Jugend, Cliquen und Gewalt - Interregionale Fachtagung und Vortrag am 27. Mai
Vaduz (ots)
Am 27. Mai 2002 findet im Gemeinschaftszentrum Resch in Schaan von 9.15 bis 16.30 Uhr eine interregionale Fachtagung zum Thema "Cliquen-soziales Lernmilieu oder Nährboden für Ausgrenzung und Gewalt?" statt.
Fachtagungen im Jugendbereich werden regelmässig abwechselnd in den drei Regionen St.Gallen, Vorarlberg und Liechtenstein veranstaltet. Dieses Jahr ist das Amt für Soziale Dienste in gastgebender Funktion. Angesprochen sind professionell als auch ehrenamtlich in der Jugendarbeit Tätige sowie allgemein an jugendspezifischen und pädagogischen Inhalten interessierte Personen.
Cliquen - wichtig oder gefährlich?
Aufgezeigt und diskutiert werden der Einfluss und die Wirkung von Cliquen auf das Individuum. Es werden Vorträge und eine abschliessende Podiumsdiskussion abgehalten, bei der das Publikum miteinbezogen wird. Gedankenanstösse der besondern Art vermitteln Schüler und Schülerinnen des Freiwilligen 10. Schuljahrs. Sie untermalen die Referate mit szenisch dargestellten Alltagszenen aus der Erlebniswelt von Jugendlichen.
Folgenden Fragestellungen wird nachgegangen werden:
Bergen Gruppen und Cliquen ein Entwicklungsrisiko für Jugendliche in sich oder stellen sie ein positives Lernfeld dar? Jugendliche nehmen den Kontakt zu Gleichaltrigen als Ressourcen wahr. Beobachtungen und wissenschaftliche Untersuchungen zeigen aber auch, dass Gruppenbeteiligungen gravierende Nachteile für den Einzelnen mit sich bringen können. Unterordnung gegenüber einem Mehrheitsdruck und Konformität wird erzwungen. Ausgrenzung der Andersartigen sowie Hack - und Rangordnungen unter Jugendlichen sind an der Tagesordnung. Dabei gibt es Gewinner und Verlierer. Andererseits setzen Jugendarbeit und Pädagogik gerade auf die erzieherische Wirksamkeit der Peergroup. Jugendliche treten dabei in der Rolle als Vorbild, Konfliktschlichter oder gar als Erzieher auf.
Anmeldung zur Tagung
Programm und Anmeldungsunterlagen sind beim Amt für Soziale Dienste erhältlich, Tel +423/236'72'72. Weitere Auskünfte erteilt Ludwig Frommelt, Tel. +423/236'72'60. Anmeldeschluss ist der 18. Mai 2002.
Der Abendvortrag
Hauptreferent der Fachtagung, Professor Rainer Dollase, ist ein anerkannter Experte auf dem Gebiet der Erziehung und Konfliktforschung und wird am 27. Mai um 20 Uhr im Vaduzersaal (Foyer) seine teils provokanten Thesen zum Thema Erziehung und Gewalt vortragen und zur Diskussion stellen.
Im Vortrag werden die wesentlichen Kernpunkte der Erziehung zur Verhinderung exzessiver Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus u.a. auch anhand von Untersuchungsergebnissen erläutert. Die anschliessende Diskussionsrunde - unter Leitung von Marcus Büchel, Vorstand des Amtes für Soziale Dienste - bietet die Möglichkeit zu Rückfragen und zum Meinungsaustausch.
Beim Apero bietet sich eine weitere Möglichkeit zum Meinungsaustausch.
Angesprochen und herzlich eingeladen sind alle, die sich für Erziehungsfragen interessieren, besonders Eltern und Lehrpersonen. Die Veranstaltung wird vom Amt für Soziale Dienste und dem Schulamt organisiert. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Was tun gegen Gewalt?
