ikr: Die öffentliche Schule im Spannungsfeld zwischen Standardisierung und Eigenständigkeit
Vaduz (ots/ikr) -
Schulen werden je länger je mehr dazu aufgefordert, ihre eigenen Schulprogramme und Leitbilder zu entwickeln und so ein eigenständiges Profil zu erarbeiten. Gleichzeitig laufen Bestrebungen, Unterricht und Lehrpläne national zu harmonisieren. Wie sich Schulen in diesem Spannungsfeld zwischen Eigenständigkeit und Standardisierung entwickeln können, dafür gibt es einige erfolgreiche Beispiele. Am 24./25. November 2011 stellen an einem vom Schulamt des Fürstentums Liechtenstein zusammen mit der Pädagogischen Hochschule Zürich organisierten Schulforum sechs Schulen ihren Weg zum eigenen Profil vor.
Die eigenständige Positionierung wird für die Schulen in den nächsten Jahren eine der grossen Herausforderungen sein. Eines der zentralen Ziele wird es sein, die inhaltliche Ausrichtung des Schulprogramms auf die lokalen Bedürfnisse abzustimmen und so den unterschiedlichen Anliegen der Kinder gerecht zu werden. «Schulen mit hoher Migrationsrate stellen sich beispielsweise ganz andere Herausforderungen als Schulen mit vielen Kindern ohne Migrationshintergrund. Werden solche spezifischen Bedingungen in den Leitlinien einer Schule berücksichtigt, kann dies zu einer Verbesserung des Lernerfolgs führen», sagt Frank Brückel, Dozent an der PH Zürich. Den Forderungen nach Eigenständigkeit und den Bestrebungen nach einem eigenen Profil stehen jedoch auch Reformprozesse entgegen, die von Vereinheitlichung und Standardisierung auf Unterrichts- und Schulebene geprägt sind. Vergleichbarkeit der Schulleistungen und Angleichung der Lehrpläne sind nur zwei Beispiele dafür.
Wie Schulen mit diesem Spannungsfeld umgehen können, ist Thema des diesjährigen Schulforums am 24./25. November 2011 in Vaduz (FL). Organisiert wird die Tagung vom Schulamt des Fürstentums Liechtenstein gemeinsam mit der PH Zürich. Finanziell unterstützt wird der Anlass durch die Stiftung Mercator Schweiz.
Sechs Schulen berichten über ihre Erfahrungen auf dem Weg zum eigenen Profil
Im Zentrum der Veranstaltung steht die Präsentation von sechs Schulen aus den Kantonen Zürich, Solothurn und Basel sowie dem Fürstentum Liechtenstein. In Workshops berichten Vertreterinnen und Vertreter der einzelnen Schuleinheiten über ihre Erfahrungen auf dem Weg zum eigenen Profil: Die Sportschule Liechtenstein beispielsweise hat zum Ziel, Jugendlichen, die eine Karriere im Leistungs- oder Spitzensport anstreben, spezifische Rahmenbedingungen für eine ebenso zielführende Absolvierung der schulischen Laufbahn zu bieten. Die Zürcher Schule Schweikrüti arbeitet seit zehn Jahren am pädagogischen Schwerpunkt Sprachförderung Deutsch. Im Rahmen dieses Projekts hat sie Standards formuliert, die seit einem Jahr als «Leitfaden Deutsch Schweikrüti» vorliegen. Die Stadtzürcher Primarschulen Altweg und Triemli sind ein Beispiel dafür, wie es gelingt, zwischen gesetzlichen Vorgaben und beruflichen Belastungen gemeinsam Visionen umzusetzen und die pädagogische Entwicklung mit dem Schwerpunkt «Kooperatives Lernen und Schulerfolg» für alle zu gestalten.
Eingerahmt werden die Praxisbeispiele durch drei Vorträge. Am Vorabend der Tagung stellt die Schulleiterin der «Grundschule Kleine Kielstrasse Dortmund» ihr wegweisendes Konzept vor und beschreibt den Umsetzungsprozess in ihrer Schule. Diese öffentliche Schule, die einen Ausländeranteil von 83% aufweist, wurde 2006 mit dem Deutschen Schulpreis gewürdigt, weil sie «in einem schwierigen Umfeld pädagogische Leidenschaft mit professionellem Können und modernem Qualitätsmanagement verbindet» (Begründung der Jury).
Am Vormittag des zweiten Tages wird Prof. Dr. Herbert Altrichter von der Universität Linz (A) das Thema «Schulen auf dem Weg zum eigenen Profil - im Spannungsfeld zwischen Standardisierung und Eigenverantwortung» aufgreifen. Dabei wird er zentrale Überlegungen zur eigenen Profilierung einer Schule - trotz oder gerade wegen fortschreitender Standardisierungsversuche - vorstellen.
Die Tagung findet ihren Abschluss mit einem Vortrag des holländischen Schulinspektors Bob Beumers. Er berichtet von seinen zahlreichen Erfahrungen im Schulsystem der Niederlande, welches sich durch eine grosse Autonomie der Einzelschule auszeichnet.
Das Schulforum ist auf grosses Interesse gestossen. Insgesamt haben sich rund 130 Schulleiterinnen und Schulleiter, Lehrpersonen und weitere im Schulfeld tätige Personen angemeldet.
Details finden Sie hier: www.phzh.ch/schulforum
Kontakt:
Inspektorin Fürstentum Liechtenstein
Rachel Guerra Lig-Long
rachel.guerra@sa.llv.li