Produktionskonto und Arbeitsproduktivität der Schweiz 1999 - Geringe Steigerung der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität
Neuenburg (ots)
In der Analyse des Produktionskontos erwies sich der tertiäre Sektor als Wachstumsmotor für die Schweizer Wirtschaft. Dank der Zunahme der Bruttowertschöpfung (BWS) zu Preisen von 1990 (+1,4%) in diesem Sektor legte die Gesamtwirtschaft um 1,3% zu. Trotz diesem positiven Ergebnis sank die Arbeitsproduktivität im Dienstleistungsbereich (-0,1%) auf Grund der starken Erhöhung der vollzeitäquivalenten Beschäftigung. Mit einem Anteil von rund 67% an der gesamten BWS zu konstanten Preisen spielt der tertiäre Sektor für die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität eine entscheidende Rolle. Die in diesem Sektor beobachtete Abnahme bremste deren Steigerung, ohne sie jedoch ganz zum Erliegen zu bringen (+0,4%).
Entscheidender Beitrag der Informatikdienste zur Zunahme der gesamtwirtschaftlichen BWS
Am stärksten boomten 1999 im tertiären Sektor die Informatikdienste: Diese Branche erhöhte die BWS zu Preisen von 1990 um 13,0% und trug damit entscheidend zum Wachstum des Sektors bei. Auf Grund des Jahrtausendwechsels und der rasanten technologischen Entwicklung ist in dieser Branche eine ständig wachsende Nachfrage zu verzeichnen.
Demgegenüber ist im Baugewerbe der erhoffte Aufschwung erneut ausgeblieben. Die Entwicklung der BWS zu konstanten Preisen (-0,6%) liegt weiterhin unter dem Mittel der Gesamtwirtschaft. Das anhaltende Überangebot auf dem Immobilienmarkt sowie die kritische Finanzlage der öffentlichen Auftraggeber gaben - trotz günstigen Zinssätzen auf dem Geld- und Kapitalmarkt - vermehrt Anlass zu Ausgabenkürzungen im Baugewerbe. Angesichts der umfangreichen öffentlichen Infrastrukturprojekte (NEAT und Bahn 2000), die sich nun in der Realisierungsphase befinden, ist jedoch in den nächsten Jahren mit einem Aufschwung der Investitionen im Tiefbau zu rechnen.
Mit einer Abnahme der BWS zu konstanten Preisen um 27,5% verlor insbesondere die Herstellung von Lederwaren und Schuhen (sekundärer Sektor) an Boden. Dieses Ergebnis ist auf die erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten eines wichtigen Unternehmens in dieser Branche und die dadurch bedingte Verringerung des Bruttoproduktionswertes zurückzuführen. Hinzu kommt eine Ausweitung der Vorleistungen. Die Vorleistungen entsprechen dem Produktionswert von fremdbezogenen Waren und Dienstleistungen, die im Verlauf der Produktion als Inputs verwendet werden.
Herstellung von Lederwaren und Schuhen: drastische Verringerung der Arbeitsproduktivität
Die stärkste Verringerung der Arbeitsproduktivität (-17,7%) im Vergleich zu 1998 war bei der Herstellung von Lederwaren und Schuhen zu verzeichnen. Dieses Resultat ist insbesondere auf die im Produktionskonto ausgewiesene deutliche Abnahme der BWS zu konstanten Preisen zurückzuführen. Auf Grund der zahlreichen Betriebsverlagerungen ins Ausland sank die vollzeitäquivalente Beschäftigung erneut. Dies vermochte jedoch die Abnahme der BWS nicht auszugleichen. Eine ähnliches - obwohl etwas weniger ausgeprägtes - Bild zeigt sich im Textilgewerbe und in der Herstellung von Bekleidung und Pelzwaren.
Obwohl die Arbeit den wichtigsten Produktionsfaktor im tertiären Sektor darstellt, müssen gewisse Resultate bezüglich der Finanzinstitute mit Vorsicht interpretiert werden. Hier gilt es insbesondere zu berücksichtigen, dass zwischen dem Bruttoproduktionswert - der teilweise starken Schwankungen unterliegt - und dem Arbeitsvolumen dieser Branche keine nennenswerte Korrelation besteht. Zudem werden die Beschäftigten nicht ausschliesslich für wertschöpfungsrelevante Aktivitäten eingesetzt. Ein Teil der Beschäftigten ist mit Aktivitäten zur Erwirtschaftung von Gewinnen aus spekulativen Geschäften betraut, die im Bruttoproduktionswert der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht berücksichtigt werden. Die Produktivitätseinbusse im Dienstleistungsbereich ist deshalb darauf zurückzuführen, dass die vollzeitäquivalente Beschäftigung im Vergleich zur BWS zu konstanten Preisen stärker zunahm.
Neuerscheinungen:
Bibliografieangaben der beiden in der vorliegenden Pressemitteilung erwähnten Publikationen:
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung: Produktionskonto der Schweiz 1999. Bestellnummer 035-9900, Preis: 20.-
Ein detailliertes Produktionskonto ist für die Analyse der Wirtschaftslage eines Landes unerlässlich. In dieser Publikation werden die Zusammensetzung und die Merkmale eines Produktionskontos verständlich erklärt. Es werden insbesondere folgende Themen behandelt: Wirtschaftskreislauf, Umsatz, Produktion und Deflation. Die Arbeitsproduktivität spielt für das Analyseverfahren und die Wirtschaftsprognosen eine Rolle. Sie wird von Expertenkreisen als entscheidender Wachstumsfaktor einer Wirtschaft betrachtet. Die Arbeitsproduktivität ist für die Erarbeitung von Prognosemodellen rund um die Produktion, die Beschäftigung, das Anlagekapital, die Investitionen sowie die Verteilung der Arbeitskräfte oder anderer Ressourcen auf die verschiedenen Wirtschaftsbereiche von Bedeutung.
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung: Arbeitsproduktivität in der Schweiz 1999, Bestellnummer 423-9900, Preis Fr. 20.-
In diesem Band werden die gesamtwirtschaftlichen Daten von fünfzig Branchen im Detail präsentiert. Das Zahlenmaterial wird zudem nach Wirtschaftsektoren (primärer, sekundärer, tertiärer Sektor) und nach institutionellen Sektoren (nichtfinanzielle Unternehmen, Finanzinistitute, Versicherungsunternehmen, öffentliche Haushalte, Sozialversicherungen und private Organisationen ohen Erwerbscharakter) gemäss den Definitionen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung gegliedert. Die Ergebnisse basieren auf der Allgemeinen Systematik der Wirtschaftszweige von 1995 (NOGA), die eine detailliertere Analyse des Bruttoproduktionswertes, der Vorleistungen, der Bruttowertschöpfung und der Arbeitsproduktivität ermöglicht. Diese Aggregate werden zu laufenden Preisen sowie zu Preisen von 1990 berechnet.
Kontakt:
BUNDESAMT FÜR STATISTIK
Informationsdienst
Internet: www.statistik.admin.ch
Ruth Meier, BFS, Sektion Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung,
Tel. +41/32/713'60'76
Gregory Rais, BFS, Sektion Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung,
Tel. +41/32/713'66'77