ikr: Fachtagung Arbeit hat (k)ein Geschlecht
Vaduz (ots/ikr) -
Anfang Jahr wurde im Rahmen des Interregprojektes zum Thema Rollenbilder eine Online Befragung mit rund 800 Jugendlichen durchgeführt. Die Ergebnisse besagen, dass junge Menschen offen und modern sind und nicht nach Rollenstereotypen denken. Die Praxis zeigt jedoch, dass häufig dennoch "rollentypisch" gehandelt wird. So sind z.B. in Liechtenstein von 403 Lernenden in der Metall- und Maschinenindustrie nur 16 Frauen und im Bereich Pflege und Gesundheit von 54 Lernenden nur 3 Männer. Wie lässt sich dies erklären? Und wie kommen wir gerade in der Berufswahl weg von Rollenbildern hin zur Orientierung nach Interessen und Fähigkeiten?
Dies waren die zentralen Fragen der Fachtagung im Auditorium der Universität Liechtenstein zu der Regierungsrat Mauro Pedrazzini die zahlreichen Gäste begrüsste. In seinen Grussworten betonte er, dass bei der Berufswahl die Fähigkeiten und Interessen, nicht das Geschlecht im Mittelpunkt stehen sollen, denn Erfolg hat nur, wer im Beruf Freude und Zufriedenheit empfindet. Danach begrüsste auch Brian Haas vom Jugendrat aus der Sicht von Jugendlichen die Gäste zur Fachtagung.
Anschliessend referierte Andrea Maihofer vom Zentrum für Gender Studies der Universität Basel über die Resultate ihrer Forschungsarbeit zum Thema Arbeit hat kein Geschlecht. Sie zeigte dabei auf, dass es viele Mechanismen gibt, welche dazu beitragen, dass wenige Frauen Ingenieurinnen und wenige Männer Krankenpfleger werden. Unter anderem werden den Jugendlichen im Berufsfindungsprozess selten "geschlechtsuntypische" Berufe aufgezeigt. Zudem sei wichtig zu begreifen, dass die Berufswahl nicht eine punktuelle Entscheidung zu einem gewissen Zeitpunkt ist. Vielmehr ist die Berufswahl ein Prozess, der in frühster Kindheit beginnt und sich bis ins Jugendalter fortsetzt, führte Andrea Maihofer aus.
Im zweiten Teil der Tagung führte die Moderatorin Doris Quaderer durch eine interessante Podiumsdiskussion über die Rollenbilder in Ausbildung und Beruf mit folgenden Teilnehmern:
- Ivan Schurte, 100pro!, Berufsbildung der Wirtschaftskammer Liechtenstein - Brigitte Haas, Liechtensteinische Industrie- und Handelskammer - Georg Kaufmann, selbständiger Berufsberater - Brigit Moritz, Lernende Schreinerin, Erich Beck AG - Sofian Yousfi, Lernender Betreuung, Verein Kindertagestätten - Jeanette Risch, erste Architekturabsolventin an der Universität Liechtenstein
Die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion berichteten von ihren Praxiserfahrung und tauschten Inputs und Ideen aus. Neben interessanten Erfahrungsberichten gaben sie den interessierten Gästen Gedankenanstösse für die praktische Arbeit in der Berufsbildung. Organisiert wurde die Tagung von der Stabstelle für Chancengleichheit, der infra - Informations- und Kontaktstelle für Frauen, dem aha - Tipps & Infos für junge Leute und der Universität Liechtenstein zusammen mit den Mitträgern, Wirtschaftskammer Liechtenstein, LAK, Liechtensteinisches Landesspital, Verein Kindertagesstätten und der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer.
Kontakt:
Ministerium für Gesellschaft
Isolde Meier, Stabsstelle für Chancengleichheit
T +423 236 60 60