pafl: Liechtenstein - ein Wirtschaftszentrum der Region Regierungschef Otmar Hasler beim Salemer Wirtschaftsgespräch
(ots)
Vaduz, 17. Oktober (pafl) -
Regierungschef Otmar Hasler nahm am 10. Oktober 2003 an den 24. Salemer Gesprächen der Wirtschaftsjunioren der Region Bodensee-Oberschwaben in Baden-Württemberg teil. Thema der jährlich im Oktober stattfindenden Diskussionsrunde war "Reformstau am Arbeitsmarkt - von anderen lernen". Zu diesem Thema sprachen im Rahmen einer Podiumsdiskussion neben Regierungschef Hasler eine Reihe herausragender Repräsentanten aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft, wie Fritz Schösser, Mitglied des Bundestages, SPD, und Vorsitzender des DGB-Landesbezirks Bayern, München, Dr. Herbert Buchinger, Vorstandsvorsitzender des Arbeitsmarktservices (AMS) Österreich, Prof. Dr. Utz Claassen, Chef der EnBW Energie Baden-Württemberg AG und Dr. Jürgen Grossmann, Geschäftsführender Gesellschafter der Georgsmarienhütte Holding GmbH, Hamburg. Schwerpunkte der Salemer Gespräche waren dieses Jahr die Themenbereiche Verbesserung der Arbeitsmarktsituation, Reformfähigkeit der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung Deutschland, Lernen von anderen (insbesondere Österreich und Liechtenstein) sowie die Wirtschaftsjunioren Bodensee-Oberschwaben.
Im Rahmen dieser Themenbereiche erläuterte Regierungschef Hasler, was die Wirtschaftskraft Liechtensteins ausmacht und inwiefern der liechtensteinische Staat mit dem Setzen von positiven Rahmenbedingungen und mit seiner grundsätzlichen Zurückhaltung, in das Wirtschaftsgeschehen übermässig einzugreifen, die Unternehmenslandschaft indirekt fördert, damit es auch zur Schaffung neuer Arbeitsplätze kommt.
Die aktuelle Situation am liechtensteinischen Arbeitmarkt zeigt einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Aktuell liegt die Quote der registrierten Arbeitslosen in Liechtenstein bei 2,1 %. "Das ist für uns ein Höchststand", meinte Hasler, "seit etwa einem Jahr müssen wir in Liechtenstein feststellen, dass die Beschäftigung stagniert". Vor einem Jahr lag die Arbeitslosenrate noch bei 1,4 %. In Liechtenstein leben 34'000 Einwohner; fast 29'000 Menschen finden hier Arbeit. "Mit der Entwicklung der letzten Jahre lagen wir bis vor kurzem auf einem Trend, der bald dazu geführt hätte, dass wir mehr Arbeitsplätze als Einwohner hätten", so Regierungschef Otmar Hasler. Von 1992 bis 2002 wurden in Liechtenstein 44% Arbeitsplätze neu und zusätzlich geschaffen. Hasler wies daraufhin, dass vermutlich kein europäisches Land in der schwierigen Zeit der letzten zehn Jahre einen derart beachtlichen Beschäftigungszuwachs verbuchen konnte.
Um dem Publikum Liechtenstein als Wirtschaftszentrum der Region näher zu bringen zeigte Regierungschef Hasler einige Besonderheiten der liechtensteinischen Wirtschaft auf. Die erste Besonderheit ist der hohe Beschäftigungsanteil an Ausländern, insbesondere an Grenzgänger-Zupendlern, und damit die sehr hohe Beschäftigungsquote. Die zweite Besonderheit zeigt sich in Struktur der liechtensteinischen Volkswirtschaft. Der industrielle oder sekundäre Sektor macht 47 % der Beschäftigung aus. "Dieser Anteil überrascht", so Hasler, "liegt er doch z.B. in Deutschland bei 33 %, in der Schweiz bei 25 % und in Österreich bei 30 %". Regierungschef Hasler betonte, dass zumeist angenommen werde, dass Liechtenstein seine Geschäfte in erster Linie im tertiären also im Dienstleistungssektor mache. Dieser stellt aber nur knapp mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze (51 %) und liegt damit deutlich über dem deutschen Vergleichswert (64 %), dem schweizerischen (71 %) und auch dem österreichischen (64 %). Trotz der Kleinheit des Landes weist Liechtenstein eine stark diversifizierte Wirtschaftsstruktur auf. Obwohl der Finanzdienstleistungssektor von einiger Bedeutung ist, sind mehr Arbeitsplätze in der Exportindustrie zu finden.
Die liechtensteinische Wirtschaft floriert obwohl es keine staatlichen Förderungsmassnahmen gibt. Der Staat hat nicht die Kapazitäten, um lenkend einzugreifen. Günstige Rahmenbedingungen für unternehmerischen Einsatz vorzugeben, ist ein grundsätzliches Credo der liechtensteinischen Wirtschaftspolitik. "Das bedeutet liberale Regeln, wenig Staatseingriffe - und die "Pflicht" für den Unternehmer, sich am Markt zu bewähren", führt Regierungschef Hasler aus.
Trotz fehlender staatlicher Unterstützung und Lenkung verfügt Liechtenstein über eine beachtliche Wirtschaftsentwicklung und eine bemerkenswerte Arbeitsmarktsituation. Regierungschef Hasler wies abschliessend daraufhin, dass er Liechtenstein nicht als Modell verstanden haben wolle, da grössere Staaten von anderen Rahmenbedingungen auszugehen hätten.