Der Kanton Luzern erhält ein Familienleitbild
Luzern (ots)
Familien bewegen sich in einem komplexen Verhältnis zwischen Gesamtgesellschaft, staatlichem und wirtschaftlichem Umfeld. Der Kanton Luzern will zu Rahmenbedingungen für Familien beitragen, die die Eigeninitiative stärken und Ungerechtigkeiten verhindern. Mit dem Familienleitbild für den Kanton Luzern hat der Regierungsrat ein mittel- und langfristiges Steuerungsinstrument für die Familienpolitik geschaffen. Dies erklärte Sozialdirektor Markus Dürr an einer Medienkonferenz in Luzern.
Familien sind derzeit im Blickpunkt des allgemeinen Interesses. Themen wie Kinderlosigkeit, familienergänzende Betreuung, Jugendgewalt, Erziehungsfragen, Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder Armutsbekämpfung prägen die Diskussion zu Familie und Beruf. Die Co-Leitung der Stelle für Familienfragen, Anny Murpf-Zweifel und Heinz Spichtig-Bonetta, stellten das Familienleitbild des Kantons Luzern sowie den dazugehörenden Grundlagenbericht vor.
Diese zwei Dokumente wurden in Zusammenarbeit mit der kantonalen Kommission für Familienfragen entwickelt. Das Leitbild zeigt die Situation der Familien auf und thematisiert die komplexen Zusammenhänge zwischen der Familie und dem gesellschaftlichen, staatlichen und wirtschaftlichen Umfeld. Leitsätze geben die Richtung der Familienpolitik des Kantons Luzern an. Im dazugehörenden Grundlagenbericht sind die Daten zum Familienleitbild aufgelistet. Er bietet im Weiteren eine Übersicht der Einrichtungen, Leistungen und Angebote für Familien im Kanton Luzern. In Anlehnung dazu werden der Handlungsbedarf und Empfehlungen abgeleitet.
"Familienpolitik ist ausgesprochen vielfältig und tangiert verschiedene Bereiche. Die Aufgaben werden von Bund, Kantonen, Gemeinden und privaten Organisationen wahrgenommen, was einen regelmässigen Austausch sowie eine gute Zusammenarbeit erfordert", zeigte Murpf-Zweifel auf. "Wichtig ist auch, dass die Familien im Kanton Luzern die verschiedenen Einrichtungen, Angebote und Leistungen kennen. Ein "Familienwegweiser" sowie eine entsprechende Internetplattform können die wichtigen Informationen für Familien aufzeigen."
Heinz Spichtig-Bonetta schildert die demografischen Veränderungen in unserer Gesellschaft "Brisant ist, dass der Kinderwunsch bei Frauen und Männern seit vielen Jahren grösser ist als dann tatsächlich Kinder geboren werden. Entgegen dieser Entwicklung nimmt die Bevölkerung im Kanton Luzern Jahr für Jahr zu. Dies lässt sich mit Zuzügen sowie mit dem Altern unserer Gesellschaft erklären". In dieser Diskrepanz von sinkender Geburtenrate und steigender Bevölkerungszahl liegt gesellschaftspolitischer Zündstoff. Die Politik werde unter Anderem in Fragen der Integration, der Sicherung der Sozialwerke sowie unserer Altersvorsorge gefordert. Die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei ein wichtiger Aspekt, um in dieser Entwicklung Gegensteuer zu geben. Paaren soll er ermöglichen, wieder die Anzahl Kinder zu haben die, sie sich wünschen.
Im Bereich Erziehung, Bildung und Betreuung wies Spichtig darauf hin, dass die familienergänzende Betreuung im Schnitt zur Hälfte im familiennahen Kontext (Grosseltern, Verwandte) wahrgenommen wird. Sobald die Betreuung mehr als einen Tag dauert, werden vermehrt institutionelle Angebote berücksichtigt. "Ich messe der Diskussion über die frühkindliche Förderung eine grosse Bedeutung zu. Kinder machen bis zum 8. Lebensjahr die grössten Entwicklungsschritte. Die Diskussion zu Bildungsplänen, welche in Nachbarländern sowie vielen weiteren Industrienationen entscheidende politische Massnahmen ausgelöst hat, steckt in der Schweiz noch in den 'Kinderschuhen'."
