Berufliche Vorsorgeeinrichtungen 2000
Neuenburg (ots)
Kapitalanlagen: Aktien wichtiger als Obligationen, aber...
Ende 2000 gab es in der Schweiz noch 9000 Vorsorgeeinrichtungen mit rund 3,22 Millionen Versicherten (inklusive den mehrfach Versicherten). 2610 Pensionskassen mit 3,03 Millionen Versicherten führten dabei die gesetzliche berufliche Vorsorge durch. Dies geht aus den vom Bundesamt für Statistik (BFS) publizierten provisorischen Ergebnissen der Pensionskassenstatistik hervor. Im Jahre 2000 wurden 16,3 Milliarden Franken Renten ausbezahlt. Dazu kamen 27 Milliarden aus der AHV. Die Bilanzsumme der Pensionskassen nahm seit der letzten Erhebung (1998) um 62 Milliarden Franken auf 490 Milliarden Franken zu. Am Ende des Berichtsjahres war ein Drittel der gesamten Kapitalanlagen in Aktien investiert. Den Dividendenpapieren wurde damit erstmals eine grössere Bedeutung zugemessen als den Obligationen. Die Pensionskassen mussten aber dieser risikoreicheren Anlagestrategie sowie den allgemein hohen Börsenniveaus mit einer weiteren Erhöhung der Schwankungsreserven auf 51 Milliarden Franken (37%) begegnen. Sie machten Ende 2000 über 12 Prozent des gebundenen und freien Kapitals aus.
Beschleunigte Konzentration bei den Vorsorgeeinrichtungen
Der Konzentrationsprozess im Bereich der beruflichen Vorsorge hat sich in den letzten Jahren beschleunigt. Die Zahl der Vorsorgeeinrichtungen fiel mit 9000 Institutionen Ende 2000 erstmals unter 10000. Diese Entwicklung ist einerseits auf die Auflösung von Vorsorgeeinrichtungen infolge von Firmenzusammen-legungen und -liquidationen sowie auf den Anschluss von Unternehmen an eine Sammel- oder Gemeinschaftseinrichtung zurückzuführen. Anderseits dürfte die Erweiterung der Insolvenzdeckung durch die neue Verordnung über den Sicherheitsfonds per Mitte 1998 dazu beigetragen haben, dass bisher für die obligatorische und überobligatorische Vorsorge getrennt geführte Pensionskassen zusammengelegt wurden.
Im Gleichschritt mit der verbesserten Arbeitsmarktlage stieg die Zahl der Versicherten (inkl. den mehrfach Versicherten) von 3,14 auf 3,22 Millionen. Der Trend von der Leistungs- zur Beitragsprimatkasse hielt in der Berichtsperiode weiter an. Dem Leistungsprimat war Ende 2000 nur noch jeder vierte Versicherte unterstellt. Die Zunahme der Versichertenzahl (4,9%) bei den Leistungsprimatkassen privaten Rechts ist ausschliesslich auf zwei grosse, ehemals öffentlich-rechtliche Kassen zurückzuführen, welche die Rechtsform wechselten. Weil zudem eine weitere grosse Kasse öffentlichen Rechts im Berichtsjahr vom Leistungs- zum Beitragsprimat überging, reduzierte sich die Zahl der Versicherten bei den Leistungsprimatkassen öffentlichen Rechts spürbar (-19%).
Starker Anstieg der Einkäufe infolge Stellenwechsel
Als Folge der grösseren Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt nahmen die Eintrittseinlagen bei Stellenwechsel im Vergleich zu 1998 von 11,9 auf 16,6 Milliarden Franken zu. Die Beiträge - Versicherte und Arbeitgeber zusammen genommen - blieben demgegenüber mit rund 28 Milliarden Franken stabil. Davon entfielen 63 Prozent auf die Arbeitgeber und 37 Prozent auf die Arbeitnehmer. Im Unterschied zur Vorperiode entwickelten sich jedoch die einzelnen Beiträge unterschiedlich. Während die Versicherten rund 10 Prozent mehr in die zweite Säule einzahlten, reduzierte sich der Arbeitgeberbeitrag um 8 Prozent. Es gilt allerdings zu berücksichtigen, dass 1998 der Bund infolge Reorganisation seiner Betriebe und der damit verbundenen Neuorganisation der Vorsorgeeinrichtungen erhebliche einmalige Arbeitgebereinlagen zum Ausgleich der versicherungstechnischen Unterdeckung zu leisten hatte. Ohne diese Sondereinlagen hätten sich die Beiträge der Arbeitgeber und -nehmer tendenziell gleich entwickelt.
Rentenvolumen mit anhaltendem Wachstum
Im Berichtsjahr erhielten 755'000 Personen (inkl. Mehrfachbezüger) rund 16,3 Milliarden Franken als Renten ausbezahlt. Im Vergleich zu der letzten Erhebung sind das 8,6 Prozent mehr Rentenbezüger und 12,5 Prozent mehr an Geldleistungen. Die Zahl der Bezüger von Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenkapital (ohne Freizügigkeitsleistungen) belief sich auf 31100 oder rund 6,6 Prozent mehr als 1998. An sie wurden insgesamt 3,8 Milliarden Franken (+28,2%) ausgerichtet.
