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Bundesamt für Landwirtschaft

Agrarbericht 2004: Druck auf Landwirtschaft hält an

(ots)

Mit dem Berichtsjahr 2003 geht die agrarpolitische Reformperiode 1999 bis 2003 zu Ende. Das Fazit: Trotz grossem Umbruch ist die wirtschaftliche Situation der Landwirtschaft stabil geblieben. Der Strukturwandel blieb sozialverträglich, jährlich haben 2,5 Prozent der Betriebe aufgegeben. Die ökologischen Leistungen der Bäuerinnen und Bauern sind kontinuierlich angestiegen. Der fünfte Agrarbericht des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) orientiert über die ökonomi-sche, soziale und ökologische Situation in der Landwirtschaft im Berichtsjahr 2003. Im Folgen-den soll nicht nur auf das Berichtsjahr eingegangen, sondern die Auswirkungen der Reform auf die gesamte Periode seit der Einführung des Landwirtschaftsgesetzes im Jahr 1999 aufgezeigt werden. Hauptelemente dieser Reformperiode waren die Abschaffung aller staatlichen Preis- und Abnahmegarantien, die Reduktion der finanziellen Mittel für die Marktstützung um einen Drittel bei gleichzeitiger Stabilisierung der Bundesmittel für Landwirtschaft und Ernährung sowie die Einführung des ökologischen Leistungsnachweises für den Bezug der Direktzahlungen. Vorgaben im ökonomischen Bereich konnten eingehalten werden In der Botschaft zum Bundesbeschluss über die finanziellen Mittel für die Landwirtschaft in den Jahren 2000 bis 2003 hat der Bundesrat festgehalten, dass die durchschnittlichen Einkommen je Arbeitskraft nominell stabil bleiben sollen. In den Übergangsbestimmungen des Landwirt-schaftsgesetzes wurde verankert, dass die Ausgaben für die Marktstützung bis 2003 gegenüber 1998 um einen Drittel zu reduzieren seien. Weitere Anliegen, die in der Botschaft zur Agrarpoli-tik 2002 formuliert wurden, sind die Annäherung der Preise an die EU und das Halten der Marktanteile. Die landwirtschaftlichen Einkommen je Arbeitskraft lagen im Durchschnitt der Jahre 1996/98 bei 40’600 Franken, im Durchschnitt der Jahre 2001/03 bei 41'700 Franken (Graphik 1). Die Daten zeigen, dass die angestrebte Stabilität bei den landwirtschaftlichen Einkommen realisiert werden konnte. Im Durchschnitt liegen die bäuerlichen Einkommen aber nach wie vor bedeu-tend unter der Vergleichsgrösse der übrigen Bevölkerung. Der so genannte Arbeitsverdienst (landwirtschaftliches Einkommen minus Verzinsung für das Eigenkapital) einer bäuerlichen Fa-milienarbeitskraft erreichte im Durchschnitt der Jahre 2001/03 in der Talregion 60 Prozent, in der Hügelregion 48 Prozent und in der Bergregion 40 Prozent der durchschnittlichen Bruttolöh-ne der Angestellten im Sekundär- und Tertiärsektor. Dabei ist die Differenz im betrachteten Zeit-raum in der Talregion um 5 Prozentpunkte und in der Hügelregion um 3 Prozentpunkte grösser geworden. In der Bergregion blieb sie konstant. Bei vielen Betrieben reichen die landwirtschaftlichen Einkommen nicht aus, um den Lebensun-terhalt zu bestreiten. Fast 70 Prozent aller Bauernfamilien bessern ihr Einkommen aus der Landwirtschaft mit einem Zu- oder Nebenerwerb auf. Eine mit den Buchhaltungszahlen der Agroscope FAT Tänikon durchgeführte Analyse zeigt, dass im Durchschnitt der Jahre 2000/02 ein Drittel der Betriebe zu den Vollerwerbsbetrieben (mehr als 90 Prozent des Einkommens aus der Landwirtschaft), fast die Hälfte zu den Zuerwerbsbetrieben (50 bis 90 Prozent des Einkom-mens aus der Landwirtschaft) und ein Fünftel zu den Nebenerwerbsbetrieben (weniger als 50 Prozent des Einkommens aus der Landwirtschaft) zählt. Bei den Gesamteinkommen schneidet der Vollerwerb am besten ab. Die Gesamteinkommen der anderen Erwerbsformen sind zwar etwas tiefer, der Privatverbrauch ist ungeachtet der Erwerbsform hingegen praktisch gleich hoch. Die Analyse zeigt, dass alle Erwerbsformen eine wirtschaftlich tragbare Basis erlauben. Mit der Agrarpolitik 2002 wurden ab 1999 schrittweise alle Preis- und Abnahmegarantien auf-gehoben. Auf die Produktionsmengen hatte diese Deregulierung keine wesentlichen Auswir-kungen. Insgesamt blieb der Selbstversorgungsgrad auf dem Niveau der neunziger Jahre. Beim Pflanzenbau gab es gewisse Verschiebungen. Tiefer als unter der alten Agrarpolitik ist die Ge-treide-, höher hingegen die Zuckerproduktion (Graphik 2). Bei den Produzentenpreisen blieb die Differenz zur EU in diesem Zeitraum relativ betrachtet stabil, absolut verkleinerte sie sich aber. Betrachtet man die gesamte Periode der Agrarreform ab 1990/92, wurde der absolute Preisab-stand zur EU um 28 Prozent geringer. Auch relativ ist die Differenz von 49 auf 46 Prozent ge-sunken. Anders sieht es auf Konsumentenebene aus. Gab eine Person für den Konsum eines Standardwarenkorbes in der Schweiz 1990/92 rund 700 Franken mehr aus als in der EU, betrug diese Differenz 2001/03 über 870 Franken. Der Abstand zur EU erhöhte sich absolut um 25 Prozent, relativ von 31 Prozent auf 38 Prozent (Graphiken 3 und 4). Die Ausgaben für Landwirtschaft und Ernährung stagnieren seit 1996 bei 3,9 Milliarden Fran-ken. Die Verwendung hat sich aber weiter von der Marktstützung zu den Direktzahlungen ver-schoben (Graphik 5). Die vom Parlament verlangte Reduktion der Marktstützung von 1,2 Milli-arden Franken im Jahr 1998 auf 800 Millionen Franken im Jahr 2003 wurde exakt eingehalten. Die Staatsrechnung 2003 wies für die Marktstützung eine Summe von 798 Millionen Franken aus. Strukturwandel blieb sozialverträglich Als Kriterium zur Beurteilung der Sozialverträglichkeit wurde in der Botschaft zum Bundesbe-schluss betreffend die Zahlungsrahmen angegeben, dass der Strukturwandel zum grossen Teil im Rahmen des Generationenwechsels vollzogen werden können soll. Dabei wird von einer Abnahme der Anzahl Betriebe um 2,5 bis 3 Prozent pro Jahr ausgegangen.

