ikr: Familienarchiv Wolfinger kommt als Dauerleihgabe ins Landesarchiv
Vaduz (ots/ikr) -
Willi Wolfinger in Balzers besitzt ein wertvolles Familienarchiv. Er überlässt dieses dem Landesarchiv als Dauerleihgabe.
Die Familie Wolfinger ist die traditionsreichste Balzner Familie. 1474 wurde sie erstmals erwähnt, als Herzog Sigismund von Österreich, damals Inhaber der Burg Gutenberg, Welti Wolfinger Erblehengüter in Balzers verlieh. Welti ist der Stammvater der Wolfinger. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Belehnung immer wieder erneuert. Jedes Mal wurde eine schöne Pergamenturkunde mit Siegel ausgestellt. Zehn solcher Urkunden sind heute noch erhalten. 1889 gingen die Gutenberger Lehen definitiv ins Eigentum der Familie über.
Familie mit Tradition
Ein Blick in das neue Historische Lexikon des Fürstentums Liechtenstein zeigt die Bedeutung der Familie. Die Gutenberger Lehengüter boten eine gute wirtschaftliche Basis. Die Familie zählte zu den angesehensten des Landes, was auch im Heiratsverhalten zum Ausdruck kam. Kurz nach 1700 betrieb Joseph Wolfinger die Mühle in Balzers. 1758 wird erstmals ein Postwirt Wolfinger erwähnt. In den folgenden 175 Jahren waren die Wolfinger Postmeister in Balzers, über 200 Jahre wirteten sie im Wirtshaus bzw. Hotel Post (zeitweise Rössle genannt). Und sie beteiligten sich an der Gemeinde- und Landespolitik, wie dies bei Wirten im 19. Jahrhundert häufig der Fall war. Sie stellten mehrfach den Gemeindevorsteher, 1848/49 einen Landrat, später drei Landtagsabgeordnete. Die Wolfinger waren gottesfürchtig: Insgesamt gingen drei Priester aus der Familie hervor.
Sicherung des Familienarchivs
Willi Wolfinger ist zu Recht stolz auf sein Familienarchiv. Vor kurzem ist sein Bruder nach kurzer Krankheit gestorben. So ging er von sich aus das Landesarchiv zu: "Ich möchte, dass das Archiv erhalten bleibt und sicher aufbewahrt wird. Am liebsten im Landesarchiv. Manchmal geht es im Alter schnell und ich möchte das geregelt haben." Tatsächlich gingen viele Dokumente - wie bei fast allen Familien - im Laufe der Zeit verloren, doch auch der erhaltene Rest ist bemerkenswert. Willi Wolfinger ist ein begeisterter Sammler. So sind in seinem Archiv auch einige seltene Drucke zu finden, beispielsweise eine Sammlung von alten, in Liechtenstein verwendeten Schulbüchern. Ein besonderes Bijou ist die zweite Ausgabe des ersten liechtensteinischen Lesebuchs von 1840, die weder in der Landesbibliothek noch im Landesarchiv vorhanden war.
Dank für den Vertrauensbeweis
Die Übergabe des Familienarchivs an das Landesarchiv ist auch ein Ausdruck des Vertrauens. Dazu Paul Vogt, Leiter des Amts für Kultur: "Ich war mit Willi schon länger im Gespräch. Er liebt die alten Dokumente. Es ist ihm sichtlich schwer gefallen, sich davon zu trennen. Wir freuen uns sehr über diese Dauerleihgabe und sind uns bewusst, dass wir damit die Verantwortung für dieses Kulturgut übernehmen. Wir glauben, dass wir dafür die richtige Institution sind."
Kontakt:
Amt für Kultur
Paul Vogt, Leiter
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