pafl: Regierung verabschiedet Bericht und Antrag zur Einführung der strafrechtlichen Verantwortlichkeit von juristischen Personen (d/e)
Vaduz (ots)
Vaduz, 6. Mai (pafl) - Die Regierung hat in ihrer Sitzung vom 4. Mai 2010 den Bericht und Antrag betreffend die Abänderung des Strafgesetzbuches und der Strafprozessordnung zur Einführung der strafrechtlichen Verantwortlichkeit von juristischen Personen verabschiedet.
Die gesetzliche Verankerung der strafrechtlichen Verantwortlichkeit von juristischen Personen dient der Umsetzung eines zentralen internationalen Standards im Bereich der Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierungsbekämpfung. Zudem sehen diverse multilaterale Übereinkommen der UNO und des Europarats, welche auch Liechtenstein teilweise bereits ratifiziert hat oder deren Unterzeichnung geplant ist, Regelungen über die Verantwortlichkeit von juristischen Personen vor, welchen man mit dieser Vorlage gerecht wird.
Vor diesem Hintergrund sieht die gegenständliche Vorlage die Einführung einer rein strafrechtlichen Verantwortlichkeit von juristischen Personen vor. Dies entspricht der Rechtslage in den meisten europäischen Staaten, so auch in Österreich und in der Schweiz. Dabei wird kein eigenständiges Gesetz vorgeschlagen, sondern werden das Strafgesetzbuch und die Strafprozessordnung entsprechend ergänzt.
Der Anwendungsbereich der strafrechtlichen Verantwortlichkeit von juristischen Personen bezieht sich auf juristische Personen, die in das Öffentlichkeitsregister eingetragen sind, sowie auf nicht in das Öffentlichkeitsregister eingetragene Stiftungen und Vereine. Erfasst sind sowohl inländische als auch ausländische juristische Personen. Bei den ausländischen juristischen Personen gelten die Anknüpfungsprinzipien des internationalen Strafrechts.
Die genannten juristischen Personen können im Rahmen des gerichtlichen Strafverfahrens verurteilt werden, wenn durch die verbandsbezogene Tätigkeit von Personen, die für die juristische Person handeln, ein Verbrechen oder Vergehen (Anlasstat) begangen worden ist. Dabei ist es erforderlich, dass eine Anlasstat entweder als vollendetes oder doch zumindest versuchtes Vorsatzdelikt oder - soweit strafbar - als Fahrlässigkeitsdelikt begangen wurde. Als Sanktionsform ist eine Geldstrafe vorgesehen, die zur besseren Unterscheidung gegenüber dem Individualstrafrecht als "Verbandsgeldstrafe" bezeichnet wird. Es besteht allerdings die Möglichkeit zur bedingten Nachsicht von Geldstrafen, die über juristische Personen verhängt worden sind, sowie die Erteilung von Weisungen in Form technischer, organisatorischer oder personeller Massnahmen durch das erkennende Gericht.
English Version:
The Government adopts Report and Application to Parliament on introduction of criminal liability of legal persons
In its meeting on 4 May 2010, the Government adopted the Report and Application to Parliament on amendment of the Criminal Code and Code of Criminal Procedure introducing the criminal liability of legal persons.
By enshrining the criminal liability of legal persons in law, Liechtenstein is implementing one of the key international standards in the fight against money laundering and terrorist financing. Moreover, various multilateral agreements of the United Nations and Council of Europe, which Liechtenstein has already ratified or plans to sign, contain rules on the liability of legal persons to be implemented by this proposal.
Against this background, the current proposal envisages introduction of purely criminal liability of legal persons. This corresponds to the legal situation in most European countries, including Austria and Switzerland. No separate law is being proposed, but rather amendments to the Criminal Code and the Code of Criminal Procedure.
The scope of application of the criminal liability of legal persons covers legal persons entered in the Public Registry as well as foundations and associations not entered in the Public Registry. It covers both domestic and foreign legal persons. For foreign legal persons, the nexus rules under international criminal law apply.
These legal persons may be convicted in judicial criminal proceedings if natural persons acting on behalf of the legal person and in the course of that legal person's activities commit a crime or misdemeanor (immediate offense). The immediate offense must either be a completed or at least attempted willful offense or - to the extent subject to punishment - a negligent offense. The envisaged punishment consists of a monetary penalty, which will be called a "monetary penalty for legal persons" to distinguish it from individual criminal law. Options will be available for the court to suspend monetary penalties imposed on legal persons and to issue directives in the form of technical, organizational and staffing measures.
Kontakt:
Ressort Justiz / Ministry of Justice
Ivana Ritter, Mitarbeiterin der Regierung / Government Officer
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