pafl: Triesen zu Zeiten Tut-ench-Amuns - älteste Siedlung der Gemeinde entdeckt
(ots)
Vaduz, 24. März (pafl) -
Ein Team der Liechtensteinischen Archäologie hat auf einer Baustelle in der "Niggabünt" beim Meierhof Spuren einer bronzezeitlichen Siedlung entdeckt. Es handelt sich dabei um den bisher ältesten bekannten Siedlungsplatz auf dem Gemeindegebiet von Triesen. Er stammt aus der mittleren und späten Bronzezeit (1600-800 v. Christus).
Baureste
Bei Bauarbeiten haben die Fachkräfte des Hochbauamtes auf einer Hangterrasse unweit des Waldrandes Kulturschichten mit Keramikscherben, Tierknochen, Steinkonzentrationen sowie die Überreste einer Hütte gefunden. Die naturwissenschaftliche Analyse (C14-Datierung) von darin enthaltener Holzkohle datiert das Gebäude in die Mittelbronzezeit um 1600-1400 v. Christus. Eine von drei länglichen Steinsetzungen, die in Abständen von 10 und 15 Metern parallel zum Hang liegen, wird seit Anfang des Jahres untersucht. Ihre Funktion ist bisher nicht eindeutig geklärt: Noch ist unklar, ob sie der Hangsicherung von Siedlungsterrassen oder als Unterbau für Holzhütten dienten. Unwahrscheinlich scheint, dass es sich dabei um natürliche, durch Rüfegänge entstandene Formationen handelt. Sie beinhalten Stücke gebrannten und ungebrannten Lehms, die auf eine von Menschenhand geschaffene Konstruktion schliessen lassen. Seit der Jungsteinzeit wurden in unserer Region die Holzgeflechte der Hauswände mit Hüttenlehm - einer Mischung aus Lehm und Stroh - abgedichtet. Die gefundenen Fragmente weisen Abdrücke von Holzruten mit Durchmessern zwischen 2 cm und 7 cm auf.
Durch Rüfen gefährdet
Nicht erst heute, sondern schon vor mehr als 3'000 Jahren waren die Menschen den Naturgewalten ausgesetzt. Dies belegen die Ergebnisse der archäologischen Notgrabung auf eindrucksvolle Art und Weise. Mindestens ein Mal fiel die bronzezeitliche Siedlung einem massiven Erdrutsch zum Opfer. Neben baulichen Überresten wurden auch viele interessante Einzelobjekte entdeckt. Besonders erwähnt seien bronzene Gewandnadeln, die als Schmuck und dem Schliessen der Bekleidung dienten, Fragmente von Webgewichten und Tonspulen, die auf eine eigene Textilherstellung hinweisen, Tierknochen, zahlreiche Scherben von Keramikgefässen sowie Stücke von Bronzeschlacke. Letztere lassen sogar den Schluss zu, dass in der Siedlung Bronze verarbeitet worden ist.
Obwohl sich der Westhang des Rätikonmassivs den Menschen mit seinen vom Hochwasser geschützten, der Sonne zugewandten Terrassen schon seit frühester Zeit ideal zur Besiedlung angeboten hat, war bis anhin aus dem Gemeindegebiet von Triesen nur ein einziges urgeschichtliches Objekt, ein spätbronzezeitlicher Dolch, bekannt. Die Auswertung der neuen Fundstelle bietet daher eine unschätzbare Ergänzung in der Besiedelungsgeschichte dieser Gemeinde.
Kontakt:
Hochbauamt/Archäologie
Abt. Denkmalpflege und Archäologie
Hansjörg Frommelt
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