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Fürstentum Liechtenstein

ikr: Die Nase ist zurück in Liechtenstein

Vaduz (ots/ikr) -

Erstmals seit Jahrzehnten konnten in Liechtenstein im April 2017 wieder Nasen in einer nennenswerten Anzahl beobachtet werden. Ein sehr bemerkenswerter Fund dieser nicht nur in Liechtenstein vom Aussterben bedrohten Fischart.

Die Nase ist eine Wanderfischart mit komplexen Lebensraumansprüchen, die bis zu 100 Kilometer wandert. Ihr Hauptlebensraum sind grosse Flüsse mit Kiessohle, wo sie mit ihren kantigen Lippen den Algenrasen auf den Steinen abweidet. Zum Wintereinstand und zur Eiablage wandert sie in die Seitengewässer und Altarme. Während sie zum Laichen auf kiesigen Untergrund angewiesen ist, brauchen die Fischlarven und Jungfische zur Entwicklung in unmittelbarer Nachbarschaft zum Laichplatz Stillgewässer, die sich im Frühjahr schnell aufwärmen und ausreichend Nahrung produzieren. Aufgrund der Beeinträchtigungen vieler Fließgewässer durch nicht passierbare Querbauwerke, Kraftwerksbetrieb und Gewässerregulierung sind die nötigen Gewässereigenschaften für eine natürliche, eigenständige Bestandserhaltung vielerorts nicht mehr gegeben. Diese einst am Alpenrhein und den Zuflüssen massenhaft vorkommende Art gilt heute im Rheintal als vom Aussterben bedroht und ist gemäss Berner Konvention auch europaweit geschützt.

Bemühungen zum Arterhalt

Die Gefährdung der Nase im Rheintal wurde bereits vor Jahren von den Fachstellen für Fischerei am Alpenrhein erkannt. 2014 wurde in Zusammenarbeit mit dem Fischereiverein Liechtenstein (FVL) in einer Kooperation mit dem Vorarlberger Landesfischereizentrum ein initialer Besatz mit jungen Nasen in Liechtenstein durchgeführt. Dabei wurde auf den Genpool der besetzten Jungfische grossen Wert gelegt. Die Elternfische stammten aus dem Rheintal aus Vorarlberg. Auf lange Sicht sind sich die Experten aber einig, dass der Fortbestand dieser außergewöhnlichen Fischart nur gewährleistet werden kann, wenn die relevanten Lebensräume und deren Vernetzung wiederhergestellt werden. Die Arbeitsgruppe Wanderfische der Internationalen Bodenseekomission für Fischerei (IBKF), welche aktuell unter dem Vorsitz Liechtensteins steht, setzt sich speziell mit wandernden Fischarten am Bodensee auseinander. Sie hat dieses Jahr beschlossen, sich verstärkt um den Schutz und die Erforschung der Lebensansprüche dieser gefährdeten Art zu bemühen, die in den letzten Jahren im ganzen Einzugsgebiet des Bodensees rückläufig ist.

Erfolg von Gewässerrenaturierungen

Bemerkenswert am jetzt gelungenen Neunachweis ist neben der relativ grossen Anzahl an Fischen von ca. 50 Stück und deren Laichbereitschaft auch der Fundort im Bereich des Egelsees. Der Egelsee ist über die Esche und den Liechtensteiner Binnenkanal erst seit der Renaturierung der Binnenkanalmündung im Jahr 2000 wieder ohne grosses Wanderhindernis mit dem Alpenrhein verbunden. Neben einer erfolgreichen Lebensraumvernetzung werden aber auch lebensraumverbessernde Massnahmen wie Revitalisierungen durch diesen erfreulichen Nachweis bestätigt. Die Restrukturierungen an der abschnittweise stark monotonen Esche selbst und die Reaktivierung des Egelsees 2013 zeigen erste Erfolge. Die Esche (alter Namen Krebsbach und Fischbach) ist historisch betrachtet ein sehr fisch- und krebsreiches Gewässer. Vor seiner Begradigung war sie ein bedeutender Lebensraum und Laichgewässer für karpfenartige Fische wie die Nasen. Noch 1914 wurden gemäss früherer Fangnachweise 12 kg Nasen in der Esche gefangen. Danach verschwand diese Fischart über Jahrzehnte in den Liechtensteiner Gewässern. Heute besitzt die Esche abschnittsweise eine sehr eingeschränkte ökologische Funktionsfähigkeit und eine schlechte Wasserqualität. Der Neunachweis der sehr seltenen Nasen unterstreicht aber das grosse ökologische Potential dieses einst artenreichen Gewässers. So ist davon auszugehen, dass weitere Verbesserungsmassnahmen und Renaturierungen an diesem Gewässer für die Fischfauna tatsächliche Verbesserungen bewirken. Ob die Nase sich nun erfolgreich im Eschesystem fortpflanzt und Liechtenstein einen überregionalen Beitrag zur Biodiversität leisten kann erfordert weitere Untersuchungen.

Kontakt:

Amt für Umwelt
Roland Jehle, Abteilung Umweltschutz
T +423 236 64 19

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