Netzwerk gegen Jugendgewalt in Luzerner Gemeinden
Luzern (ots)
Mit einem Netzwerk in den Gemeinden des Kantons Luzern sollen künftig heikle Situationen im Bereich Jugendgewalt rechtzeitig erkannt und der Einsatz der Mediatorinnen und Mediatoren begleitet werden. Das Netzwerk wurde auf Vorschlag einer Arbeitsgruppe zum Thema Jugendgewalt geschaffen, die sich aus Vertretungen verschiedener Gemeinden, der Kantons- und der Stadtpolizei, der Jugendanwaltschaft, des Bildungsdepartements, des Amts für Migration sowie dem Integrationsbeauftragten zusammensetzte. Die Arbeitsgruppe war im Oktober 2001 vom Sicherheitsdepartement eingesetzt worden.
Anlass für das Einsetzen dieser Arbeitsgruppe waren die Aktivitäten von verschiedenen Gangs in Sursee und Umgebung, Wolhusen, Littau, Kriens, Horw und Luzern und Umge-bung. Diese Gangs haben ein grosses Gewaltpotenzial und können sich schnell organisieren. Zudem haben verschiedene Schlägereien an der Luga, an der Määs und das Ereignis am Kanti Alpenquai Luzern das Einsetzen der Arbeitsgruppe bestätigt.
Die Arbeitsgruppe ist zum Schluss gekommen, dass Jugendgewalt auf zwei Wegen kurz- und mittelfristig angegangen werden soll: Einsetzen von Mediatorinnen und Mediatoren auf dem ganzen Gebiet des Kantons sowie Schaffung eines Netzwerkes in den Gemeinden.
Daneben sollen die laufenden Projekte weitergeführt werden, so unter anderem: Sozialarbeit an der Schule, Schule und Gewalt, LIP (Luzerner Interventionsprojekt gegen häusliche Gewalt), Jugend- und Erziehungsberatung sowie Integrationsprojekte für Arbeitslose und Ausländer.
Mediation
Problematisch sind meist nicht Jugendliche, welche als Schüler oder Lehrlinge integriert sind. Problematisch sind vor allem Jugendliche, die weder im einen noch im anderen System Fuss gefasst haben. Um mit diesen Jugendlichen in Kontakt zu kommen, ihre Aggressionen gegen die Gesellschaft abzubauen und sie schliesslich in ein soziales System integrieren zu können, sollen nicht nur in der Stadt Luzern, sondern auch auf der Landschaft Mediatorinnen und Mediatoren eingesetzt werden. Stadt und Kanton haben mit dem Einsatz von Mediatorinnen und Mediatoren an der Määs, an der Luga und am Altstadtfest positive Erfahrungen gesammelt. Der Kanton will nun eine Leistungsvereinbarung mit einem Pool von Mediatorinnen und Mediatoren eingehen und dieses Grundkonzept stützen. Der Einsatz der Mediatorinnen und Mediatoren zugunsten einer Gemeinde soll von der Gemeinde finanziert werden. Mit dem Pool soll gewährleistet sein, dass Mediatorinnen und Mediatoren genügend ausgebildet, gut gecoacht und richtig eingesetzt werden können.
Das Netzwerk und seine Funktion
Das Netzwerk in der Gemeinde soll einerseits ermöglichen, heikle Situationen rechtzeitig zu erkennen. Anderseits soll es den Einsatz der Mediatorinnen und Mediatoren begleiten. Der im Rahmen der Mediation erfasste Jugendliche soll also nach der Deeskalation vom Netzwerk weiter begleitet werden. Dies kann dazu führen, dass Jugendliche konkret in Arbeitssituationen geführt oder in Schulen integriert werden. Das Netzwerk kann aber darüber hinaus auch präventive Aufgaben übernehmen. So kann es das Schulprojekt "Schule und Gewalt" iniziieren und entsprechend begleiten, es kann in einzelnen Quartieren präventive Massnahmen auslösen und es kann Fachpersonen vermitteln, um bei Problemen zu beraten oder um sozial schwierige Situationen zu meistern.
Das Netzwerk soll die Gemeinde und deren Situation am besten kennen, um entsprechend reagieren zu können. Der stete Austausch zwischen den Personen des Netzwerkes führt dazu, dass die Jugendlichen mit Problemen an allen Orten gleichzeitig erfasst und gut begleitet werden können. Es ist deshalb auch richtig, dass der Gemeinderat, die Schulleitung, die Jugendarbeit, die örtliche Polizei und allenfalls weitere Fachpersonen im Netzwerk vertreten sind. Trotzdem soll das Netzwerk möglichst klein gehalten werden, damit es flexibel und schnell reagieren kann.