Kapitalanlagen: Aktien übertreffen Obligationen
Die Bilanzsumme (Bilanzwerte) aller Vorsorgeeinrichtungen nahm seit 1998 mit einem etwas verlangsamten jährlichen Wachstum (7% gegenüber 10,9% in der Vorperiode 1996/98) bis Ende 2000 auf 490 Milliarden zu. Hervorzuheben ist, dass die von den Vorsorgeeinrichtungen nicht selbst verwalteten Kapitalanlagen (Rückkaufswerte aus den Kollektivversicherungsverträgen mit Versicherungsgesellschaften; Ende 2000 ca. 110 Mrd. Fr.) in der Bilanzsumme nicht enthalten sind.
Unter Berücksichtigung der kollektiven Anlagen lösten im Berichtsjahr die Aktien die Obligationen als wichtigste Anlageform ab. Diese Verschiebung hat mehrere Gründe. Einerseits räumen die zu Beginn des zweiten Quartals 2000 in Kraft getretenen modifizierten Anlagevorschriften (BVV2) den Vorsorgeeinrichtungen mehr Eigenverantwortung und eine grössere Anlagefreiheit ein. In die gleiche Richtung zielt die zunehmende Befreiung der öffentlichen Kassen vom Zwang zur Kapitalanlage beim Arbeitgeber. Anderseits lag die Performance der festverzinslichen Wertpapiere deutlich unter derjenigen der Dividendenpapiere. Die in den Vorjahren zu beobachtende Entwicklung auf den nationalen wie internationalen Börsenplätzen wie auch die Forderungen nach einer besseren Performance bewogen zudem viele Kassenverantwortliche, vermehrt in inländischen und insbesondere ausländischen Aktien anzulegen.
Ende 2000 wiesen die Aktien insgesamt einen Anteil von 33 Prozent an der Bilanzsumme auf, gefolgt von den Obligationen mit 31 Prozent. Die Investitionen bei Anlagestiftungen und fonds sowie Immobiliengesellschaften nahmen seit 1998 weiter zu. Ihr Anteil erhöhte sich von 12,4 auf 15,2 Prozent. Aufgrund der vorstehend erwähnten Lockerung des Anlagezwangs bei öffentlichen Kassen entwickelten sich insbesondere die Forderungen an die Arbeitgeber rückläufig. Etwas weniger attraktiv erschienen die direkten Anlagen in Liegenschaften. Hier zeichnet sich ein Trend zu den kollektiven Anlagen ab.
Deutliche Zunahme der Schwankungsreserven
Das gebundene und freie Vorsorgekapital nahm seit 1998 mit jährlich 6,2 Prozent etwas weniger stark zu als die Bilanzsumme. Mit rund 415 Milliarden Franken Ende 2000 betrug sein Anteil 85 Prozent der Passiven. Als Folge der revidierten und flexibleren Anlagevorschriften und des damit verbundenen verstärkten Engagements in Aktien erhöhten die Kassen die Schwankungsreserven, Wertberichtigungen und Rückstellungen auf Vermögensanlagen seit 1998 um rund 13,8 Milliarden Franken. Ende 2000 beliefen sich diese Reserven auf 51,1 Milliarden Franken (+37%) oder über 12 Prozent des gebundenen und freien Kapitals.
Nettokapitalgewinne spürbar tiefer
Als Folge der nachlassenden konjunkturellen Auftriebskräfte sowie der ab der zweiten Jahreshälfte leicht sinkenden Zinssätze stiegen die Erträge aus Wertschriften, Liegenschaften und anderen Anlagen im Berichtsjahr im Vergleich zu 1998 nur um 5 Prozent auf 16,6 Milliarden Franken an. Demgegenüber fiel der Nettogewinn aus dem Verkauf sowie aus der Höher- bzw. Niedrigerbewertung von Wertschriften und Liegenschaften mit rund 4,8 Milliarden Franken spürbar tiefer aus als 1998 (14,9 Mrd. Fr.). Dies ist eine Folge der unterschiedlichen Entwicklungen: Während die schweizerische Börse mehrheitlich freundlich tendierte, verloren die ausländischen Wertschriften an Boden, so insbesondere die japanischen und vor allem die amerikanischen Technologiewerte.
2001 folgte ein massiver Kursverlust auf allen wichtigen Börsenplätzen. Ob die von den Vorsorge-einrichtungen gebildeten Schwankungsreserven ausreichend waren, um die Kursverluste aufzufangen, wird sich zeigen, sobald die Jahresrechnungen 2001 vorliegen.
Kontakt:
Bundesamt für Statistik
Informationsdienst
Jürg Fuhrer, BFS
Sektion Soziale Sicherheit
Tel. +41/32/713'66'80
Neuerscheinung: Die definitiven Ergebnisse werden im Oktober 2002
publiziert
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