Wasser gehört unter demokratische Kontrolle
Zürich (ots)
Weltbank und Internationaler Währungsfonds sollen in Entwicklungsländern keinen Druck mehr zur Privatisierung von Wasserversorgungen ausüben. Diese Forderung haben die Entwicklungsorganisation Helvetas und die Skat Foundation an der Tagung "Water in People's Hands!" in Zürich gestellt. Die Schweiz müsse sich in den Bretton Woods-Institutionen und am Weltwasserforum in Kyoto für eine Wasserpolitik mit demokratischer Kontrolle einsetzen.
An der Tagung vom 14. März 2003 haben Fachpersonen aus der Schweiz, aus Europa und aus Entwicklungsländern Erfahrungen mit geeigneten Organisationsformen für Wasserversorgungen ausgetauscht. David Hall, Direktor der "Public Services International Research Unit" der Universität Greenwich, führte in einem Referat aus, dass bisherige Privatisierungsprojekte enttäuscht und insbesondere den wirtschaftlich benachteiligten Bevölkerungsschichten nichts gebracht haben. Ein Beispiel dafür lieferte Ana Mae Dolleton von der philippinischen NGO "Freedom from Dept Coalition". Sie stellte die 1997 vorgenommene und inzwischen gescheiterte Privatisierung der Wasserversorgung von Manila vor.
Diese Ausführungen wurden ergänzt durch die Präsentation von Fallbeispielen aus Zürich, Brasilien, Kamerun und Nepal. Sie zeigten, dass demokratisch verwaltete Wasserversorgungen auch in Grossstädten und Entwicklungsländern wirtschaftlich effizient funktionieren und allen den Zugang zu Wasser ermöglichen können. Es wurde deutlich, dass für erfolgreiche Reformen des Wassersektors keine Privatisierungen notwendig sind.
Forderung an Schweizer Delegation am Weltwasserforum
Helvetas und die Skat Foundation haben auf das enorme Konfliktpotenzial im Zusammenhang mit der Wassernutzung hingewiesen und betont, dass die lebensnotwendige Ressource Wasser einer demokratischen Kontrolle unterstellt werden muss. In einem Forderungskatalog für eine nachhaltige Wasserpolitik verlangen die beiden Organisationen unter anderem, dass die Vereinten Nationen den Zugang zu sauberem Trinkwasser als Menschenrecht deklarieren. Ausserdem sollen die Bretton Woods-Institutionen Weltbank und Internationaler Währungsfonds ihre Praxis aufgeben, als Voraussetzung für Entwicklungskredite und Entschuldungsprogramme die Privatisierung von Wasserversorgungen zu verlangen. Der zunehmenden Wasserkrise könne nicht mit vermeintlichen Patentrezepten begegnet werden, sondern nur mit vielfältigen und auf lokale Bedürfnisse abgestimmten Massnahmen, über deren Ausgestaltung die Bevölkerung mitentscheiden kann. Die Schweiz soll sich für diese Ziele einsetzen, in den genannten Institutionen ebenso wie am Weltwasserforum in Kyoto, das diesen Sonntag beginnt.
Beitrag zum Uno-Jahr des Wassers
An der Tagung "Water in People's Hands!" in den Räumen der Wasserversorgung Zürich haben 80 Personen teilgenommen. Organisiert worden war sie aus Anlass des Uno-Jahres des Wassers von der Entwicklungsorganisation Helvetas und der Skat Foundation, mit finanzieller Unterstützung von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA. Der Veranstaltung vorausgegangen war eine Exkursion in die Ostschweiz. Zusammen mit 15 Fachleuten aus Entwicklungsländern wurden am 13. März die Wasserversorgungen von St. Gallen und Wittenbach besucht.
Weltweit haben heute 1,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Jede Stunde sterben 450 Kinder unter fünf Jahren an wasserbedingten Erkrankungen. Während die verfügbare Wassermenge in etwa konstant bleibt, hat sich der Verbrauch in den letzten hundert Jahren versechsfacht, vor allem für Nahrungsmittelproduktion und industrielle Zwecke. Der steigende Verbrauch und die ungleiche Verteilung führen dazu, dass die Bevölkerung in immer mehr Ländern unter Wassermangel leidet.
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