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Fürstentum Liechtenstein

ikr: "Ruhet in Frieden" - Tausendjähriger Friedhof in Bendern
Archäologische Notgrabung auf dem Kirchhügel

Vaduz (ots/ikr) -

Seit Anfang April führt das Team der Archäologie Liechtenstein, Amt für Kultur, auf dem Kirchhügel zu Bendern eine Notgrabung durch. Ausgelöst wurde diese durch die Erweiterung und Neugestaltung des Friedhofs. Bisher sind mindestens 31 Bestattungen dokumentiert worden.

Die Gemeinde Gamprin/Bendern hat sich 2014 entschieden, Urnengräber in den aktuellen Friedhof zu integrieren. Die dafür notwendigen Bauarbeiten erfordern massive Bodeneingriffe. Die Bedeutung des Orts und das Wissen um dessen Jahrtausende alte Geschichte machen eine Begleitung der Bauarbeiten durch die Archäologie unumgänglich.

Abschluss der ersten Grabungsetappe bei der neuen Stützmauer

Östlich der Kirche wird die Begräbnisstätte um Urnengräber erweitert. Die notwendigen Erdbewegungen für die neue Stützmauer ermöglichen Untersuchungen zur Entwicklung des alten Friedhofs in diesem Bereich. Neu ist die Erkenntnis, dass sich hier Gräber aus mindestens zwei verschiedenen Epochen befinden. Die älteren wurden direkt in die anstehende Eiszeitmoräne eingetieft. Einzelne Grabgruben waren an der Sohle mit kleinen Steinen gefestigt. Aufgrund der Armhaltung der Bestatteten sowie der Ausrichtung (Blick nach Osten) und der Beigabenlosigkeit der Gräber ist eine Datierung ins Frühmittelalter (5.-9. Jahrhundert) wahrscheinlich. Seit dieser Zeit muss das Terrain mehrmals verändert worden sein. Heute liegen diese Gräber zum Teil direkt unter der Grasnarbe und reichen sie bis in den benachbarten Rebberg hinein.

Die Toten der jüngeren Bestattungen wurden in Särgen mit Blick zur Kirche begraben. Von der Bekleidung haben sich noch winzige Textilreste, diverse Knöpfe, Kleider- und Miederhaken erhalten. Die Gräber dürften zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert angelegt worden sein. Die alte Friedhofsmauer bildete die Begrenzung zum angrenzenden Wingert.

Zweite Grabungsetappe im Gang

In den nächsten Wochen wird die Notgrabung im heutigen Friedhof westlich der Kirche fortgesetzt. Am bisherigen Standort der historischen Glocken soll ein Gemeinschaftsgrab für Urnen entstehen. Für die Archäologie wird diese Fläche besonders interessant, besteht hier doch unter Umständen noch die Möglichkeit, auf Reste des ersten frühmittelalterlichen Profanbaus zu stossen.

Info-Box:

Publikation über die ersten Ausgrabungen der 60er- und 70er-Jahre

Bei den Renovierungsarbeiten wurden in den Jahren 1968/77 auf dem Kirchhügel Bendern innerhalb der Kirche und im Friedhof unter der Leitung von Georg Malin Ausgrabungen durchgeführt. Ein Teil der dokumentierten Befunde ist unterhalb des heutigen Kirchenbodens immer noch zugänglich. Die spannenden Auswertungsergebnisse dieser Untersuchungen werden gegen Ende dieses Jahrs in einem mehrbändigen Buch publiziert. Mehrere Autoren setzen sich darin mit der Geschichte dieses einzigartigen Orts auseinander.

Kontakt:

Amt für Kultur
Ulrike Mayr, Archäologie
T +423 236 75 34

Hansjörg Frommelt, Archäologie
T +423 236 75 31

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