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Staatskanzlei Luzern

Strategie B-O-R-K-I des Kantonsfortamtes gegen Borkenkäfer

Luzern (ots)

Borkenkäfer sind ein Bestandteil eines
Waldökosystems. Die Diskussion um das Thema Borkenkäfer wird mitunter
nicht nur sachlich geführt. Der Luzerner Forstdienst konzentriert
sich auf langfristig angelegte Beobachtungen der Borkenkäfer- und
Waldentwicklung. Daraus soll für die Waldbesitzenden ein
breitgefächertes Beratungs- und Informationsangebot resultieren.
Wichtig ist dabei auch die Rolle der Waldbesitzenden selber. Durch
gegenseitigen Informationsaustausch wird es vielleicht gelingen, im
richtigen Moment den situationsbezogen - wirtschaftlich und
ökologisch - richtigen Entscheid zu treffen. Eine staatlich
subventionierte Bekämpfungskampagne hingegen ist nicht vorgesehen.
Nasskalte Witterung wirkt einer Massenvermehrung von Borkenkäfern
entgegen
Erfahrungen haben gezeigt, dass Stürme wie Lothar oder vor zehn
Jahren Vivian einen Anstieg der Borkenkäferpopulation bewirken, weil
dann viel mehr brutfähiges Holz als üblich in den Wäldern vorhanden
ist. Die Räumung einer Windwurffläche ist aber nur dann wirksam, wenn
das geworfene Fichtenholz innerhalb einer ganzen Region oder
Geländekammer vollständig und rechtzeitig aufgerüstet werden kann.
Nebst der für Borkenkäfer zur Brut geeigneten Holzmenge spielen
der Ausgangsbestand der Käfer und die Witterungsbedingungen eine
wichtige Rolle bei der Vermehrung. Nasse und kühle Witterung, wie sie
während der letzten Wochen herrschte, wirkt einer Massenvermehrung
der unliebsamen Käfer entgegen.
Käferfallen können nicht ausrotten, sondern 'nur' überwachen!
Mit Borkenkäferfallen kann eine Käferpopulation höchstens um ca.
5-10% verringert werden. Bei günstigen äusseren Bedingungen wie
Brutangebot, Trockenheit und warmen Temperaturen, wird diese
Reduktion bereits in der Folgegeneration wieder kompensiert. Die
landläufige Meinung, dass mit einer auf Fallen abgestützten Strategie
ein wesentlicher Beitrag zur Bekämpfung von Borkenkäfern geleistet
und damit die Käfersituation unter Kontrolle gebracht werden könne,
hat sich als Trugschluss erwiesen. Zu gross ist das
Vermehrungspotential der gefrässigen Käfer! Fangzahlen von 5'000 bis
10'000 Käfern pro Falle, wie sie im Kanton Luzern in den letzten zehn
Jahren durchschnittlich registriert wurden, entsprechen der
Reproduktionsrate eines einzigen Käfer-Weibchens!
Sofern richtig eingesetzt, werden mit Fallen hingegen wertvolle
Hinweise über die aktuelle Populationsentwicklung und den
Schwärmzeitpunkt der Borkenkäfer gewonnen. Dies ist eine wichtige
Ergänzung zu den Beobachtungen der Borkenkäferentwicklung anhand des
effektiven Käferbefalls in den Waldbeständen. Ab dem Schwärmzeitpunkt
sind kritische Waldbestände besonders sorgfältig auf
Borkenkäferbefall zu beobachten. Gleichzeitig dient die Erhebung der
Fallendaten im Zusammenhang mit den Fallenstandorten und den
Witterungsverhältnissen der Langzeitbeobachtung der Käferpopulationen
und der Waldentwicklung.
Konzeptlos aufgestellte Fallen können auch ungewollt Käfer
anlocken
Für jede Falle führen die Revierförster eine Fangkontrollkarte.
Die Auswahl der Fallenstandorte sowie Unterhalt und regelmässige
Kontrollen gehören zu den Aufgaben der Revierförster. Am falschen Ort
aufgestellte Borkenkäferfallen können zum unerwünschten Nebeneffekt
führen, dass  umstehende Bäume vermehrt von Käfern befallen werden!
Aus diesem Grund wird den Waldbesitzenden abgeraten, auf eigene
