast vollständigen Überdeckungen reicht.
Die Übermalungen verunklären die Sujets und offenbaren zugleich ihre tiefliegende Bedeutung. Die verschiedenen Werkgruppen sind eindrucksvolle Zeugnisse eines Ausdrucksspektrums von aggressiver Dynamik bis zu kontemplativer Verdichtung. Mit einem obsessiven Interesse an Verletzung und Tod relativiert Rainer Form und Farbe der Vor-Bilder, nicht um sie dabei ganz zu vernichten, sondern um ihre Präsenz auf eine andere als die sichtbare Ebene zu verlagern. Eine unbestimmte Angst vor existentieller Bedrohung, die Betrachter vor den Bildern empfinden, ist Ausdruck eines Schwebezustands, in dem sich die Werke während eines oft sehr langanhaltenden Entstehungsprozesses befinden, in dem alles eliminiert wird, was nur der äusseren Form dient.
In der begleitenden Publikation werden alle 160 Originalblätter des Zyklus' grossformatig abgebildet und von Auszügen aus Luthers Bibelübersetzung begleitet. Texte von Helmut Friedel, Rudi Fuchs, Friedhelm Mennekes und Susanne Gaensheimer nähern sich den Bibelübermalungen aus kunstgeschichtlicher und theologischer Sicht.
Kontakt:
Frau Dr. Johanna zu Eltz
Tel. +49 89/23 33 20 20
E-Mail: Lenbachhaus@compuserve.com