pafl: Vom Leben und Sterben der frühen Bewohner von Balzers: Forschungsergebnisse über den "Runda Böchel" der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
(ots)
Vaduz, 26. November (pafl) -
Im Eigenverlag des Hochbauamts ist ein neues Buch zur Archäologie des Fürstentums Liechtenstein erschienen. Darin entwirft der Archäologe Matthias Gurtner mit Hilfe der prähistorischen Funde und Befunde vom "Runda Böchel" ein Bild vom Leben und Sterben der frühen Bewohner von Balzers.
Im Geschichtsbuch des Fürstentums Liechtenstein sind einige Kapitel noch nicht geschrieben. Vieles aus vorgeschichtlicher Zeit liegt noch unbekannt im Boden verborgen. Manches wurde bereits ausgegraben, ist aber noch nicht wissenschaftlich bestimmt und ausgewertet. Die rund 7'000 Jahre alte Kulturgeschichte des Landes kann nun mit den Forschungsergebnissen der Ausgrabungen des Bestattungs- und Siedlungsplatzes beim "Runda Böchel" in Balzers um ein weiteres Fragment ergänzt und in Buchform der Wissenschaft und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Mit der Publikation der vorliegenden Forschungsarbeit erfüllen das Hochbauamt und die in diesem Amt integrierte Archäologische Fachstelle einen wissenschaftlichen wie kulturpolitischen Auftrag.
Im Zentrum der archäologischen Betrachtungen steht die Fundstelle "Runda Böchel" in Balzers. Dort brachten Notgrabungen in den Jahren 1980 bis 1983 für das Alpenrheintal bemerkenswerte Funde und Befunde ans Tageslicht. So konnten sieben spätbronzezeitliche Urnengräber (11./10. Jh. v. Chr.), dreissig Brandgräber (6./5. Jh. v. Chr.) und ein Hausgrundriss (4. Jh. v. Chr.) der Eisenzeit sowie römische Funde und ein frühmittelalterliches Gräberfeld (7. Jh. n. Chr.) mit über 90 Körperbestattungen dokumentiert werden.
Das Fundmaterial lässt vor allem Rückschlüsse auf die Besiedlung des Alpenrheintals während der Bronze- und Eisenzeit zu. Die Region war in diesen Zeitabschnitten dicht besiedelt. Die feuchte und mit Auwäldern bestockte Rheinebene zwang die bronze- und eisenzeitlichen Menschen, ihre Siedlungen an den Hangterrassen des Rätikonmassivs und auf den zahlreichen Inselbergen im Alpenrheintal anzulegen.
Der Vergleich der Metallobjekte (Schmuck, Werkzeug, Trachtenbestandteile), der Bestattungssitten und der Baureste vom "Runda Böchel" mit denjenigen umliegender Kulturräume zeigt den regen Kontakt der eisenzeitlichen Bewohner unseres Gebietes zu Menschen südlich der Alpen und zu südostalpinen und inneralpinen Bevölkerungsgruppen. Die Kontakte nach Norden (Südwestdeutschland) und nach Westen (Schweizer Mittelland) waren hingegen von untergeordneter Bedeutung. Auf eine lokale Handwerkstradition weisen immerhin Form, Verzierung und Technik der Keramikgefässe hin.
Diese überregional bedeutenden Forschungsergebnisse wurden 2003 als Dissertation an der philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern angenommen. Nun endlich werden sie in zwei reich bebilderten Bänden auch der Öffentlichkeit präsentiert. Die Tangram Werbeagentur, Vaduz, zeichnet für die Gestaltung des Buchs verantwortlich. Das Werk wurde bei der Gutenberg AG in Schaan gedruckt. Cornelia Wieczorek betreute das Lektorat/Korrektorat. Koordination und Redaktion lagen bei der Fachstelle Archäologie in den Händen von Hansjörg Frommelt. Die Publikation ist im Buchhandel oder direkt beim Hochbauamt erhältlich (Gurtner, Matthias: Balzers Runda Böchel. Ein Bestattungs- und Siedlungsplatz des 1. Jahrtausends v. Chr. Im Alpenrheintal. Triesen, 2004. Format A4, 2 Bände, Fadenheftung in Schuber. Preis: CHF 98.00 / EURO 60.00; ISBN 3-9522933-1-8. Bezugsadresse: Hochbauamt, Archäologie, Messinastr. 5, 9495 Triesen).