pafl: Archäologie auf dem Borscht wissenschaftliche Erkenntnisse in Buchform
(ots)
Vaduz, 9. September (pafl) -
Vor wenigen Tagen hat das Hochbauamt ein weiteres Buch zur Archäologie des Fürstentums Liechtenstein präsentiert. Das vom Bündner Archäologen Mathias Seifert verfasste Werk beinhaltet die wissenschaftliche Auswertung der reichen Funde aus Stein, Geweih, Knochen und Bergkristall, die vor vielen Jahren auf dem Felsplateau Schellenberg "Borscht" auf dem Eschnerberg ausgegraben worden sind.
Der Eschnerberg erhebt sich als markanter Querriegel aus der Ebene des Rheintals. Seine topographische Situation bot den Menschen während aller Kulturepochen Siedlungsraum in geschützter Lage. Dies belegen die herausragenden Fundstellen "Schneller", "Malanser", "Lutzengüetle" und "Borscht". In der archäologischen Fachwelt haben sich deren Namen seit der Entdeckung als feststehende Begriffe für die urgeschichtliche Siedlungsentwicklung im Alpenrheintal etabliert.
Die ersten Ausgrabungen auf dem "Borscht" wurden bereits vor 70 Jahren durchgeführt. Obwohl damals die Ergebnisse und die Funde bei den Fachleuten in ganz Europa für Aufsehen sorgten, blieben die archäologischen Schätze während vieler Jahre ohne wissenschaftliche Auswertung. Publiziert wurden lediglich zusammenfassende Berichte. Erst 1999 erschien in drei Bänden die von Magdalena Mczyska verfasste Monographie über die Siedlungsstrukturen, Gefässscherben und Metallfunde vom "Borscht". Mit dem nun veröffentlichten vierten Band von Mathias Seifert ist der "Borscht" den Fachleuten und interessierten Laien als archäologische Quelle vollständig erschlossen. Die zeitliche Bestimmung der verschiedenen Siedlungsphasen lässt sich dank der heute zur Verfügung stehenden naturwissenschaftlichen und archäologischen Methoden auf 100 Jahre genau eingrenzen. Auf dem "Borscht" errichteten vom 5. bis zum 1. Jahrtausend v. Chr. Bauern der Jungsteinzeit, der Bronze- und der Eisenzeit ihre Dörfer. Rohstoffe wurden während des untersuchten Siedlungszeitraumes in allen Richtungen innerhalb des Alpenraumes verhandelt. Die Materialanalyse der Werkzeuge aus Feuerstein und Felsgestein legt bereits für die Jungsteinzeit weiträumige Beziehungen in den alpinen und oberitalienischen Raum offen. Technologie und Formung der Werkzeuge und Geräte hingegen verweisen auf Kontakte in den baden-württembergischen Raum. Trotz dieser vielfältigen Beziehungen und Verbindungen lässt sich an den Formen und Typen der Geräte auch eine eigenständige Entwicklung für das Rheintal ablesen. Die Fakten und Ergebnisse werden im Buch von Mathias Seifert durch eine reiche Bebilderung und durch Basisdaten, dargestellt in tabellarischer Form, ergänzt. Die Publikation ist im Buchhandel oder direkt beim Hochbauamt erhältlich (Seifert, Mathias: Schellenberg-Borscht. Ein prähistorischer Siedlungsplatz im Fürstentum Liechtenstein. Bd. IV. Die Funde aus Hirschgeweih, Knochen Feldgestein, Silex und Bergkristall. Triesen, 2004. Format A4, 184 Seiten, gebunden. Preis: CHF 49.00 / EURO 30.00; Bezugsadresse: Hochbauamt, Archäologie, Messinastr. 5, 9495 Triesen).
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Archäologie
Hansjörg Frommelt
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