pafl: Konjunkturelle Erholung mit Fragezeichen
Vaduz (ots)
Vaduz, 11. Oktober (pafl) - Die konjunkturelle Erholung der liechtensteinischen Volkswirtschaft hat sich im 1. Halbjahr 2010 weiter fortgesetzt. Wie sich aus dem Konjunkturbericht Liechtenstein des Amtes für Statistik ergibt, zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede zwischen der Industrie und den Finanzdienstleistern.
Umsatzrückgänge im Dienstleistungsbereich
Im 1. Halbjahr 2010 gingen die Verkaufserlöse von 25 grösseren Unternehmen um 5% zurück. Dabei fiel die Entwicklung für die verschiedenen Wirtschaftsbereiche sehr unterschiedlich aus. Starke Zuwächse verzeichneten gemäss den Angaben der Steuerverwaltung die ausgewählten Industrieunternehmen mit einem Umsatzplus von 14% gegenüber dem 1. Halbjahr 2009. Die ausgewählten Unternehmen im Bereich der allgemeinen Dienstleistungen mussten einen leichten Umsatzrückgang von 3% hinnehmen. Hart getroffen wurden die ausgewählten Finanzdienstleister. Ihre Umsätze gingen im Vergleich zum 1. Halbjahr 2009 um 42% zurück.
Beschäftigung nimmt wieder zu
Nach den Beschäftigungsrückgängen im Jahr 2009 nahm die Gesamtzahl der beschäftigten Personen im 1. Halbjahr 2010 wieder zu. Mitte 2010 belief sich die Zahl der Beschäftigten auf rund 33'300 Personen (+/- 200 Beschäftigte). Gegenüber dem Stand von Mitte 2009 bedeutet dies einen leichten Rückgang um 0,4%, welcher auf die Beschäftigungsabnahme in der zweiten Hälfte des Jahres 2009 zurückzuführen ist. Der Beschäftigungsrückgang in der Industrie hat sich bis Mitte 2010 deutlich verlangsamt. Die allgemeinen Dienstleister konnten die Beschäftigung um 0,6% erhöhen. Im Finanzdienstleistungsbereich reduzierte sich die Beschäftigtenzahl bis Mitte 2010 jedoch um 1,5%.
Anstieg der Warenexporte um 12%
Die direkten Warenexporte der liechtensteinischen Exportwirtschaft nahmen von Januar bis August 2010 um 12,1% zu (ohne Exporte in die Schweiz). Dabei verlangsamte sich das Exportwachstum im Juli und August 2010 auf einen Zuwachs von rund 5%. Besonders stark erhöhten sich die Warenexporte nach Asien mit einem Plus von 23,4% gegenüber der Vorjahresperiode. Die Warenexporte in die USA stiegen um 17,7%, während die Exporte in europäische Länder mit einem Plus von 6,9% nur unterdurchschnittlich zulegen konnten. Netto-Neugeld-Zufluss bei den grösseren Banken
Erstmals seit zwei Jahren konnten die drei grösseren Bankengruppen im 1. Halbjahr 2010 wieder einen Netto-Neugeld-Zufluss in der Höhe von CHF 2,3 Mrd. verbuchen. Im 2. Halbjahr 2009 hatten sie noch einen Abfluss von CHF 4,0 Mrd. hinnehmen müssen. Das betreute Kundenvermögen der drei Bankengruppen reduzierte sich im 1. Halbjahr 2010 aufgrund negativer Währungs- und Börsenkurseffekte um 2,0% auf CHF 173,7 Mrd.
Verlangsamung des weltwirtschaftlichen Wachstums
In wichtigen Absatzmärkten der liechtensteinischen Exportwirtschaft wird in nächster Zeit mit einer Verringerung des Wirtschaftswachstums gerechnet. Die Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro und dem US-Dollar dämpft die Exportchancen zusätzlich. Gleichzeitig bleibt die Situation an den internationalen Finanzmärkten schwierig. Es ist deshalb davon auszugehen, dass sich die konjunkturelle Erholung der liechtensteinischen Volkswirtschaft wieder verlangsamen wird.
Kontakt:
Amt für Statistik
Wilfried Oehry, Leiter
T +423 236 64 50