pafl: "Chancengleichheit 2011": Anerkennungspreis zur Förderung der Chancengleichheit für alle in Liechtenstein
Vaduz (ots/pafl) -
Am 14. März 2011 wurden die Gewinnerinnen und Gewinner des Chancengleichheitspreises 2011 im Fürst-Johannes-Saal des Regierungsgebäudes durch Regierungschef Klaus Tschütscher ausgezeichnet. Den ersten Preis erhielt das Projekt "Zivilcourage lernen" vom Frauennetz Liechtenstein.
Um den 11. Chancengleichheitspreis konnten sich Projekte aus den Bereichen Behinderung, Alter, soziale Benachteiligung, sexuelle Orientierung, Migration und Integration sowie Förderung der Gleichstellung von Frau und Mann bewerben.
Neun Bewerbungen
In diesem Jahr haben folgende Organisationen und Privatpersonen ein Projekt eingereicht: Die Christlich-Orthodoxe Kirche mit einem Integrationsprojekt; der Verein NetzWerk mit dem Projekt "Bündnis gegen Depression"; das Frauennetz Liechtenstein mit dem Projekt "Zivilcourage lernen"; die Oberschule Vaduz mit dem Projekt "Schule als gemeinsamer Begegnungsraum von Senior/innen und Schüler/innen"; das Liechtensteinische Gymnasium mit "Break The Silence" für Asylsuchende in Liechtenstein; der Dachverband der Ausländervereinigung im Fürstentum Liechtenstein für die Förderung des verstärkten Einsatzes fremdsprachiger Chöre und Tanzgruppen; die Flüchtlingshilfe Liechtenstein mit dem Kurs "Leben im (noch) fremden Alltag"; Ingrid Delacher und Marion Maier mit einem Projekt zur Thematik Lohngefälle zwischen Mann und Frau und der Verein für Männerfragen mit dem Projekt "Familien- und Väterhaus".
Bewertet wurden die Projekte durch eine Jury, die neben dem Ressort Familie und Chancengleichheit und der Stabsstelle für Chancengleichheit aus verschiedenen Interessengruppen (Konferenz der Ausländervereine, Seniorenbund, Behinderten-Verband, Frauennetz, Verein für Männerfragen und FLay) besteht.
Drei Anerkennungspreise
Der erste Preis mit einem zweckgebundenen Barpreis in der Höhe von 20'000 Franken geht dieses Jahr an das Frauennetz Liechtenstein für ihr Projekt "Zivilcourage lernen". Weitere Preise zu je 5'000 Franken gehen an die Oberschule Vaduz und an das Liechtensteinische Gymnasium.
Das Projekt "Zivilcourage lernen"
Das Frauennetz Liechtenstein initiierte vor sieben Jahren den "Preis für Zivilcourage DemoGrazia" aus besonderem Anlass. Anstatt jene Frauen, die sich den Namen "Dornröschen" gaben, zum 20-jährigen Jubiläum des Frauenstimmrechts zu ehren, haben die Frauen entschieden, etwas Nachhaltiges zu tun und das wesentliche Handlungsmerkmal der Dornröschen, nämlich Zivilcourage, künftig in den Vordergrund zu stellen. Der Preis wird alle drei Jahre verliehen. Im Sinne der Nachhaltigkeit und permanenten Bewusstseinsbildung möchte das Frauennetz zwei- bis dreitägige Workshops zum Thema Zivilcourage veranstalten. Das Frauennetz Liechtenstein will der Zivilcourage Raum und Zeit geben, damit Zivilcourage in Liechtenstein zum dauerhaften Thema in der Bevölkerung wird. Karin Jenny vom Frauennetz: "Je mehr Menschen sich die Instrumentarien der Zivilcourage aneignen, je mehr Menschen zivilcouragiert handeln, desto gerechter, demokratischer und menschlicher kann sich eine Gesellschaft entwickeln." Es ist ein weiteres Ziel, mit den Workshops das Selbstvertrauen der Menschen in sich selbst zu stärken, weil sie ihre Ressourcen kennen lernen, auf denen Zivilcourage aufbaut. "Gegen den Strom zu schwimmen macht stark, egal wo immer sich Menschen für andere einsetzen - egal ob es sich um Mobbing, sexuelle Belästigung, Benachteiligungen oder ungleiche Behandlung aufgrund des Geschlechts, der sexuellen Orientierung oder der Herkunft handelt", heisst es in der Projekteingabe des Frauennetzes Liechtenstein.
