ikr: Liechtenstein bereit für hochpräzise satellitengestützte Messverfahren in der Amtlichen Vermessung
Vaduz (ots/ikr) -
Die Regierung hat in Ihrer Sitzung vom 28. Mai 2013 die Einführung des neuen Koordinaten-Bezugsrahmens LV95 in der Amtlichen Vermessung des Fürstentums Liechtenstein beschlossen und das Amt für Bau und Infrastruktur mit der Umsetzung beauftragt. Die Daten der Amtlichen Vermessung aller 11 Gemeinden sind in der Zwischenzeit auf den neuen Bezugsrahmen umgestellt worden. Der neue Bezugsrahmen LV95 basiert auf der mit GPS-Messungen erstellen Landesvermessung von 1995, die die alten vermessungstechnischen Grundlagen aus dem Jahr 1903 ablöst. Liechtenstein ist damit bereit für den Einsatz von hochpräzisen satellitengestützten Messverfahren in der Amtlichen Vermessung und Geodateninfrastruktur.
Langfristige Grundlagen
Die Einführung eines geodätischen Bezugsrahmens ist eine langfristig angelegte Massnahme, mit der die vermessungstechnischen Grundlagen für kommende Generationen zur Verfügung gestellt werden. Der alte Bezugsrahmen LV03 - der mit der schweizerischen Landestriangulation ab 1900 aufgebaut wurde - bildete bis vor kurzem die offizielle Grundlage für die meisten Vermessungen in Liechtenstein. Erst mit dem Aufkommen von satellitengestützten Messverfahren wurden dessen Mängel und Schwächen offensichtlich. Ein Verharren auf den Grundlagen der alten Landesvermessung von 1903 hätte zu langwierigen und teuren Anpassungsarbeiten bei der Verwendung der neuen Vermessungsmethoden geführt. Liechtenstein hat aus diesem Grund gemeinsam mit der Schweiz den neuen Koordinatenbezugsrahmen LV95 eingeführt.
Vorteile des neuen Bezugsrahmens
Dank der Satelliten-Systeme wie GPS und Galileo kann man heutzutage schneller und genauer vermessen als früher, vor allem über grosse Distanzen und Gebiete. Die Vorteile der neuen Vermessungsmethoden kann man aber nur dann voll ausnutzen, wenn das Koordinatenbezugssystem bzw. die Grundlagen der Landesvermessung homogen in einer gleichwertigen Genauigkeit vorliegen wie dies moderne satellitengestützte Messmethoden erlauben. Der alte Bezugsrahmen aus dem Jahr 1903 erfüllte diese Anforderungen nicht mehr. Mit Einführung des Bezugsrahmens LV95 lassen sich mit satellitengestützten Messverfahren Genauigkeiten im Zentimeter oder sogar im Millimeterbereich erreichen. Dadurch wird aber nicht nur die Genauigkeit gesteigert, es können erhebliche Zeit- und Kosteneinsparungen erzielt werden, da mit den modernen geodätischen Vermessungssystemen die Koordinaten praktisch in Echtzeit vorliegen und damit für Echtzeit-Anwendungen hoher Genauigkeit geeignet sind.
Liechtenstein entfernt sich geografisch von Bern - und wird geringfügig kleiner
Die Umstellung auf den neuen Bezugsrahmen bedingte eine Neuberechnung sämtlicher Fix- Grenz- und Situationspunkte der Amtlichen Vermessung auf dem Staatsgebiet des Fürstentums Liechtenstein nach einem Verfahren, das durch den Bereich Vermessung und Geoinformation des Amts für Bau und Infrastruktur in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Landestopografie und den Nachbarkantonen entwickelt wurde. Mit der Umstellung auf den Bezugsrahmen LV95 entfernt sich Liechtenstein - rein rechnerisch aufgrund der Koordinatenwerte - um ca. einen halben Meter von Bern, wo sich der Fundamentalpunkt der Schweizerischen Landesvermessung befindet. Die Landesfläche im neuen Bezugsrahmen LV95 verringert sich um ca. 0.1 ha, was ungefähr der Grösse der Grundfläche der Pfarrkirche Schaan entspricht. Die neue Landesfläche im Bezugsrahmen LV95 beträgt damit exakt 160.4767 km2.
Factbox:
Die Definition eines geodätischen Bezugsrahmens ist für einen Staat eine Infrastruktur von enormer Bedeutung. Dadurch wird die geometrische Grundlage für alle georeferenzierten Daten über sein ganzes Hoheitsgebiet definiert und bereitgestellt. Mit dem neuen Bezugsrahmen LV95 verfügt Liechtenstein für künftige Anwendungen über einen homogenen und hochgenauen geodätischen Bezugsrahmen.
Kontakt:
Ministerium für Infrastruktur und Umwelt sowie Sport
Remo Looser
T +423 236 64 71