Initiative in ihren Wäldern Käferfallen aufzustellen. Für die
Beobachtung der Entwicklung der Borkenkäferpopulation ist das
Überwachen kritischer Waldbestände anhand von Feldprotokollen
mindestens so wichtig.
Das Borkenkäfer-Monitoring-Konzept 'Lothar'
Die Diskussion um das Thema Borkenkäfer zu versachlichen ist Ziel
der Arbeit des Luzerner Forstdienstes .. Gerade deshalb will er mit
dem Borkenkäfer-Monitoring-Konzept 'Lothar' die Wälder systematisch
beobachten und mit aktuellen Auswertungen die Waldbesitzenden sowie
die Öffentlichkeit informieren. Dies wiederum erlaubt dem
Waldbesitzer situationsbezogen richtig zu handeln. Mit den Massnahmen
des Luzerner Forstdienstes sollen folgende Ziele (B-O-R-K-I)
angestrebt werden:
B Beratung der Waldbesitzenden (möglichst vor Ort): Durch die
Revierförster
O Observieren von gefährdeten Wäldern, insbesondere der
Schutzwälder: Durch die Revierförster und Waldbesitzenden
R Richtiges Aufstellen und Betreiben der Käferfallen (Monitoring):
Durch den Forstdienst
K Käfersituation laufend analysieren: Durch den Forstdienst
I Informationen über die Borkenkäferanfälligeit von Waldbeständen
auf verschiedenen Standorten sammeln
Zusammenarbeit Waldbesitzende - Revierförster
Es wird dem Forstdienst allerdings nicht möglich sein, überall
präsent zu sein. Daher ist es sehr wichtig, dass die Waldbesitzenden
mithelfen, ihre gefährdeten Bestände im Auge zu behalten und mit dem
Revierförster in Kontakt bleiben. Durch gegenseitigen
Informationsaustausch wird es vielleicht gelingen, im richtigen
Moment den individuell - wirtschaftlich und ökologisch - richtigen
Entscheid zu treffen.  Über Massnahmen entscheiden grundsätzlich die
Waldbesitzenden. Für das Aufrüsten des Käferholzes ist eine
Nutzungsbewilligung beim Revierförster einzuholen. Der Forstdienst
wird nur in einzelnen speziellen Situationen die Aufrüstung von
Käferholz anordnen. Dies bedeutet gleichzeitig, dass nur für diese
speziellen Fälle Subventionen entrichtet werden, sofern die
entsprechenden Massnahmen gleichzeitig defizitär sind.
Merkmale eines Käferbefalls
Das Erkennen eines Käferbefalls an stehenden Bäumen zum richtigen
Zeitpunkt ist sehr schwierig. Wenn die Symptome richtig sichtbar
werden, sind die meisten Käfer schon weiter gezogen! Die Mertkmale
eines Käferbefalls: brauner Bohrmehlauswurf auf den Rindenschuppen;
Rötung der Baumkrone von unten her; Abfallen der Rinde bei noch
grüner Krone von oben her; dürr werdende Wipfel; erhöhte
Spechttätigkeit.
Empfehlungen an die Waldbesitzenden
In lokal begrenzten und überblickbaren Streuschadenflächen kann
die vollständige Räumung des beschädigten Fichtenholzes ein
erfolgversprechendes Rezept zur Borkenkäferbekämpfung sein, denn
gerade beschattetes Holz bleibt bis zu drei Jahre nach dem
Sturmereignis für die Borkenkäfer attraktiv ('fängisch'). Der
Holzabsatz soll allerdings gesichert sein, weil Käfer-Holz rasch
Wertminderungen erleidet und das Holz deshalb nicht gelagert werden
kann. Die Wirtschaftlichkeit der angestrebten Massnahmen ist
gründlich zu prüfen. Die Vorschriften der Arbeitssicherheit sind
einzuhalten. Bäume, die von den Käfern bereits wieder verlassen
worden sind, sollten als Wohnstätte der natürlichen Borkenkäferfeinde
stehen gelassen werden. Diese verlassen die Stämme einige Wochen
später. Zudem schützen die toten Bäume den dahinter stehenden
Bestand. Die Waldbesitzenden werdenaufgefordert, die kostenlose
Beratung in Anspruch zu nehmen und entweder mit dem zuständigen
Revierförster oder direkt mit dem Kantonsforstamt Kontakt
aufzunehmen. Die wesentlichsten Punkte der Lothar