"Schule als gemeinsamer Begegnungsraum von Seniorinnen, Senioren und Schülerinnen, Schüler"
Die Oberschule Vaduz ist von der Wichtigkeit der Kooperation zwischen Alt und Jung überzeugt. Daraus entstand die Idee einer Zusammenarbeit mit dem Liechtensteiner Seniorenbund. Aus den Gesprächen wurde deutlich, dass die Schule als Ort der Begegnung dienen soll. Das Voneinander-miteinander-übereinander-Lernen ist das gemeinsame Thema der Begegnungen zwischen Schülerinnen und Senioren. Das nachhaltig angelegte Projekt fördert das menschliche Miteinander, die Toleranz, den gegenseitigen Respekt, das Verantwortungsbewusstsein sowie Empathie (Solidarität) und Teamfähigkeit. Damit dies auch erreicht werden kann, sind verschiedene gemeinsame Aktivitäten geplant wie beispielsweise Begegnungstage mit gemeinsamen Lernmöglichkeiten - zum Beispiel: Lesementorinnen und -mentoren, eine Talentebörse, Einsetzen von Senior-Coaches für den Unterricht, Vortrag über Solarenergie, Durchführung eines Umweltprojekts und Schülerinnen und Schüler kochen für Senioren und Seniorinnen.
"Break The Silence" für Asylsuchende in Liechtenstein
Seit eineinhalb Jahren gibt es die Gruppe "Break The Silence" am Liechtensteinischen Gymnasium. "Break The Silence" ist die Jugendorganisation von "Ärzte ohne Grenzen".
Ein Grundprinzip von "Ärzte ohne Grenzen" ist neben der konkreten medizinischen Hilfe und dem Einsatz für die Menschenrechte auch "Témoignage", d.h. "Zeuge sein". Es hat zum Ziel, Menschen in Not zu helfen, ihre Situation zu verbessern. "Témoignage" dient auch dazu, in unserer Gesellschaft die Ursachen von Krisen aufzuzeigen, dadurch ein grösseres Bewusstsein zu schaffen und auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen. In den vergangenen 18 Monaten hat sich die Gruppe "Break The Silence" mit der Situation der Flüchtlinge aus Eritrea und Somalia hier in Liechtenstein beschäftigt.
In den bisher durchgeführten und in weiteren Aktionen und Aktivitäten will die Gruppe "Break The Silence" das Prinzip der "Témoignage" in Bezug auf die Asylsuchenden in Liechtenstein beständig umsetzen und auf ihre Lebenssituation hinweisen, durch Aufklärung, Bewusstseinsbildung und Möglichkeiten der Begegnung Vorurteile gegenüber den Asylsuchenden vermindern, Verständnis für ihre Flucht erreichen und einen menschenwürdigen Umgang mit ihnen fördern und durch konkrete Projekte wie "Arbeit", "Bildung" und "Begegnung" die Integration der Asylsuchenden in Liechtenstein fördern.
Mit der Verleihung des Anerkennungspreises 2011 setzt sich die Regierung aktiv für die Chancengleichheit für alle ein und leistet einen Beitrag zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Der nächste Chancengleichheitspreis wird voraussichtlich am 8. März 2012 verliehen.
Kontakt:
Stabsstelle für Chancengleichheit
Bernadette Kubik-Risch, Leiterin
T +423 236 60 60