Zwischen 1990 und 2003 sind in der Schweiz fast 27'000 
landwirtschaftliche Betriebe aufgege-ben worden (Tabelle 1). 2003 
wurden also beinahe 30 Prozent weniger Betriebe gezählt als 1990. 
Auf den ersten Blick erscheint die Zahl hoch. Ein genaueres Hinsehen 
zeigt, dass es sich bei fast der Hälfte um Kleinbetriebe mit weniger 
als drei Hektaren landwirtschaftlicher Nutzflä-che handelt. Die 
meisten dieser Betriebe boten schon seit langer Zeit keine 
wirtschaftliche Grundlage mehr für die Existenz einer Familie. Die 
Abnahmerate pro Jahr betrug zwischen 1990 und 2000 2,7 Prozent. 
Zwischen 2000 und 2003 war sie mit 2,3 Prozent, nicht zuletzt kon-
junkturell bedingt,  etwas weniger hoch. Insgesamt bewegen sich 
diese Abnahmeraten in einem sozialverträglichen Bereich. 
Wurden zu Beginn der neunziger Jahre pro Jahr noch 2’500 Betriebe 
aufgegeben, sind es ak-tuell um die 1’500. In den letzten Jahren gab 
es zudem eine Verschiebung bei der Aufgaberate zwischen den Haupt- 
und Nebenerwerbsbetrieben. Die Aufgaberate war zwischen 1990 und 
2000 bei beiden Erwerbsformen ähnlich hoch. Zwischen 2000 und 2003 
lag sie bei den Neben-erwerbsbetrieben mit 4,2 Prozent bedeutend 
höher als bei den Haupterwerbsbetrieben mit 1,5 Prozent. 
Die Zeit des Umbruchs ist für die Bauernfamilien eine Zeit der 
Unsicherheit. Zusätzlich sind viele Betriebe in einer schwierigen 
finanziellen Situation. Der Anteil dieser Betriebe hat sich 
gegenüber dem Beginn der neunziger Jahren erhöht. Wiesen damals 
zwischen 20 und 30 Pro-zent eine negative Eigenkapitalbildung auf, 
waren es in den letzten Jahren zwischen 30 und 40 Prozent. In 
verschiedenen Kantonen (VD, FR, ZH, BE, VS, AR, TG, SG, LU, NW und 
NE) sind seit 1997 staatliche oder private Angebote für 
Bauernfamilien in Schwierigkeiten aufgebaut worden. Diese Angebote 
stellen eine wertvolle Unterstützung in der Zeit des Umbruchs in der 
Landwirtschaft dar. Damit eine sozialverträgliche Entwicklung 
gewährleistet werden kann, ist es notwendig, dass die in der 
Beratung eingesetzten Ressourcen auch diese Fälle abdecken und sich 
nicht nur auf die zukunftsfähigen Betriebe konzentrieren.
Ökologische Leistungen haben zugelegt, regional besteht noch 
Handlungsbedarf
Ziele zur Ökologie sind in der Botschaft zur Agrarpolitik 2007 für 
das Jahr 2005 festgehalten. So soll es bis 2005 108'000 ha 
ökologische Ausgleichsflächen geben, 65'000 ha davon im Talge-biet. 
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln soll bis zu diesem Zeitpunkt 
gegenüber 1990 um 30 Prozent abnehmen, die Ammoniakemissionen um 9 
Prozent, die Phosphorüberschüsse um 50 Prozent und das 
Stickstoffverlustpotenzial um 23 Prozent. Ausserdem sollen die 
Nitratgehalte von Wasser in 90 Prozent der Trinkwasserfassungen, 
deren Zuströmbereich von der Landwirt-schaft genutzt werden, unter 
40 mg/l liegen.
Erfreulich ist, dass die ökologischen Leistungen der Landwirtschaft 
seit der Einführung der all-gemeinen und ökologischen 
Direktzahlungen 1993 stark zugenommen haben (Graphik 6,7 und 8). So 
auch zwischen 2002 und 2003. Die ökologischen Ausgleichsflächen 