Ein familiengerechtes Wohnumfeld beeinflusst die Lebensqualität von Familien stark. Oft sind Plätze mit Gestaltungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche nicht vorhanden oder nur in Begleitung erreichbar. Murpf-Zweifel betonte: "Das Spiel mit anderen Kindern in einer gestaltbaren Umgebung stärkt und fordert Kinder. Ein kreativer Umgang mit Freizeit kann geübt und überschüssige Kraft in Bewegung umgesetzt werden." In der Freizeit nehme "Shoppen" einen immer grösseren Raum ein. Für 85 Prozent der 14 bis 24-Jährigen sei dies eine wichtige Freizeitbeschäftigung. Knapp 25 Prozent aller Deutschschweizer zwischen 16 und 25 Jahren geben mehr Geld aus, als sie sich leisten können. Neben den Massnahmen in der Schule, wie sie letzte Woche in den Medien vorgestellt wurden, sei die Koordination und Stärkung der Elternbildung eine weitere Massnahme. "Kampagnen, wie z.B. "Stark durch Erziehung" bieten den Eltern Hilfsmittel oder Angebote, die sie in ihrer schönen aber herausfordernden Aufgabe stärken".
Arbeit und Einkommen prägen die Familiensituationen stark. Neben familiengerechten Arbeitsplätzen sind flexible Arbeitszeiten und Teilzeitstellen für Frauen und Männer wichtig. Für Kinder zu sorgen, bringt finanzielle Veränderungen. Spichtig weist auf die Notwendigkeit des Leistungs- und Lastenausgleichs für Familien hin. "Verschiedene Faktoren wirken auf die Lebenshaltungskosten ein. Steuern, Mietzins, Krankenkassenprämien, Betreuungskosten oder Einkünfte durch Familien- oder Kinderzulagen beeinflussen das verfügbare Einkommen von Familien. Diese verschiedenen Wirkungen auf unterschiedliche Familiensituationen sollen überprüft werden, damit Ungerechtigkeiten vermindert und eine Steuerung der finanziellen Leistungen gewährleistet ist." Alarmierend sei, dass sich Erwerbsarbeit nicht immer lohne. Eine Gesamtsicht der verschiedenen gewählten familienpolitischen Massnahmen und deren Wirkungen auf verschiedene Familienkonstellationen sei unerlässlich.
Regierungsrat Markus Dürr: "Die seit Jahren sinkenden Kinderzahlen fordern uns grundsätzlich heraus, enorme Anstrengungen zu unternehmen, um diesen Trend zu brechen. Soll die Familie als Urzelle unserer Gesellschaft eine der wichtigsten Funktionen erfüllen - nämlich die Weitergabe des Lebens - sind alle politischen Instanzen aufgefordert, gemeinsam entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen." Als wichtige Schwerpunkte nennt er die Anerkennung verschiedener Familienformen, bedarfsgerechte Angebote der familienergänzenden Kinderbetreuung, die Sensibilisierung und Prävention im Gesundheitsbereich oder Entlastungen im steuerlichen Bereich, wie sie geplant sind. Zusammenfassend folgert er: "Das Familienleitbild ist ein Meilenstein in unserer Familienpolitik. Für unsere politischen Weichenstellungen wurde eine breite Auslegeordnung mit den wichtigsten Faktoren geschaffen. Zentral wird sein, die familienpolitischen Massnahmen periodisch mit dem Leitbild zu evaluieren."
Hinweis an die Medien: Das Familienleitbild sowie der Grundlagenbericht können angefordert werden unter: familienfragen@lu.ch
Kontakt:
Anny Murp-Zweifel
Tel..: +41/41/228'65'80 (Di, Mi, Do)
E-Mail: anny.murpf@lu.ch
Internet: www.familienfragen.lu.ch