BFS: Provisorische Ergebnisse der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung 2002 Deutliche Zunahme der Erwerbslosigkeit und Unterbeschäftigung
Neuchâtel (ots)
Im 2. Quartal 2002 hatten in der Schweiz 477'000 Personen keine oder nicht genügend Arbeit. Das sind 11,7% der Erwerbsbevölkerung. 120'000 Personen waren erwerbslos, was einer Erwerbs-losenquote von 2,9% entspricht (2001: 2,5%). Es fällt auf, dass zunehmend auch gut qualifizierte Arbeitskräfte ohne Arbeit und auf Stellensuche sind. Deutlich ange-stiegen ist ebenfalls die Zahl der Unterbeschäftigten: 357'000 teilzeitlich Erwerbstätige wollten ihr Arbeitspensum erhöhen, was einem Anteil von 8,8% der Erwerbsbevölkerung entspricht (2001: 8,3%). Der grösste Mangel an Arbeit war in der Grossregion Zürich zu verzeichnen, die tiefste Quote wies die Zentralschweiz aus. Dies zeigen die provisorischen Ergebnisse der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung 2002 des Bundesamtes für Statistik (BFS).
477'000 Personen sind erwerbslos oder unterbeschäftigt
Gemäss den provisorischen Ergebnissen der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) waren im 2. Quartal 2002 11,7% der Erwerbsbevölkerung bzw. 477'000 Personen erwerbslos oder unterbeschäftigt. Rund ein Viertel von ihnen (120'000 Personen) war ganz ohne Arbeit und auf Stellensuche, den überwiegenden Teil machten jedoch die 357'000 teilzeitlich Erwerbstätigen aus, welche ihr Arbeitspensum erhöhen wollten. Die zusätzlich gewünschten Arbeitsstunden entsprachen 202'000 Vollzeitstellen, wobei jeweils rund die Hälfte auf Unterbeschäftigung (52%, 105'000 Vollzeitstellen) respektive Erwerbslosigkeit (48%, 97'000) zurückzuführen war.
Grösster Mangel an Arbeit in der Grossregion Zürich
Der Anteil der Erwerbspersonen, die entweder erwerbslos oder unterbeschäftigt sind, war mit 12,6% in der Grossregion Zürich am höchsten (Erwerbslosigkeit: 4,0%; Unterbeschäftigung: 8,6%), gefolgt von der Région Lémanique mit 11,9% (Erwerbslosigkeit: 3,9%; Unterbeschäftigung: 8,0%). Die tiefste Quote des Arbeitsmangels wurde hingegen mit 10,2% in der Zentralschweiz (1,8%; 8,5%) registriert. Im Tessin betrug die Arbeitsmangelquote 11,2% (3,4%; 7,9%) und lag damit trotz hoher Erwerbslosigkeit unter dem schweizerischen Durchschnitt. Tiefe Erwerbslosenquoten kombiniert mit hoher Unterbeschäftigung fanden sich in der Ostschweiz (11,4%, d.h. 2,5% und 8,9%), im Espace Mittelland (11,8%, d.h. 2,4% und 9,4%) sowie in der Nordwestschweiz (11,7%, d.h. 2,4% und 9,2%).
Anstieg der Erwerbslosigkeit bei den Männern - leichter Rückgang bei den Frauen
Zwischen dem 2. Quartal 2001 und dem 2. Quartal 2002 stieg die Erwerbslosenquote von 2,5% auf 2,9% an. Eine starke Zunahme bei den Männern (von 1,7% auf 2,8%) stand einer leichten Reduktion bei den Frauen gegenüber (von 3,5% auf 3,1%). 63'000 Erwerbslose sind Männer, 57'000 sind Frauen.
Rund die Hälfte aller Erwerbslosen war bei einem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) als arbeitslos registriert. Insbesondere Frauen melden sich aber oft nicht bei den RAV's an: Lediglich 42% der erwerbslosen Frauen waren im 2. Quartal 2002 als arbeitslos registriert, gegenüber 56% der erwerbslosen Männer.
Erwerbslosigkeit trifft vermehrt auch gut qualifizierte Arbeitskräfte
Nicht alle Bildungsschichten bekamen die Zunahme der Erwerbslosigkeit gleichermassen zu spüren. Es fällt auf, dass vermehrt auch gut qualifizierte Arbeitskräfte betroffen sind. So stieg die Erwerbslosen-quote der Personen mit einem Universitätsabschluss oder einer vergleichbaren Ausbildung innert Jahresfrist von 1,5% auf 2,2% (+49%) und diejenige der Personen mit einer Berufsausbildung von 2,0% auf 2,6% (+32%). Umgekehrt sank die Erwerbslosenquote der Personen ohne nachobligatorischen Abschluss sogar leicht von 4,8% auf 4,5% (-6%). Diese Gruppe weist aber nach wie vor das höchste Erwerbslosenrisiko auf. Eine vergleichbare Entwicklung (stärkerer Anstieg der Erwerbslosigkeit auf allerdings tieferem Niveau bei den bestqualifizierten Arbeitskräften) war im übrigen auch in den Jahren 1995-97 zu beobachten.
Vier von fünf Unterbeschäftigten sind Frauen
79% der 357'000 Unterbeschäftigten waren Frauen. Dies erstaunt zunächst nicht, wenn man bedenkt, dass Teilzeiterwerbstätigkeit weiblich dominiert ist. Interessant ist aber, dass der grösste Teil der unter-beschäftigten Frauen (73%) nur eine Erhöhung des Teilzeitpensums wünschte, während die Mehrheit der Männer (55%) eine Vollzeittätigkeit ausüben wollten.
Ein Indikator für das Ausmass der Unterbeschäftigung ist auch die gewünschte zusätzliche Arbeitszeit. Knapp ein Drittel der Unterbeschäftigten (113'000; 32%) möchten lediglich zwischen 1 und 5 Stunden zusätzlich arbeiten. Beträchtlich ist allerdings auch die Zahl jener, welche zusätzlich 20 und mehr Stunden pro Woche arbeiten möchten (72'000; 20% der Unterbeschäftigten).
BUNDESAMT FÜR STATISTIK
Informationsdienst Auskunft:
Enrico Moresi, BFS, Sektion Erwerbsleben und Arbeitsmarkt, Tel. 032 713 64 02
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des BFS http://www.statistik.admin.ch
27.09.02