Gesamtarbeitsvertragliche Lohnabschlüsse für 2002
Bern (ots)
Sozialpartner vereinbaren 2,5 Prozent nominale Lohnerhöhung
Die Verhandlungen zwischen den Sozialpartnern der wichtigsten Gesamtarbeitsverträge brachten im Mittel eine nominale Effektivlohnerhöhung um 2,5 Prozent für das Jahr 2002. Davon wurden 1,3 Prozent generell und 1,2 Prozent individuell zugesichert. Das Wachstum der Mindestlöhne beträgt durchschnittlich 2,6 Prozent. Somit verharren die gesamtarbeitsvertraglichen Lohnanpassungen auf hohem Niveau, was hauptsächlich auf die allgemein gute Konjunkturlage der letzten Jahre zurückzuführen ist. Dies geht aus den neusten Berechnungen des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor.
Effektivlohnwachstum verharrt mit 2,5 Prozent auf hohem Niveau
Die Verhandlungen zwischen den Sozialpartnern der wichtigsten Gesamtarbeitsverträge brachten für 2002 durchschnittlich eine nominale Effektivlohnerhöhung um 2,5 Prozent. Davon betroffen sind 31 Gesamtarbeitsverträge mit rund 446'000 Arbeitnehmenden. Die jeweils vorwiegend in den Herbstmonaten des Vorjahres geführten Lohnverhandlungen orientierten sich unter anderem an der Konjunkturlage und der Entwicklung der Teuerung, die im Jahr 2001 durchschnittlich um 1 Prozent gestiegen ist.
Die nominalen Effektivlohnerhöhungen waren seit 1993 wegen der ungünstigen Wirtschaftslage stark rückläufig. Die tiefsten nominalen Wachstumsraten wurden 1997 und 1999 (je +0,3%) erreicht. Erst für das Jahr 2000 fiel die Lohnerhöhung mit 1,4 Prozent wieder etwas besser aus. Nach dem deutlichen Lohnwachstum um 2,9 Prozent für das Jahr 2001, ist für das laufende Jahr mit der Erhöhung von 2,5 Prozent eine Bestätigung der Lohnabschlüsse auf hohem Niveau festzustellen. Dies ist vor allem auf die gute Arbeitsmarkt - und Wirtschaftslage der vergangenen Jahre zurückzuführen.
Im primären Sektor wurden keine Effektivlohnabkommen getroffen. Im sekundären Sektor vereinbarten die Verhandlungsparteien eine Lohnsteigerung von 1,8 Prozent. Davon werden rund 1,5 Prozent generell und 0,3 Prozent individuell entrichtet.
Im tertiären Sektor brachten die Verhandlungen eine Erhöhung der Löhne um 2,9 Prozent. Für individuelle Lohnerhöhungen wurden 1,8 Prozent und für generelle 1,1 Prozent vereinbart. Überdurchschnittliche Anstiege erzielten unter anderem die Branchen Gesundheits- und Sozialwesen (+4,6%), Landverkehr (+3,5%) und Nachrichtenübermittlung (+3,2%). Die tiefsten Verhandlungsergebnisse sind in den Branchen Be- und Verarbeitung von Holz (+1,8%), Handel und Reparatur von Automobilen (+1,3%) und Herstellung von Präzisionsgeräten, optischen Geräten und Uhren (+1,1%) zu finden.
Leistungslohn für das Jahr 2002 wieder mit grösserem Gewicht
Bei der Entwicklung über vier Jahre konnte eine Tendenz zu Gunsten individueller Lohnentrichtungen festgestellt werden. Das heisst, dass die Löhne vermehrt leistungsbezogen erhöht wurden. Während 1994 noch rund 87 Prozent des gesamtarbeitsvertraglichen Lohnzuwachses auf eine generelle Effektivlohnerhöhung entfielen, verringerte sich dieser Anteil bis 1998 kontinuierlich auf den Anteil von 20 Prozent.
Ab 1999 konnte wieder eine Umkehr dieser Tendenz festgestellt werden. So stieg der generelle Anteil der Lohnerhöhung wieder auf 67 Prozent der gesamtarbeitsvertraglichen Lohnsumme. In den Jahren 2000 und 2001 ist dieser Anteil weiter von 71 auf 73 Prozent angestiegen. Für das laufende Jahr konnte nun wieder eine verstärkte Individualisierung der Lohnanpassungen beobachtet werden. So werden rund 47 Prozent der Effektivlohnerhöhungen individuell und 53 generell entrichtet.
Mindestlohnerhöhung um 2,6 Prozent
Die in den Gesamtarbeitsverträgen festgelegten Mindestlöhne wurden für das Jahr 2002 aufgrund der Verhandlungen im Mittel um rund 2,6 Prozent erhöht. Von dieser Lohnerhöhung sind 39 Gesamtarbeitsverträge mit rund 637'800 Arbeitnehmenden betroffen. Wie für die Effektivlöhne ist auch für die Anpassung der Mindestlöhne die Entwicklung der Teuerung eine wichtige Referenzgrösse in den Verhandlungen.
Im primären Sektor wurde zwischen den Sozialpartnern vereinbart, die Mindestlöhne um nominal 1,5 Prozent anzuheben. Im sekundären Sektor brachten die Verhandlungen eine Lohnerhöhung um 2,1 Prozent und im tertiären Sektor schliesslich, konnten Abkommen für eine Mindestlohnerhöhung um 2,9 Prozent getroffen werden. Dieses überdurchschnittliche Lohnwachstum des Dienstleistungssektors wurde hauptsächlich von der deutlichen Lohnanpassung (+3,8%) im Gastgewerbe beeinflusst. Auf Branchenebene fielen die Mindestlohnanpassungen unterschiedlich aus. Die markantesten Lohnerhöhungen wurden in den Branchen Persönliche Dienstleistungen (+6,8%), im Gastgewerbe (+3,8%) und Herstellung von Automobilen (+3,1%) ausgehandelt. Unter der mittleren Mindestlohnerhöhung von 2,9 Prozent lagen unter anderem die Branchen Herstellung von Möbeln, Schmuck und anderen Erzeugnissen (+0,9%), Erbringung von Dienstleistungen für Unternehmen (+0,3%) und im Papier- und Kartongewerbe (0%).
Unterschiede zwischen privatem und öffentlichem Sektor
Mit einer mittleren Effektivlohnerhöhung von 3,3 Prozent liegen die Verhandlungsergebnisse des öffentlichen Sektors deutlich über den Lohnabschlüssen des privaten Sektors (+2,3%). Die Wachstumsrate des öffentlilchen Sektors ist ausschliesslich auf Lohnverhandlungen der Branchen Landverkehr (+3,6%) und Nachrichtenübermittlung (+3,1%) zurückzuführen.
Bei den Mindestlohnvereinbarungen sieht das Bild jedoch anders aus. So kommen die Arbeitnehmenden des privaten Sektors mit einem mittleren Wachstum um 2,8 Prozent deutlich besser weg als die gesamtarbeitsvertraglich Unterstellten des öffentlichen Sektors (+1%).
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Bundesamt für Statistik
Sektion Löhne und Arbeitsbedingungen
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des
BFS http://www.statistik.admin.ch