Waldwirtschaft Schweiz / Economie forestière Suisse
LFI3 - Diametral unterschiedliche Entwicklung des Waldes je nach Region
Solothurn (ots)
Die ersten Ergebnisse des Landesforstinventars (LFI) 3, welche BAFU und WSL heute veröffentlicht haben, liefern vom Verband Waldwirtschaft Schweiz mit Spannung erwartete Entscheidungsgrundlagen und Angaben zu Produktionspotenzialen für den Rohstoff Holz. Das LFI3 ist auch eindrücklicher Beleg für die diametral unterschiedliche Entwicklung des Waldes je nach Region. Keine Überraschung ist die ungebremste Waldflächen- und Holzvorratszunahme in den Alpen und auf der Alpensüdseite. Die Waldbestände im Berggebiet sind grossflächig unternutzt und überaltert. In dieser Grössenordnung eher unerwartet fällt mit 7 Prozent der Vorratsrückgang im Mittelland aus. Diese Entwicklung auf einem sehr hohen Vorratsniveau ist jedoch aus ökologischen und ökonomischen Gründen erwünscht.
Die für die Wald- und die Holzwirtschaft strategische Frage nach dem Holzproduktionspotenzial des Schweizer Waldes findet mit dem LFI3 eine aktuelle und statistisch fundierte Antwort: Die zunehmende Nachfrage nach dem natürlichen und klimaneutralen Baustoff und Energieträger Holz lässt sich vor allem mit Mehrnutzungen in heute grossflächig unternutzten und überalterten Bergwäldern decken, die oft nicht oder ungenügend erschlossen sind. Aus ressourcenökonomischen und volkswirtschaftlichen Überlegungen drängen sich deshalb Investitionen in den Bau von Forststrassen als Basiserschliessungen auf. Zwar macht der gestiegene Holzpreis solche Investitionen für die Waldeigentümer betriebswirtschaftlich interessanter. Trotzdem sind Bund und Kantone im Rahmen ihrer Wald- und Ressourcenpolitik gefordert, wieder verstärkt ihren Beitrag zu leisten. Das kann durch Finanzhilfen und durch einfachere Bewilligungsverfahren geschehen.
Die Waldentwicklung im Mittelland, wo in der Referenzperiode die Holznutzung und die Mortalität der Bäume 120 Prozent des Zuwachses erreichten, ist keineswegs ein Indiz für eine Gefährdung des Prinzips einer nachhaltigen Waldwirtschaft. Erstens ist sie durch die Windwürfe des Orkans Lothar und die anschliessenden Massenaufkommen von Borkenkäfern mitbedingt. Zweitens ist sie eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Korrektur des Holzvorrats auf einem im mitteleuropäischen Vergleich absoluten Rekordniveau von immer noch über 400 m3 pro Hektar.
Mit 22 Prozent verzeichnet der Fichtenvorrat im Mittelland einen unerwartet hohen Rückgang. Fachleute der Wald- und Holzwirtschaft, des BAFU sowie der kantonalen Forstdienste sind gefordert, sich mit dieser Entwicklung zu befassen, ist doch die Fichte wegen ihrer günstigen Eigenschaften für die holzverarbeitende Industrie wirtschaftlich die mit Abstand wichtigste Baumart. Ganz im Sinn der multifunktionalen Waldwirtschaft gilt es jedoch auch in der Fichtenfrage dauernd ein Gleichgewicht zwischen den wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Funktionen des Waldes anzustreben.
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