Im Abendvortrag wird sich Professor Dollase mit der Wechselwirkung von Gewalt und Erziehung beschäftigen. Seit dem Massaker in Erfurt fragen sich Eltern, Erziehende und Lehrpersonen noch eindringlicher als bisher, was sie mittels Erziehung gegen die Gewalt tun können. Oder welche Fehler in der Erziehung die Gewalt begünstigen.
Nun ist eigentlich schon seit Jahrzehnten durch tausende von Untersuchungen belegt,
- wie Gewalt und Aggression entstehen; - wie man sie durch Erziehung vermindert; - was die Kernpunkte der Erziehung sind.
Leider sind und werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse im Informationsmüll einer Unwissensgesellschaft schnell verschüttet, so dass die wesentlichen Punkte unbekannt sind und die grosse Orientierungslosigkeit um sich greift. Viele Erziehende wissen zwar wie es geht, werden aber durch die Umstände am richtigen Verhalten gehindert.
Kasten:
Der Tagungsablauf
08.45 - 09.15 Uhr Individuelles Eintreffen / Begegnungen bei Kaffee und Gipfel
09.15 Uhr Begrüssung durch Regierungschef Otmar Hasler
09.25 Uhr Grundsatzreferat: "Die Gruppe als Entwicklungsrisiko - oder: wieviel Clique braucht der Mensch?" Rainer Dollase ist Professor für Psychologie, Schwerpunkt Entwicklung und Erziehung, sowie stellvertretender Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld
10.10 Uhr Forumtheater Teil 1 mit Schülern und Schülerinnen des Freiwilligen 10. Schuljahres unter der Leitung von Georg Biedermann
10.30 Uhr Pause
10.45 Uhr Kurzreferat: "Ene mene muh und weg bist du!" Mädchen in Cliquen - Ein Praxisbezug
Referentinnen: Amadea Thoma, dipl. Sozialarbeiterin, Jugendsekretariat der Stadt St.Gallen, Bereich Jugendkultur, Christine Windisch, dipl. Sozialarbeiterin, Jugendsekretariat der Stadt St.Gallen, Leiter Stellvertreterin
11.15 Uhr Kurzreferat: Jugendszenen im Oberrheintal Entwicklung und Konsequenzen für die Jugendarbeit
Markus Büchel, dipl. Animator, Buchs, St. Gallen
12.00 Uhr Mittagessen im Hotel Post, Schaan
13.45 Uhr Lebenswelt Cliquen systemische Handlungsansätze in der Arbeit mit Cliquen
Ulrich Nickles, Diplom Sozialarbeiter, Sozialwirt/Einrichtungsleiter Langenargen (D)
14.15 Uhr Forumtheater Teil 2 mit Schülern und Schülerinnen des Freiwilligen 10. Schuljahres unter der Leitung von Georg Biedermann
14.35 Uhr Pause
14.50 Uhr Podiumsdiskussion: Cliquen - Soziales Lernmilieu oder Nährboden für Ausgrenzung und Gewalt?
Prof. Rainer Dollase, Christine Windisch, Ulrich Nickles, Markus Büchel, Anke Störmer, Diplom Sportpädagogin, Universität Tübingen, Leitung der offenen Jugendarbeit Götzis Leitung der Diskussion: Mag. Matthias Brüstle, Psychologe, Geschäftsführer des Vereins für Betreutes Wohnen in Liechtenstein.
16.30 Uhr Ende der Fachtagung
Kontakt:
Ressort:
Familie und Gleichberechtigung/Regierungschef
Otmar Hasler
Sachbearbeitung:
Amt für Soziale Dienste, Kinder- und Jugenddienst
Ludwig Frommelt
Tel. +423/236'72'60
Presse- und Informationsamt
des Fürstentums Liechtenstein (pafl)
Tel. +423/236'67'22
Fax +423/236'64'60
Internet: http://www.presseamt.li
Nr. 233