Anhang: zwei Dokumente zum Mediatoreneinsatz und zum Netzwerk
Hinweis an die Redaktionen:
Sie erhalten mit separatem Mail weitere Unterlagen: * Einschätzung der Situation aus Sicht der Kantonspolizei * Beschrieb der Projekte im Bereich Bildungsdepartement
Mediatoreneinsatz
Zielsetzung eines Mediatoreneinsatzes * Präventiv auf Jugendliche einwirken, so dass Gewalt nicht entsteht; * deeskalierend wirken, so dass weniger Schlägereien ausbrechen; * nach Schlägereien weitere "Racheakte" verhindern.
Aufgaben
Die Mediatorinnen und Mediatoren haben folgende Aufgaben: * Kontakte mit den Jugendlichen (je nach Einsatz mit ausländischen oder Schweizer Jugendlichen) herstellen; * die konkreten Probleme erfassen; * einen Beitrag zur Problemlösung leisten; der Beitrag zur Problemlösung kann darin bestehen, dass, - ein Konflikt nicht entsteht, - der Konflikt abgebaut wird; - eine Deeskalation einer bereits angespannten Situation herbeigeführt wird; * allenfalls können Empfehlungen für weitere Massnahmen an das Netzwerk abgeben werden.
Mediatorinnen und Mediatoren leisten keine Sozialarbeit (im Sinne von Einzelfallberatung).
Aus- und Weiterbildung
Mediatorinnen und Mediatoren sind Personen, die in sich anbahnenden Konflikten zwischen den Jugendlichen die Kommunikation aufrecht erhalten können. Mit dem Leistungsauftrag soll die Aus- und Weiterbildung (v.a. Coaching bei Einsätzen) gewährleistet sein.
Koordination
Die Gemeinden melden beim Sicherheitsdepartement den Bedarf an einem Einsatz von Mediatorinnen und Mediatoren. Die Koordination der Einsätze von Mediatorinnen und Mediatoren erfolgt durch das Sicherheitsdepartement.
Planung des Einsatzes
Auf Grund des konkreten Anlasses (z.B. Konzert, Probleme in Jugendtreff, Konflikte auf Strassen oder Plätzen) wird der Einsatz zusammen mit dem Netzwerk der Gemeinde, der Polizei und dem/der Jugendverantwortlichen geplant. Finanzierung
Das Sicherheitsdepartement schliesst mit einem Pool von Mediatorinnen und Mediatoren eine Leistungsvereinbarung ab. Die Administration dieses Pools und die Aus- und Weiterbildung der Mediatorinnen und Mediatoren wird vom Kanton mit einer Pauschale finanziert.
Der einzelne Einsatz von Mediatorinnen und Mediatoren wird von der Gemeinde finanziert.
Netzwerk in den Gemeinden
Voraussetzung für den Einsatz von Mediatorinnen und Mediatoren ist das Bestehen eines Netzwerkes in der Gemeinde. Damit soll die Weiterbegleitung der angesprochenen Jugendlichen gewährleistet werden.
Überprüfen der Notwendigkeit
Nach ein bis zwei Jahren wird überprüft, ob der Pool von Mediatorinnen und Mediatoren auch genutzt werden musste.
Kommunales Netzwerk Jugend/Gewalt
Das Netzwerk (genannt Arbeitsgruppe, Kommission, Task Force usw.) bearbeitet u.a. folgende Aufgaben
* analysiert die Situation Jugend/Gewalt in der Gemeinde (ev. unter Berücksichtigung der Alkohol- und Drogenproblematik); * plant und setzt präventive Massnahmen um; * sucht das Gespräch mit Jugendlichen, die "Opfer" oder "Täter" von Aktionen sind; * trifft Massnahmen auf konkrete Gefahren hin oder auf einzelne Jugendliche bezogen; * vermittelt zwischen Jungendbanden; * trifft sich regelmässig, um Infos auszutauschen (Rhythmus alle 6 Wochen wäre optimal); * Gemeinden mit bestehender kommunaler Fachgruppe haben damit gute Erfahrungen gemacht (Vernetzung).
Mögliche Zusammensetzung
Vertreterinnen und Vertreter folgender Institutionen:
* Gemeinderat/Stadtrat * Schulleitung * Jugendarbeit * örtlichen Polizei * weitere Fachpersonen
Die Gruppe sollte wenn möglich nicht mehr als 5 Personen umfassen. Dabei kann es sich um eine Kerngruppe handeln, die durch weitere Personen ergänzt wird. Die kleine Kerngruppe kann bei einer akuten Lage besser reagieren als ein grosses Gremium. Sie fühlt sich auch verantwortlich für Krisenlagen.
Kontakt:
Regierungsrätin Margrit Fischer-Willimann
(zwischen 10 und 12 Uhr)
Tel. +41/41/228'59'11