BFS: Satellitenkonto Haushaltsproduktion: Pilotversuch für die Schweiz
(ots)Satellitenkonto Haushaltsproduktion: Pilotversuch für die Schweiz
Unbezahlte Arbeit erstmals als volkswirtschaftliche Grösse gemessen
Rund 8 Milliarden Stunden sind im Jahr 2000 in der Schweiz von der Bevölkerung ab 15 Jahren unbezahlt gearbeitet worden. Das ist deutlich mehr als im selben Jahr für bezahlte Arbeit aufgewendet wurde (6,7 Mia. Stunden). Knapp zwei Drittel davon haben Frauen beigetragen (65%). Die unbezahlt geleistete Arbeit (Haushaltsproduktion) wird in der Schweiz auf gut 70 Prozent der von der schweizerischen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung erfassten Bruttowertschöpfung (BIP) geschätzt. Dies zeigt das vom Bundesamt für Statistik (BFS) im Sinne eines Pilotversuchs erstmalig für die Schweiz vorgelegte Satellitenkonto Haushaltsproduktion (SHHP). Das Satellitenkonto Haushaltsproduktion (SHHP) beinhaltet sowohl monetäre wie nicht-monetäre Daten wie zum Beispiel die Anzahl Stunden, welche in unbezahlte Arbeit investiert werden. Das vorliegende Pilotprojekt ist eine wichtige Zwischenstation auf dem Weg zur umfassenden Berücksichtigung der unbezahlten Arbeit innerhalb der gesamtwirtschaftlichen Statistikanalyse. Obwohl es noch einige offene Fragen gibt und die Qualität der verwendeten Daten noch verbessert werden kann, bildet diese Studie einen guten Ansatz für die Analyse der volkswirtschaftlichen Bedeutung der unbezahlten Arbeit. In Zukunft soll die unbezahlte Arbeit regelmässig volkswirtschaftlich bewertet und die dabei verwendete Methode konsolidiert werden. Nicht-monetäre Resultate Im Gesamtdurchschnitt wenden Frauen mit 31 Stunden pro Woche beinahe doppelt so viel Zeit für Haus- und Familienarbeit auf wie Männer (17 Stunden). Am grössten ist der Aufwand in Familienhaushalten mit Kindern unter 15 Jahren, wo Frauen rund 54 Stunden pro Woche investieren und Männer 24 Stunden. Aus gesamtgesellschaftlicher Sicht wurden im Jahr 2000 rund 8 Milliarden Stunden von der gesamten, ständigen Wohnbevölkerung ab 15 Jahren in der Schweiz unbezahlt gearbeitet. Knapp zwei Drittel davon wurden von Frauen geleistet (65%). Die Hausarbeiten machen mit 6 Milliarden Stunden drei Viertel des Gesamtvolumens an unbezahlter Arbeit aus. Die Betreuungsaufgaben im Haushalt lassen sich mit rund 1,25 Milliarden Stunden pro Jahr beziffern (15,5% des Gesamtvolumens). Für Freiwilligenarbeit wurden 741 Millionen Stunden aufgewendet (9,2% des Gesamtvolumens). Dabei fallen auf die beiden Typen von Freiwilligenarbeit jeweils etwa die Hälfte (372 Mio. für institutionalisierte und 369 Mio. für informelle Freiwilligenarbeit). Die geldmässige Bewertung der unbezahlten Arbeit Die gesamte, im Jahr 2000 geleistete unbezahlte Arbeit wird auf einen Geldwert von beinahe 250 Milliarden Franken geschätzt. Die Hausarbeit macht den weitaus grössten Anteil aus mit rund 172 Mia. Franken. Die Betreuungsaufgaben werden auf rund 49 Mia. geschätzt, die institutionelle und informelle Freiwilligenarbeit zusammen auf knapp 27 Mia. Franken. Der Beitrag der Frauen macht gesamthaft beinahe zwei Drittel des Gesamtwertes aus (63%). Je nach Tätigkeitsfeld variiert dieser Anteil: Bei den Hausarbeiten ist er genau zwei Drittel (66%), bei den Betreuungsaufgaben 60 Prozent und bei der Freiwilligenarbeit knapp die Hälfte (49%). Die monetäre Bewertung der unbezahlten Arbeit wird nach der Marktkostenmethode mit so genanntem Spezialistenlohnansatz durchgeführt (vgl. Kasten). Es werden Bruttolohnansätze inklusive Arbeitgeberbeiträge verwendet, da diese aufzeigen, welche wirtschaftlichen Ströme erzeugt würden und wie dadurch Aggregate der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) beeinflusst würden, falls die Produktion vom Haushalt tatsächlich auf den Markt verlagert würde. Das Satellitenkonto Haushaltsproduktion Im Zentrum des Satellitenkontos Haushaltsproduktion (SHHP) steht die unbezahlte Arbeit. Ziel des SHHP ist es, eine Verbindung zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) herzustellen, damit der Wert der unbezahlten Arbeit methodisch korrekt in Bezug gesetzt werden kann zur gesamten Bruttowertschöpfung des Landes. Die vorliegende Studie beziffert die Bruttowertschöpfung der Haushalte auf gut 40 Prozent der Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft inklusive Haushaltsproduktion. Oder anders formuliert, im Verhältnis zur gesamten, von der VGR registrierten Nicht-Haushaltswertschöpfung (modifizierte Gesamtwirtschaft) macht die Wertschöpfung der Haushalte rund 70 Prozent aus.
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Neuerscheinung: Satellitenkonto Haushaltsproduktion. Pilotversuch für die Schweiz. Neuchâtel 2004, Bestellnummer: 643-0400, Preis: Fr. 10.-
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