Jugendliche und junge Erwachsene in der Sozialhilfe: Leichte Entspannung zeichnet sich ab
Luzern (ots)
Als Folge der anhaltend guten Wirtschaftslage zeigt die Lage in der Sozialhilfe im Jahr 2006 erste Anzeichen einer Entspannung. Für junge Erwachsene kann vor allem der Übergang ins Berufsleben zu finanziellen Engpässen führen. Im Jahr 2006 erhielten denn auch überdurchschnittlich viele 18- bis 25-Jährige Sozialhilfe, wie LUSTAT Statistik Luzern mitteilt.
Die Sozialämter im Kanton Luzern gewährten im Jahr 2006 in 5'363 Fällen eine finanzielle Unterstützung. Die wirtschaftliche Sozialhilfe kam insgesamt 8'909 Personen zugute; das entspricht einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von 2,5 Prozent (= Sozialhilfequote). Somit mussten im Vergleich zum Vorjahr (2,6%) weniger Menschen in der Existenzsicherung durch Sozialhilfe unterstützt werden. Aufgrund der stabilen Wirtschaftslage erwarten die Sozialämter auch im laufenden Jahr keinen erneuten Anstieg der Fallzahlen.
Finanzielle Unterstützung beim Übergang ins Berufsleben
Der Wechsel von der Schule in eine nachobligatorische Ausbildung und der Übertritt von der Berufsausbildung in den Arbeitsmarkt sind zwei zentrale Übergänge im Leben eines jungen Menschen. Gelingt der Einstieg ins Berufsleben nicht respektive erst verzögert oder führen Kinderbetreuungspflichten zum Abbruch einer Ausbildung, so kann dies die finanzielle Selbstständigkeit von jungen Erwachsenen gefährden. Im Jahr 2006 erhielten denn auch überdurchschnittlich viele junge Erwachsene (18 bis 25 Jahre) Sozialhilfe; insgesamt belief sich ihre Zahl auf 1'062, was einer Sozialhilfequote von 2,9 Prozent entspricht. Zwar sank die Quote damit wieder auf das Niveau von 2004, seit jenem Jahr aber liegt sie jeweils 0,4 Prozentpunkte über dem Kantonsmittel.
Konzentration in Stadt und Agglomeration
Sowohl der interkantonale als auch der innerkantonale Vergleich zeigen, dass die Soziallasten mit der Grösse der Kantone respektive mit dem Grad der Verstädterung der Gemeinden wachsen. In der Stadt Luzern und den übrigen Agglomerationsgemeinden wohnten im Jahr 2006 insgesamt 70 Prozent der unterstützten Personen in der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen. Gemessen an der Wohnbevölkerung bezogen 4,4 Prozent der in der Stadt Luzern und 4,3 Prozent der im Agglomerationsgürtel lebenden jungen Erwachsenen Sozialhilfe. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 0,2 Prozentpunkte in der Stadt Luzern und 0,4 Prozentpunkte im Agglomerationsgürtel weniger.
Finanzielle Notlagen bei früher Familiengründung
42,7 Prozent der jungen Erwachsenen, die Sozialhilfe bezogen, wohnten 2006 noch bei den Eltern oder bildeten mit anderen volljährigen Personen einen Haushalt (ohne Kinder). Weitere 24,7 Prozent der 18- bis 25-Jährigen lebten allein und waren für die Finanzierung des eigenen Haushalts auf Sozialhilfe angewiesen. 18,5 Prozent standen als Eltern(teil) einem Familienhaushalt mit Kindern vor. Besonders für junge Alleinerziehende, aber auch für junge Paare mit Kindern erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Abhängigkeit von Sozialhilfe. Fast drei von fünf unterstützten jungen Erwachsenen waren weiblich.
Ein Drittel der Jugendlichen mit Migrationshintergrund
Kinder und Jugendliche sind zahlenmässig die am stärksten vertretene Altersgruppe in der Sozialhilfe (2'857 oder 32,1% aller Unterstützten im Jahr 2006). Somit waren überdurchschnittliche 3,5 Prozent aller Minderjährigen im Kanton Luzern in Sozialhilfeunterstützung involviert. 37,7 Prozent der 910 unterstützten Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren haben einen Migrationshintergrund. Dieser Wert ist mehr als doppelt so hoch wie der Ausländeranteil der entsprechenden Altersgruppe in der Gesamtbevölkerung (16,2%).
Verbesserte Erwerbssituation führt aus der Sozialhilfe
Im Jahr 2006 konnten sich gut 36 Prozent der jungen Erwachsenen hauptsächlich dank einer verbesserten Erwerbssituation von der Sozialhilfe lösen (2004: 33,6%). Für 31,1 Prozent bedeutete verbesserte Erwerbssituation: Aufnahme einer Erwerbstätigkeit oder Teilnahme an einem Beschäftigungsprojekt. Weitere 5,1 Prozent der jungen Erwachsenen konnten ihre Existenz dank eines höheren Erwerbseinkommens wieder selbstständig sichern. Da junge Menschen noch wenig ortsgebunden sind, scheiden ausserdem 23,2 Prozent aufgrund eines Wohnortwechsels aus der Sozialhilfe aus. Bei 7,2 Prozent endet der Leistungsbezug mit einem Kontaktabbruch.
Ausführlichere Informationen zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Sozialhilfe finden sich in der neuen Ausgabe von LUSTAT aktuell der zentralen Statistikstelle des Kantons Luzern, LUSTAT Statistik Luzern. Nach einem Übersichtsartikel bringt das Heft Einzelanalysen zum demografischen Profil, zu Lebensformen, Ausbildung und Erwerbssituation sowie zur Dynamik des Leistungsbezugs von jungen Sozialhilfeempfängerinnen und -empfängern im Kanton Luzern. Ausserdem äussern sich zwei Fachleute zu den Schwerpunkten von Kanton und kommunaler Sozialhilfe bei der Integration von jungen Erwachsenen: Hansjörg Vogel, Integrationsbeauftragter des Kantons Luzern und Leiter der neuen Fachstelle Gesellschaftsfragen in der Dienststelle Soziales und Gesellschaft, sowie Ruedi Meier, Leiter der Sozialdirektion der Stadt Luzern. Die 16-seitige Ausgabe kann zum Preis von 16 Franken bezogen werden bei: LUSTAT Statistik Luzern, Burgerstrasse 22, Postfach 4168, 6002 Luzern (www.lustat.ch).
Anhänge http://www.lu.ch/download/sk/mm_photo/5489_LUSTAT_aktuell_2007_11.pdf
Kontakt:
lic. phil. Edith Lang
Wissenschaftliche Mitarbeiterin LUSTAT Statistik Luzern
Tel.: +41/41/228'66'01
lic. iur., lic. phil. Irmgard Dürmüller Kohler
Vorsteherin Dienststelle Soziales und Gesellschaft
Tel.: +41/41/228'57'79
Stadtrat/Sozialdirektor Ruedi Meier, Stadt Luzern
Tel.: +41/41/208'81'32 (14.00 bis 15.00 Uhr)