wurden um 3 Pro-zent ausgedehnt und die biologisch bewirtschaftete 
Fläche stieg um 7 Prozent. Die nach den Regeln des RAUS-Programms 
gehaltenen Grossvieheinheiten (GVE) nahmen ebenfalls um 7 Prozent 
zu, diejenigen in besonders tierfreundlichen Ställen (BTS-Programm) 
um 12 Prozent. Im Jahr 2003 profitierten 65 Prozent der GVE vom 
RAUS- Programm und 34 Prozent werden in besonders tierfreundlichen 
Ställen gehalten. Die ökologischen Ausgleichsflächen nehmen 
eben-falls jährlich zu. Der Zuwachs ist allerdings viel geringer als 
bei den Tierprogrammen. Die Ziel-grösse im Jahr 2005 für das 
Talgebiet dürfte nicht ganz erreicht werden. Guten Anklang haben die 
speziellen Programme zur Förderung der Qualität und der Vernetzung 
von Ökoausgleichs-flächen gefunden. Gegenüber dem Einführungsjahr 
2002 hat sich diese Fläche fast verdoppelt. Insgesamt waren es im 
Jahr 2003 rund 23’000 Hektaren. 2003 wurden 6182 Biobetriebe ge- 
zählt, welche 110'000 Hektaren bewirtschafteten. Dies entspricht 
10,3 Prozent der landwirt-schaftlichen Nutzfläche.
Der Einsatz von Stickstoff- und Phosphordüngern hat bis 1998 
kontinuierlich abgenommen. Seit 1998 ist aber eine Stagnation 
eingetreten (Graphik 9). Mit Ausnahme beim Stickstoffverlustpo- 
tenzial dürften die oben erwähnten Ziele im Jahr 2005 aber erreicht 
werden können. Regional gibt es bei der Phosphor- und 
Ammoniakbelastung noch Probleme, insbesondere in viehdichten 
Regionen wie zum Beispiel im Raum der Mittellandseen im Kanton 
Luzern. Diese Probleme gilt es mit regionalen Anstrengungen zu 
lösen. Das dies möglich ist, zeigen erste Resultate von Projekten 
auf der Basis von Artikel 62a des Gewässerschutzgesetzes. Mit diesen 
Projekten werden die Belastungen von Grundwasser durch die 
landwirtschaftliche Tätigkeit gezielt redu-ziert. In der 
aargauischen Gemeinde Wohlenschwil konnte der Nitratgehalt von rund 
50 mg/l im Jahr 1998 auf unter 25 mg/l im Jahr 2003 gesenkt werden 
(Graphik 10).
Fazit
Die Ergebnisse der Reformperiode 1999 bis 2003 entsprechen im 
ökonomischen und sozialen Bereich den im Vorfeld formulierten 
Erwartungen. Bei der Ökologie gab es bei den Leistungen einen 
weiteren Aufwärtstrend zu verzeichnen, bei den Emissionen ist nach 
dem starken Rück-gang zu Beginn der Agrarreform 1993 eine Stagnation 
eingetreten. Die für 2005 formulierten Ziele auf nationaler Ebene 
dürften aber trotzdem weitgehend erreicht werden. Auf regionaler 
Ebene sind hingegen weitere Anstrengungen erforderlich. Im 
ökonomischen und sozialen Be-reich sind die Ergebnisse der Doha- 
Runde der WTO für die weitere Entwicklung in der Land-wirtschaft 
entscheidend. Sie werden voraussichtlich ab 2008 wirksam und 
insgesamt einen er-heblichen Rückgang der Einnahmen in der 
Landwirtschaft mit sich bringen. Diesen Prozess nachhaltig zu 
gestalten, wird einer Gratwanderung gleichkommen.
Für weitere Auskünfte:
Jürg Jordi, Sektion Information, Tel. 031 322 81 28
Bundesamt für Landwirtschaft
Presse- und Informationsdienst

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