Borkenkäfer-Strategie ist auf einem Merkblatt zusammengefasst.
Die aktuelle Borkenkäfer-Situation
An den wenigen warmen Tagen im März konnten im Mittelland bereits
erste Borkenkäferflüge beobachtet  werden. Die nasskalte Witterung
der vergangen Wochen hat die Aktivitäten der Käfer aber wieder zum
Erliegen gebracht. Die weitere Entwicklung hängt nun sehr stark von
der Witterung ab.
Kasten
der wichtigste
Borkenkäfer der Schweiz
Borkenkäfer sind ein wesentlicher Bestandteil eines jeden
Waldökosystems. Der  Buchdrucker ist die in unseren Wäldern
wirtschaftlich wichtigste der über hundert in der Schweiz
vorkommenden Arten (weltweit über 5'000 Arten!). Er ist rund 5 mm
lang und dunkelbraun gefärbt und trägt am Kopf gelbe "Antennen". Sein
Verbreitungsgebiet deckt sich weitgehend mit dem der Fichte
(Rottanne): Europa, Sibirien, Nordchina.
An warmen Frühlingstagen beginnt er zu schwärmen, meist gegen Ende
April, Anfang Mai je nach Klima und Höhenlage. Der Buchdrucker
besiedelt vorwiegend kranke, geschwächte oder frisch gefallene
Fichten.
Das Frassbild unter der Rinde ist typisch: Von der im Bast
verborgenen Rammelkammer (Aushöhlungen unter der Rinde, in denen die
Käfer kopulieren), bohren meist zwei bis drei Weibchen ihren
Muttergang parallel zur Stammachse. Die frisch geschlüpften Larven
fressen sich beidseits der Muttergänge in horizontaler Richtung durch
die jüngste Rindenschicht. Am äussersten Ende der grösser werdenden
Gänge liegen die Puppenwiegen. Dort schlüpfen die Käfer und verlassen
das Gangsystem, um sich an einer anderen Stelle wieder einzubohren.
Weil das Frassbild wie ein Buchdruck mit Spalten und Zeilen aussieht,
heisst der Fichtenborkenkäfer "Buchdrucker".
Die gesamte Entwicklungsdauer einer Käfergeneration beträgt in
Zentraleuropa 8 bis 10 Wochen. Bei günstigen Bedingungen entstehen
pro Jahr zwei Generationen. Die Dichte von Borkenkäferpopulationen
wird durch verschiedene natürliche Begrenzungsfaktoren geregelt. Die
wichtigsten sind die Witterung, das Angebot an Brutmaterial, die
Widerstandskraft der Wirtsbäume (Disposition) und die natürlichen
Feinde, wie verschiedene räuberische und parasitische Insekten oder
auch Spechte.
Ein Borkenkäferweibchen legt bis maximal 80 Eier. Im Extremfall
wird eine vollständig befallene Fichte von bis zu 50'000 Borkenkäfern
bewohnt.
Kasten:
Merkblatt: Lothar Borkenkäfer-Strategie
Das Kantonsforstamt hat zur Lothar Borkenkäfer-Strategie ein
Merkblatt verfasst, das die wesentlichsten Aspekte zusammenfasst. Es
wird an alle Gemeinden verschickt und kann von den Waldbesitzenden
und der interessierten Bevölkerung beim Revierförster, dem
Kreisforstamt in der Region oder dem Kantonsforstamt Luzern bezogen
werden.
Auf Wunsch kann das Kantonsforstamt geeignete Bilder zur Verfügung
stellen.

Kontakt:

Für den ganzen Kanton:
Kantonsforstamt Luzern, Otmar Wüest, Kantonsförster,
Tel. +41 41 228 62 01 oder Silvio Covi, Kantonsförster Stv.,
Tel. +41 41 228 62 04; Mobile +41 79 399 23 21

In den Regionen:
Region Luzern: Kreisforstamt 1, Hermann Schnyder,
Tel. +41 41 228 62 09

Region Seetal: Kreisforstamt 2: Albin Schmidhauser, Kreisförster,
Tel. +41 41 914 60 31; Mobile +41 79 330 50 01

Region Sursee / Hinterland: Kreisforstamt 3 / 4: Bruno Röösli,
Kreisförster, Tel. +41 41 925 60 01 (Sursee) oder +41 41 972 62 31
(Willisau); Mobile +41 79 442 72 36

Region Entlebuch, Kreisforstamt 5: Agnes Hostettler, Kreisförsterin,
Tel. +41 41 485 88 60; Mobile +41 79 257 01 11

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