pafl: Wachstumsabschwächung der liechtensteinischen Volkswirtschaft
(ots)
Vaduz, 5. Oktober (pafl) -
Das Wachstum der liechtensteinischen Volkswirtschaft fiel im 1. Halbjahr 2005 weniger kräftig aus als 2004. Die Gesamtlage ist aber nach wie vor gut. Dies stellt die Steuerverwaltung im "Konjunkturbericht Liechtenstein Herbst 2005" fest.
Auf die nachlassende konjunkturelle Dynamik weisen die Umsatzzahlen der grösseren Unternehmen ebenso wie die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen und der Warenexporte hin.
Umsatzzuwächse der grösseren Unternehmen
Die Auswertung der Mehrwertsteuerdaten von 20 grösseren Unternehmen zeigt, dass diese Unternehmen im 1. Halbjahr 2005 ein Umsatzplus von 9% im Vergleich zum 1. Halbjahr 2004 erzielen konnten. Das Wachstumstempo hat sich damit etwas verlangsamt. Im 1. Halbjahr 2004 war noch ein Zuwachs von 13% zu verbuchen gewesen.
Gedämpfter Beschäftigungszuwachs
Die Gesamtzahl der Beschäftigten belief sich Mitte 2005 auf rund 29'600 Personen. Im Vergleich zur Bevölkerungszahl von rund 34'800 Personen ist dies ausserordentlich hoch. Das Beschäftigungswachstum seit Mitte 2004 fiel mit einem Zuwachs von 0,5% allerdings gedämpft aus, während sich die Bevölkerungszahl um 0,8% erhöhte. Diese für Liechtenstein ungewöhnliche Entwicklung weist ebenfalls auf die nachlassende volkswirtschaftliche Dynamik hin. Die Zahl der Arbeitslosen lag mit 762 Personen Ende August 2005 rund 18% höher als vor einem Jahr.
Geringeres Exportwachstum
Im 1. Halbjahr 2005 konnten die liechtensteinischen Unternehmen die direkten Warenexporte noch um 1,9% gegenüber dem 1. Halbjahr 2004 erhöhen (ohne Warenexporte in die Schweiz). Vor einem Jahr war ein Exportwachstum von 13% zu verbuchen gewesen. Besonders schwach fiel das 1. Quartal 2005 mit einem Rückgang von -2,9% aus, während im 2. Quartal 2005 ein Zuwachs von 6,3% zu beobachten war. Die Aufgliederung nach Exportregionen zeigt, dass die Warenexporte in europäische Länder im 1. Halbjahr 2005 relativ kräftig zulegen konnten, während die Exporte in die USA und nach Asien zurückgingen.
Gute volkswirtschaftliche Eckdaten
Die Konsumentenpreise steigen trotz der kräftigen Erdölpreisaufschläge nach wie vor nun langsam an, wie sich aus dem schweizerischen Konsumentenpreisindex ergibt. Für die Zeit von Dezember 2004 bis August 2005 resultiert ein minimaler Preisanstieg von 0,1%. Der Erdölpreisanstieg wurde in dieser Zeit durch Preisrückgänge bei Bekleidung und Schuhen kompensiert.
Die Zinssätze sind nach wie vor sehr tief und liegen im langfristigen Bereich bei 1,8%, wenn man die 10-jährigen Schweizer Bundesobligationen als Messgrösse heranzieht. Im kurzfristigen Bereich bewegen sich die Zinssätze der Drei-Monats-Gelder bei 0,8%. Diese tiefen Zinssätze begünstigen tendenziell die Investitionstätigkeit der Unternehmen.
Aus Sicht der Exportwirtschaft sind der stabile Wechselkurs des Schweizer Frankens zum Euro sowie die Abschwächung des Schweizer Frankens gegenüber dem US-Dollar ebenfalls positiv zu bewerten.
Verlangsamung des weltwirtschaftlichen Wachstums
Für das laufende Jahr rechnet die OECD für ihre dreissig Mitgliedsländer mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 2,6%, während 2004 noch ein BIP-Wachstum von 3,4% erzielt werden konnte. In der Euro-Zone erwartet die OECD im 2005 eine eher bescheidene Wachstumsrate von 1,2%.
Aussichten der liechtensteinischen Volkswirtschaft
Die volkswirtschaftlichen Eckdaten sind mit einer moderaten Preisentwicklung, tiefen Zinssätzen und einer vorteilhaften Wechselkursentwicklung des Schweizer Frankens nach wie vor günstig. Das relativ geringe Wirtschaftswachstum in der Schweiz und in Deutschland sowie die nachlassende Dynamik der Weltwirtschaft 2005 wirken sich tendenziell aber dämpfend auf die liechtensteinische Volkswirtschaft aus. Insgesamt ist aufgrund der bisherigen Ergebnisse zu erwarten, dass das Wachstum der liechtensteinischen Volkswirtschaft 2005 geringer ausfallen wird als im Jahr 2004.
Kontakt:
Liechtensteinische Steuerverwaltung
Dr. Wilfried Oehry
+423/ 236 69 75