ikr: Nationale Interessen in der Telekommunikation bestmöglich sichern
Vaduz (ots/ikr) -
Die Regierung legt dem Landtag in der Mai-Sitzung einen umfassenden Bericht und Antrag zur künftigen Ausrichtung des Telekommunikationsstandortes Liechtenstein vor. Aufbauend auf den noch von der Vorgängerregierung erarbeiteten Grundlagen sind im erweiterten Bericht die verschiedenen Handlungsoptionen zur langfristigen Sicherung der bestmöglichen Dienstleistungs- und Versorgungsqualität für Liechtenstein ausführlich dargestellt.
In die Gegenüberstellung und Würdigung der untersuchten Geschäftsmodelle sind die Ergebnisse der erneuten Abklärungen im Zusammenwirken mit Branchenvertretern und externen Experten eingeflossen. Die substanziellen Ergänzungen und Vertiefungen sollen dem Landtag eine differenzierte und unvoreingenommene Auseinandersetzung mit dieser bedeutenden strategischen Richtungsentscheidung ermöglichen.
Nachhaltige Versorgungssicherheit zu wettbewerbsfähigen Preisen
Die technologiegetriebenen, immer kürzer werdenden Innovationszyklen in der Telekommunikationsbranche führen zu einem stark zunehmenden Preisdruck, bei dem das Geschäftsvolumen eine entscheidende Rolle spielt. Der kleine Telekommunikationsmarkt Liechtenstein steht im Hinblick auf die anstehenden Technologiesprünge in der Telekommunikation vor einer grossen Herausforderung, um die sinkenden Margen bei der Festnetztelefonie zu kompensieren und auf dem kleinen Heimmarkt auf wirtschaftlicher Basis ein umfassendes Produkt- und Serviceangebot sowie ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis langfristig zu gewährleisten. Vor diesem Hintergrund werden im Regierungsbericht Handlungsoptionen sowie die Bedeutung von Kooperationen und strategischen Partnerschaften aufgezeigt.
Strukturelle Grundproblematiken des Telekommunikationsstandorts Liechtenstein
Die vorgenommenen Analysen und sich abzeichnenden Entwicklungen zeigen im Wesentlichen drei Grundproblematiken auf, mit denen sich der Telekommunikationsstandort Liechtenstein konfrontiert sieht: die sinkenden Margen in der Festnetztelefonie, die beschränkten Kompensationsmöglichkeiten in der Wertschöpfung der Telecom Liechtenstein AG und schliesslich der kleine Telekommunikationsmarkt Liechtenstein:
Sinkende Margen in der Festnetztelefonie
In der Festnetztelefonie ist weiterhin von sinkenden Margen und einer stetigen Abnahme oder einer Verlagerung des Gesprächsverkehrs vom Festnetz auf die Mobilnetze auszugehen. Da bei einem klassischen Anbieter wie der Telecom Liechtenstein AG ein massgeblicher Anteil des Umsatzes und der Bruttomarge mit der Verrechnung von Festnetzminuten erzielt wird, müssten neue Geschäftsfelder generiert werden, um den Umsatz- und Erlösrückgang aus dem Festnetzgeschäft mittel- und langfristig zu kompensieren. Dies ist in einem kleinen Markt wie Liechtenstein nicht rasch genug möglich.
Beschränkte Kompensationsmöglichkeiten in der Wertschöpfung
Die Telecom Liechtenstein AG kann aufgrund des geringen Marktanteils in der Mobiltelefonie und der fehlenden Wertschöpfungstiefe als Anbieter ohne eigene Infrastruktur diese Verlagerung nicht ausreichend kompensieren. Um dem Umsatzrückgang in der Festnetztelefonie entgegenzuwirken, müssten neue Ertragsquellen erschlossen werden, was nur über eine Verbreiterung des Dienstleistungsangebots zu erreichen ist. Dabei spielt die Integration von Mobil- und Festnetzangeboten zukünftig eine wichtige Rolle. Mit so genannten Bündel-Produkten (z.B. Mobil- und Festnetz, Internet, Fernsehen und Video-on-demand) in Form von Produktepaketen kann der Durchschnittsumsatz pro Anschluss erhöht werden. Die Telecom Liechtenstein AG verfügt aber nicht über die nötigen Voraussetzungen und ein ausreichendes Marktpotenzial, um ein solches Vollsortiment selbsttragend zu unterhalten.
Kleiner Heimmarkt und fehlende Skaleneffekte
Die immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen und die hohen Investitionen in die Produktentwicklung, in die Infrastruktur und in das Know-how führen zu hohen Abschreibungsraten. Das heisst bei den erzielbaren Margen, dass nur mit entsprechenden Absatzmengen und unter Nutzung von Skaleneffekten positive Ergebnisse erwirtschaftet werden können. Das ist auf dem kleinen liechtensteinischen Telekommunikationsmarkt gar nicht möglich, weil die Entwicklungskosten und die betrieblichen Fixkosten nicht auf genügend Kunden umgelegt werden können.
Strategische Partnerschaft mit der Swisscom (Schweiz) AG
Aus diesen Überlegungen empfiehlt die Regierung dem Landtag das Eingehen einer strategischen Partnerschaft mit der Swisscom (Schweiz) AG als favorisiertes, zukunftsträchtigstes und nachhaltigstes Zukunftsszenario für Liechtenstein. Damit das Synergie- und Effizienzpotenzial voll ausgeschöpft werden kann, sollen die betrieblichen Abläufe der Telecom Liechtenstein AG in die Swisscom-Abläufe eingegliedert werden. Um dies zu ermöglichen, wird die passive Netzinfrastruktur von den Liechtensteinischen Kraftwerken in die Telecom Liechtenstein AG rückintegriert und anschliessend eine Mehrheitsbeteiligung von 75 Prozent der neu strukturierten Telecom Liechtenstein AG an die Swisscom verkauft. Nach dem Aktienverkauf soll die heutige Telecom Liechtenstein AG in Swisscom (Liechtenstein) AG umfirmiert werden.
Standortattraktivität langfristig sichern
Mit der Umstrukturierung des Telekommunikationsstandorts können sowohl die Standortattraktivität im Telekommunikationsbereich als auch das damit zusammenhängende Serviceangebot in Liechtenstein auf einer wirtschaftlich tragfähigen Grundlage langfristig gesichert werden. «Die von der Regierung eingeschlagene Kooperationsstrategie sichert der Bevölkerung und den in Liechtenstein tätigen Unternehmen langfristig eine hochstehende Dienstleistungs- und Versorgungsqualität zu wettbewerbsfähigen Preisen», waren sich Regierungschef Adrian Hasler, Regierungschef-Stellvertreter Thomas Zwiefelhofer und Verwaltungsratsprädident Christian Wolf vor den Medien einig.
Kontakt:
Ministerium für Inneres, Justiz und Wirtschaft
Simon Biedermann, Persönlicher Mitarbeiter
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