pafl: Holocaust-Gedenktag in Liechtenstein
(ots)
Vaduz, 24. Januar (pafl) -
Die Regierung begeht am 27. Januar 2006 erstmals den Holocaust-Gedenktag mit einer offiziellen Gedenkstunde. Sie folgt damit einer Empfehlung des Ministerkomitees des Europarates. Die Regierung ruft die ganze Bevölkerung daher jeweils am 27. Januar dazu auf, des historischen Datums zu gedenken. Damit soll der vielen Menschen gedacht werden, die aufgrund ihrer Religion, ihrer Rasse, ihrer Lebenseinstellung auf grausame Weise ihr Leben lassen mussten.
"Die Regierung will den Gedenktag weiter fassen und verstehen: nämlich als Teil der Bemühungen im Kampf gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und andere Formen der Diskriminierung," sagte Regierungschef Otmar Hasler. Am 27. Januar 1945 fand die Befreiung des Konzentrationslagers von Auschwitz-Birkenau (Polen) statt. An diesem Tag befreite die Sowjetarmee mehrere Tausend Gefangene aus dem Lager.
Die Regierung veranstaltet bereits seit dem Jahr 2003 aus Anlass des Gedenktages Diskussionsforen in den liechtensteinischen weiterführenden Schulen zum Thema Holocaust.
Die offizielle Gedenkstunde der Regierung findet am Freitag, 27. Januar 2006, im Liechtensteinischen Landesmuseum in Vaduz statt. Sie beginnt um 11.00 Uhr und dauert ungefähr eine Stunde. Es sprechen Regierungschef Otmar Hasler, Michael Kohn, der ehemalige Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes, sowie zwei Schülerinnen des Liechtensteinischen Gymnasiums, Kathrina Kaiser und Alice Seger. Für die musikalische Umrahmung sorgen der Basler Kantor Marcel Lang, begleitet vom Pianisten Lukas Langlotz.
"Wir müssen erinnern, wir dürfen nicht vergessen, damit wir gefeit sind gegen Rassismus, gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen Respektlosigkeit dem Nächsten gegenüber. Wenn wir Toleranz und Respekt im persönlichen Umfeld ebenso wie in der internationalen Staatengemeinschaft tatsächlich leben, dann haben wir viel erreicht," ist Regierungschef Hasler überzeugt.
Wir sind zutiefst überzeugt, dass die Aufarbeitung der Vergangenheit ein Land für die Bewältigung zukünftiger Probleme stärkt.
So hat die Liechtensteinische Regierung im Mai 2001 eine Unabhängige Historikerkommission bestellt und diese beauftragt, Fragen zur Rolle Liechtensteins im Zweiten Weltkrieg vertieft zu untersuchen. Sie hat geklärt, was war und was nicht war, aufgrund der verfügbaren Quellen, mit wissenschaftlichen Methoden. Der Unabhängigen Historikerkommission unter dem Vorsitz von Peter Geiger gehörten Historiker aus Liechtenstein, Israel, Österreich und der Schweiz an. Sie hat die Untersuchungen in völliger Unabhängigkeit ausgeübt. Insgesamt standen ihr vom Landtag bewilligte Finanzmittel in Höhe von 3.5 Millionen Franken zur Verfügung. Die Kommission hat die Ergebnisse im April 2005 der Öffentlichkeit vorgestellt und im September 2005 in Buchform herausgebracht.
Noch nie wurde ein Kapitel in der Geschichte des Fürstentums Liechtenstein derart akribisch und ausführlich durchleuchtet wie die Zeit des Zweiten Weltkrieges im Bericht der Unabhängigen Historikerkommission. Sowohl der Staat als auch die Wirtschaft hatten ein besonderes Interesse an der lückenlosen Aufarbeitung dieses Zeitabschnittes. Dank des Archivprivilegs und aufgrund der Kleinheit des Landes konnten die Untersuchungen mit feinstem Kamm durchgeführt werden, wie sonst in keinem Land.
"Es ist uns ein Anliegen, diese Gedenkstunde mit der Bevölkerung gemeinsam zu begehen. Die Regierung lädt daher die Bevölkerung zur Teilnahme herzlich ein," so Hasler abschliessend.
Die Veranstaltung ist öffentlich.
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